Mutmaßlicher Brandanschlag auf Kinderschutzbund

23.06.2017

Unbekannte Täter randalierten in den Räume im Gebäude der Dr. Emely-Salzig-Schule/Über 50.000 Euro Sachschaden

Geisenheim. (sf) Die Fassungslosigkeit ist groß: am Montagabend verübte ein noch unbekannter Täter oder wahrscheinlich auch mehrere Täter einen gemeinen Anschlag auf den Kinderschutzbund Rheingau: in den Räumen des Kinderschutzbundes im Gebäude der Emely-Salzig-Schule randalierten sie, legten ein Feuer und zerstörten alles.
Die 32 Kinder im Alter zwischen sechs und 10 Jahren, die der Kinderschutzbund mit über 30 ehrenamtlichen und drei hauptamtlichen Helfern hier betreut, waren gerade erst nach Hause gegangen. Die Schüler aus den Klassen eins bis vier werden hier nach dem Unterricht sozialpädagogisch betreut, können Hausaufgaben unter der Aufsicht der Helfer machen, lernen in Gruppen gemeinsam mit ehrenamtlich arbeitenden Schülern aus der Sankt Ursula Schule oder auch dem Internat Hansenberg. Anschließend wird gemeinsam gespielt oder auch musiziert. Denn die Kinder, die von Zu Hause aus meist nicht die Möglichkeit haben, an musikalischer Förderung teilzunehmen, können hier Instrumente wie Gitarre oder Schlagzeug erlernen. In jahrelangen Spendensammelaktionen wurden verschiedene Spielsachen, spezielle pädagogische Spiel, Bastelmaterialien, Mal- und Schreib-Utensilien oder eben die wertvollen Instrumente angeschafft. Gerade erst zu Weihnachten hatte es eine Spende der Freunde der Waasschen Fabrik gegeben, mit der Spielsachen für die Betreuungsgruppe angeschafft wurden, die sich die Kinder sehnlichst gewünscht hatten. "Jetzt ist alles zerstört, wir haben nichts mehr", resümiert der Vorsitzende des Kinderschutzbundes Udo Wesemüller. Er ist genauso wie alle Betreuer und vor allem auch die Kinder geschockt über einen solchen sinnlosen Akt der Verwüstung.

Die Kinder und Betreuer hatten, wie jeden Tag, um kurz nach 16 Uhr die Räume der Betreuung in der Schule verlassen. In der Zeit zwischen 16.30 und 18.10 Uhr müssen der oder die Täter dann in das Gebäude eingedrungen sein, vermutet die Polizei. Bevor sie einen Brand legten, beschmierten sie die Wände der Räume des Kinderschutzbundes mit Farbe. Dafür benutzten die Täter nutzten offenbar Kunststoffflaschen und Spraydosen mit Farbe, die sie vor Ort vorfanden. Dann wurde ein größerer Papierstapel wurde in Brand gesetzt. Es kam zu einer starken Rauchentwicklung, die gegen 18.10 Uhr von Spaziergänger entdeckt wurde. Diese alarmierten den Brand bei Polizei und Feuerwehr. Die Geisenheimer Feuerwehr rückte sofort aus und löschte den Brand schnell, doch die Flammen hatten vor allem mit den Büchern, Spielsachen und Bastelmaterialien leichtes Spiel. Hinzu kommt jetzt auch der Schaden durch das Löschwasser. Auch Kissen, Sitzmöbel, Spiele und verschiedene Materialien sind alle unbrauchbar geworden durch das Rauchgiftgas, das durch den Brand entstanden ist. Die Polizei schätzt die Höhe des entstandenen Sachschadens auf mindestens 50.000 Euro, wahrscheinlich liegt der Schaden durch die speziellen pädagogischen Betreuungsmaterialien aber noch viel höher, wie die Helfer vermuten.

Die Räume sind zur Zeit nicht mehr benutzbar und wurden von der Brandschutzermittlung versiegelt, die genauen Untersuchungen beginnen jetzt erst richtig. Schon am Dienstagmorgen war der Brandermittler Möbius vor Ort und nahm die Arbeiten auf. Er machte auch klar, das gerade durch die Rauchgase alles in dem Räumen unbrauchbar geworden sei.
"Das Wichtigste und einzige Gute ist im Moment, dass keines der Kinder betroffen war. Ich war überglücklich, als ich hörte, dass alle Kinder die Einrichtung bereits verlassen hatten" sagte der Vorsitzende des Kinderschutzbundes, Udo Wesemüller. Und weiter: "Vorläufig können die 32 Kinder in den beiden anderen Räumen des Kinderschutzbundes im zweiten Stock der Dr. Emely Salzig.-Schule sozialpädagogisch betreut werden. Bis zu den schon bald beginnenden Sommerferien geht das", informiert er weiter.
Wesemüller ist vor allem der Schulleitung der Emely-Salzig-Schule dankbar für die gute Zusammenarbeit und Kooperation: "In der Schulleiterin, Frau Thies-Ruß, und ihren Lehrkräften haben wir Kinderschützer die bestmögliche Unterstützung gefunden. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bedanken".

Auf einmal ist alles weg, was den Kindern ein zweites Zuhause am Nachmittag war. Die Brandstiftung trifft Kinder, deren Bedürfnis nach Verlässlichkeit und Geborgenheit besonders groß ist. Diese beiden Säulen, die eine Familie ausmachen und die für andere Kinder selbstverständlich sind, kennen viele der Betreuungskinder von Zuhause aus nicht. Hinzu kommt, dass ein Drittel der Kinder, die die Gruppenschülerhilfe Geisenheim besuchen, Flüchtlingskinder mit traumatischen Fluchterfahrungen sind. Und nun ist ihr Rückzugsort, an dem sie die Hausaufgaben erledigt, gespielt und zu Mittag gegessen haben: abgebrannt.
Er hofft, dass man in den Sommerferien die verwüsteten und verbrannten Räumen wieder soweit herstellen kann, das nach den Sommerferien die Betreuung gewohnt weiter gehen kann. Umfangreiche Renovierungsarbeiten stehen da an. Für die Räume bestehe wohl auch eine Versicherung über den Schulträger. Ob das auch für das wertvolle Spielzeug, die Bücher, Instrumente und das Bastelmaterial gilt, weiß der Vorsitzende des Kinderschutzbundes noch nicht. Er befürchtet, dass man hier selbst tätig werden muss und alles neu beschaffen muss.
"Was nicht durch Feuer oder Löschwasser zerstört wurde ist durch Rauchgiftgas kontaminiert. Damit schließt sich jede weitere Verwendung für die Kinder aus und muss neu beschafft werden". Für Wesemüller und seine Vorstandskollegen ein Riesenproblem: "Wir sind als Kinderschutzbund ohnehin in hohem Maße auf Unterstützung und Spenden angewiesen, da bedeutet eine komplette Neueinrichtung eine riesige Herausforderung, die wir nur mit Hilfe Dritter bewältigen können". Man hofft auf große Spendenbereitschaft in der Bevölkerung, um die sozialpädagogische Schülerbetreuung aufrecht erhalten zu können."Die Kinder sind sehr traurig, viele hatten hier ihr Lieblingsbuch oder Lieblingsspiel", erzählt er. Und fragt sich wie so viele, wer so etwas Gemeines und Feiges macht.

Es wird einige Zeit vergehen, bis die Räumlichkeiten saniert und mit dem notwendigen Mobiliar wiederausgestattet sind. Der Kinderschutzbund Rheingau möchte daher vorab wenigstens die Spiel- und Lernmaterialien, Bücher und Schreibwaren wieder beschaffen, damit die Betreuungskinder nach den Schulferien mit den gewohnten Materialien arbeiten und spielen können.
Der Kinderschutzbund Rheingau wird die anstehenden Ausgaben in diesem besonders kostenintensiven Fall nur mit Hilfe privater Spender bewältigen können. Die Rheingauer werden daher gebeten, sich mit einer finanziellen Spende (bitte keine Sachspenden) solidarisch zu zeigen und den bevorstehenden Kostenaufwand gemeinsam mit dem Kinderschutzbund Rheingau zu stemmen. Der Dank der Kinder und der Kinderschützer ist ihnen gewiss.
Die Spendenkonten:
Deutscher Kinderschutzbund Rheingau
Vermerk "Gruppenschülerhilfe Geisenheim"
Rheingauer Volksbank
IBAN DE59 5109 1500 0000 0232 30
BIC GENODE51RGG
Nassauische Sparkasse
IBAN DE11 5105 0015 0450 0385 55
BIC NASSDE55
Spendenbescheinigungen werden ab 100 Euro ausgestellt.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 23.06.2017.

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