Gelegentliche Korkschmecker gehören zum Wein, solange er in Flaschen abgefüllt wird, die mit Naturkork verschlossen sind.
Um diesem unschönen Geschmacksrisiko zu entgehen, haben viele Winzer damit begonnen, auf Alternativverschlüsse wie Glas- oder Kunststoffkorken und Schraubverschlüsse umzustellen. Wen wundert es: Denn jährlich müssen Winzer zwischen 2 und 10 Prozent Korkausfälle hinnehmen.
Trotz allem ist statistisch bei jedem zweiten Winzer die Liebe zum Kork ungebrochen. Die eher emotionalen Argumente, Kork sei ein natürlich gewachsener Verschluss, der ideal zum Naturprodukt Wein passe und über entsprechend große Tradition verfüge, lassen sich nicht widerlegen. Insbesondere dann nicht, wenn sie sich mit den Empfindungen der Verbraucher decken. Gehört es nicht immer noch zum geliebten Ritual, wenn der Gastgeber in geselliger Runde nach dem Entkorken einer Flasche den Naturstopfen zur Nase führt und bedächtig wie vielsagend daran schnüffelt. Soll dieses "Jus primae noctis", diese den Weinkenner ausweisende Zeremonie tatsächlich dem bloßen Klicken eines Glaskorken oder gar dem bleschernen Zirben eines Schraubverschlusses weichen? Hier scheiden sich in der Tat die Weingeister.
So haben die sogenannten technischen Korken mittlerweile einen Anteil von über 30 Prozent gewonnen. Kunststoff- und Schraubverschlüsse machen noch einmal insgesamt rund 15 Prozent aus. Von den weltweit jährlich rund 18 Milliarden Flaschen werden immer noch über 10 Milliarden mit Naturkork verschlossen - Tendenz steigend. Trotz bekannter Altersanfälligkeit, die zu Mufftönen oder gar Ungenießbarkeit des Weines führen kann, genießt das Naturprodukt bei Winzern und Verbraucher gleichermaßen wieder hohes Vertrauen. Dazu beigetragen hat zweifelsohne auch die Industrie mit neu entwickelten Selektions- und Reinigungsverfahren bei der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung. Grundübel bei der Korkenproduktion war die Lagerung der frisch geschälten Korkrinde auf dem Waldboden. Dadurch konnten Schimmelpilze vom Boden aus den Korkstapel infizieren. Und gewaschen wird heute mit Zitronensäure oder Wasserstoffperoxyd statt mit belastendem Chlor. Hauptproduzentenländer sind übrigens Portugal und Spanien und - zu einem geringen Anteil - auch Italien mit Sardinien, die hinsichtlich der klimatischen Verhältnisse die besten Wachstumsvoraussetzungen erfüllen.
Kork hat neben den emotionalen Faktoren eines Naturproduktes auch gute physikalische Eigenschaften. Durch die tatsächlich unerreichten Abdichteigenschaften ist der Sauerstoffdurchlass ausgesprochen gering. Entgegen der landläufigen Meinung "atmet" Korken nicht. In Sachen Langlebigkeit und Frische kann der Naturstopfen bestens mithalten.
Für den Winzer ist die Wahl des Flaschenverschlusses auch eine wirtschaftliche Entscheidung. Während der Aluminiumschraubverschluss, der Kunststoffstopfen und der Recycling- Korken aus Korkgranulat jeweils abhängig von Material und Größe zwischen drei bis 15 Cent je Stück liegen, schlägt der Glasstopfen schon mit 30 bis 50 Cent zu Buche. Die Kosten für den Naturkorken dagegen reichen von 13 Cent für den Verschluß von schlichten Weinen bis zum handgearbeiteten Korken für beste Rote für je 1 Euro.
Das Ei des Kolumbus in Sachen Kork ist noch lange nicht gefunden. Wenn es nach der Tetrapack-Industrie ginge, käme der Wein künftig in die Tüte!