Viel Poesie, noch mehr Leben

28.11.2021

Schauspieler und Musiker Thomas Rühmann und Band ließen die Winkeler Brentanoscheune erbeben

Winkel. (sf) „Wir machen so gerne zusammen Musik, wir würden auch ohne Sie spielen – mit Ihnen macht das natürlich noch viel mehr Spaß!“, mit sichtlicher Spiellaune und ganz viel Vergnügen am realen Auftritt nach vielen Monaten Corona-Lockdown nahm der bekannte Schauspieler und Musiker Thomas Rühmann sein Publikum in der Winkeler Brentanoscheune mit und sorgte für einen wunderbaren Konzertabend im kleinen Rahmen: sonst vor Millionenpublikum einmal in der Woche im Fernsehen, gab es diesmal ein fast „intimes“ Treffen mit den Zuhörern in der für Rühmanns Auftritte eher ungewohnt kleinen Brentanoscheune. Und so bedauerte auch der Gastgeber des Abends, Wolfgang Junglas von der Rheingauer Weinbühne, dass mit wachsenden Inzidenz-Zahlen in der Corona-Pandemie auch weniger Karten für ein Konzert wie das am Samstag verkauft werden konnten, obwohl alle Hygiene-Regeln strikt eingehalten werden.

Doch Thomas Rühmann und seiner guten Stimmung tat dies keinen Abbruch: zusammen mit seiner Band ließ er mit ganz „viel Poesie und noch mehr Leben“ die altehrwürdige Gerberscheune erbeben und die begeisterten Gäste, darunter viele Rheingauer Fans, dankten es mit riesigem Beifall. Neben dem singenden Fernsehstar an der Gitarre waren auch Gitarrist Michael Ritter, Keyboarder und Pianist Peter Schenderlein, Bassist Lexa Thomas und Schlagzeuger Gören Eggert zu hören.

Thomas Rühmann kennen viele Fernsehzuschauer als „Dr. Heilmann“ aus der TV-Serie „In aller Freundschaft“. Dass er auch Musiker ist, dürfte aber vielleicht nicht ganz so vielen Leuten bekannt sein, mit seinem Namen verbinden alle immer zuerst die ARD-Krankenhausserie. Seit 1998 hat er hier die Hauptrolle des Dr. Roland Heilmann inne. Doch Rühmann, geboren 1955 in Sachsen-Anhalt, ist nicht nur als Schauspieler erfolgreich, sondern macht sich seit einigen Jahren auch als Sänger und Gitarrist einen Namen.

Schon 2014 ging Rühmann mit seiner Band zum ersten Mal auf Tournee, die mit „Falsche Lieder“ überschrieben war. Der Titel beschrieb, was die Band so besonders machte: sie brachten zusammen, was auf den ersten Blick nicht zusammenpasst und dann doch so wunderbar miteinander harmonierte. Denn gesungen wurden damals Texte von bekannten Liedermachern wie Hans-Eckardt Wenzel, die dann unter anderem auf die Musik von Neil Young, Bon Iver, Kings of Convenience, Mark Knopfler oder auch Tracy Chapman trafen. Jetzt geht Thomas Rühmann in logischer Konsequenz einen Schritt weiter und präsentiert mit seiner Band auf der neuen Tour die „Richtigen Lieder“. Unter diesem Titel ist auch sein erstes Album erschienen und beschrieben wird das von ihm selbst so: „Die wirre Welt. Mittendrin du und ich. Also Liebeslieder. Was sonst. Viel Poesie, noch mehr Leben. Rockmusikalische Vielfalt. Leidenschaftlich. Unbedingt. Gekonnt. Eigen“.

Vor allem aber zeigt die neue Tour auch, dass Rühmann und seine Mitstreiter Musik selbst machen können. Zwar bedienen sie sich noch immer fremder Texte, doch die Musik dazu ist die eigene. „Ich habe nun mal kein Talent für das Schreiben von Songtexten“, bekennt Thomas Rühmann. Deshalb liefern ihm befreundete Dichter wie eben Hans-Eckardt Wenzel die großartigen Worte, die er mit seiner Band mit wunderbaren Tönen bereichert: „Alle erfinden, komponieren und arrangieren!“. Auch Texte von Jörn Brumme, von der Berliner Band Rumpelstil, dem Dichter und Politiker Johannes R. Becher, von dem auch der Text der Nationalhymne der DDR stammt, sowie den Schriftstellern André Schinkel und Volker Braun haben die Musiker so vertont.

Ganz eigene musikalische Lied-Kreationen haben Rühmann und Band für diese ausgewählten Dichtungen geschaffen, von denen einige für echte „Gänsehaut-Momente“ sorgten, wie die Zuhörer in der Brentanoscheune bestätigten. Aber auch die rockigen Lieder und Rockchansons, die eigentlich fast schon zum Tanzen einluden, was wegen der Corona-Pandemie dann aber wiederum nicht möglich war, kamen sehr gut an und so mancher Fuß wippte mit.
Gerade aber diese Mischung sorgte neben der unbändigen Spiellaune der Musiker für einen unterhaltsamen Abend in Winkel und so lieferten sie eine frappierende musikalische Vielfalt zwischen Indierock und Liedform ab. Die fünf Musiker präsentierten sich leidenschaftlich und virtuos und es stimmte jeder Ton, jedes Wort, jedes Solo: „Richtiger“ ging es gar nicht.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 28.11.2021.

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