Freistaat Flaschenhals

Die Initiative

Zum 75. Jahrestag des historischen Freistaates Flaschenhals wurde 1994 die Freistaat Flaschenhals Initiative von engagierten Winzern und Gastronomen aus der Taufe gehoben. heute ist die FFI überregional bekannt durch verschiedene Fernsehberichte und Publikationen. Ihre Mitglieder haben sich verpflichtet, Weine zu erzeugen, die über den gesetzlichen Qualitätsnormen liegen und in Verbindung damit gebietstypische Speisen dem Gast anzubieten. Ein gemeinsames Weinetikett bürgt für Anspruch und erlesenen Genuß.

In gepflegten Restaurants und Gutsschänken, sowie in in urigen Straußwirtschaften kann der stets willkommene Gast eine breite Palette freistaatlicher Weine, Winzersekte und Edelbrände zu den Speisen aus heimischen Bächen, Feldern und Wäldern genießen.

Die reichhaltige Kultur und Geschichte der imposanten Landschaft des romantischen Mittelrheins läßt das alles zu einem echten Erlebnis werden.

Nicht oft auf der Welt sind so viele Burgen, Schlösser, Klöster und gotische Kirchen auf engstem Raum zu finden. Das Hinterland des Freistaats mit dem verschlungenen Wispertal, seinen Naturschutzgebieten und Taunushöhen bietet dem Wanderer Erholung, Ruhe und Natur pur.

Für den kulturell interessierten lohnt sich ein Besuch im FLASCHENHALS immer. Zum Beispiel die St. Martinskirche mit dem weltbrühmten Schnitzaltar, das Hilchenhaus als bedeutenstem Renaissancebau am Rhein, Kaub mit seiner einzigartigen Zoll und Wasserburg Pfalzgrafenstein und der Höhenburg Gutenfels als Kulisse für die Kauber Theater-Tage. Dieses alte interessante Weinstädtchen mit Schifferbergbau und Schiffahrtstradition ist berühmt geworden durch die historische Rheinüberquerung der preußich-russichen Armee unter Feldmarschall Blücher in der Neujahrsnacht 1813/1814. Im Blüchermuseum sind seltene Exponate der Befreiungskriege ausgestellt.

Als weitere Freizeitangebote im FREISTAAT FLASCHENHALS bestehen ein ausgedehntes Netz gut ausgebauter Wanderwege und ein Radweg durch die Weinberge, der ab Lorchhausen direkt am Rhein entlangführt.

Die Tage der "OFFENEN WEINKELLER", Mitte September, sowie die Schlemmerwochen, Ende April/Anfang Mai, sind die Höhepunkte für Kenner und Genießer.

Für Gäste, die länger im FREISTAAT FLASCHENHALS verweilen möchten, stehen gemütliche Landhotels, Pensionen und Ferienwohnungen zur Verfügung.

www.freistaatflaschenhals.de

Information:
Städtisches Verkehrsamt Lorch Tel.: 06726 1815
Städtisches Verkehrsamt Kaub Tel.: 06774 222

Der historische Freistaat Flaschenhals

Pfalzgrafenstein
Die Burg Pfalzgrafenstein im Rhein bei Kaub

Was sich heute wie ein launiger Scherz anhören mag, war noch vor 100 Jahren ein einzigartiger Kleinstaat, entstanden in schwerer Zeit nach den Wirren des 1. Weltkrieges, er existierte vom 10. Januar 1919 bis zum 25. Februar 1923.

Wie es dazu kam

Die westlich des Rheins gelegenen Provinzen Deutschlands waren von den alliierten Armeen besetzt. Um auch östlich des Rheins militärisch präsent zu sein, wurden von den Siegermächten bei Köln, Koblenz und Mainz halbkreisförmige Brückenköpfe mit einem Radius von 30 km eingerichtet.

Notgeld

Die Brückenköpfe von Mainz (französisch) und Koblenz (amerikanisch)berührten sich bei Laufenselden im Taunus. Kreise, die sich berühren , statt zu überlappen, hinterlassen einen freien Raum zwischen sich. Ein unbesetztes Gebiet in Form eines Flaschenhalses. Der "FREISTAAT FLASCHENHALS". Ein winziger Freistaat, der in seiner Existenzmöglichkeit stark eingeschränkt war, abgeschnitten vom übrigen Deutschland, das als"Weimarer Republik" in die Geschichte einging.

Die Verwaltung des Freistaats wurde vom Lorcher Bürgermeister Pnischeck organisiert, der auch das Freistaatgeld einführte; heute bei Sammlern eine begehrte Rarität. Die Sprüche auf den kleinen Notgeldscheinen spiegeln die Stimmung der damaligen Freistaat-Bewohner wieder.

"Nirgends ist es schöner als in dem Freistaat Flaschenhals"

"In Lorch am Rhein, da klingt der Becher, denn Lorcher Wein ist Sorgenbrecher"

"Als der Franzmann zog zum Rhein, ging vom Nollig viel Gestein"
(Lorcher Bergsturz)

"Hätt Adam Lorcher Wein bessesen,
hätt er den Apfel nicht gegessen,
es hätte dieser Rebensaft gen Evas List ihn taub gemacht"

Die Versorgung der 8000 Einwohner, die in den Städten Lorch und Kaub und den Gemeinden Lorchhausen, Sauerthal, Ransel, Wollmerschied, Welterod, Zorn, Strüth und Egenroth lebten, war äußerst schwierig. Straßenverbindungen ins unbesetzte Deutschland fehlten, so daß der gesamte Waren- und Postverkehr nur auf Schmuggelpfaden möglich war.
Die Eisenbahnbenutzung kam völlig zum Erliegen weil kein Zug im Freistaat halten durfte. Eine rühmliche Ausnahme machte ein Güterzug mit französicher Beutekohle aus dem Ruhrgebiet, der im Rüdesheimer Bahnhof abgestellt war. Dieser Zug wurde von einem beherzten freistaatlichen Lokführer gekappert und in den "Flaschenhals" zurückdirigiert, wo das willkommene Heizmaterial unter der Bevölkerung verteilt wurde.

Bei Nacht und Nebel über den Rhein blühte auch der Schmuggelverkehr, der allerdings von den Franzosen vom linken Rheinufer aus mit starken Scheinwerfern überwacht und gestört wurde. Mutige Freistaatsbuben sahen sich daher veranlaßt, am Lorcher Ufer die Hosen herunter zu lassen, um sich kostenlos beim Franzmann das Hinterteil "bestrahlen" zu lassen.

Wein aus dem besetzten Rheingau wurde nachts mit Ochsenkarren über Waldwege geschmuggelt, um ihn vor dem Zugriff durch die Franzosen zu bewahren. Die Lagerung in Lorcher und Kauber Kellern förderte den Ausbau der Weine so sehr, daß diese Jahrgänge noch heute bei Auktionen höchste Preise erzielen.

Am 25. Februar 1923 wurde der Freistaat entgegen den Vereinbarungen von "Versailes" von Französichen Truppen besetzt, die am 16. November 1924 wieder abziehen und den Freistaat Flaschenhals freigeben mußten.

www.freistaatflaschenhals.de

Mitglieder

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