Café International Special lud zum Lesefest mit Geschichten über Anderssein und Toleranz für Flüchtlingskinder und kleine Leseratten aus der Region
Winkel. (sf) Super-Edgar ist ein kleiner Elch mit blauem Mantel, einer geheimnisvollen Maske und natürlich Superkräften und die setzt er ein, wenn es um Ungerechtigkeit geht.
Alle Schmusetiere der Kinder waren verschwunden, entführt von einem Bösewicht. Doch Edgar machte sich tapfer und mutig auf die Suche und fand die Tiere wieder. Und nicht nur das, in der Geschichte spielten auch Toleranz und den anderen Kennenlernen, um Vorurteile zu überwinden, eine große Rolle. Aus diesem Grund hatte die Landtagsabgeordnete Petra Müller-Klepper das Bilderbuch von Super-Edgar am vergangenen Dienstag im "Café International Special" den rund 20 Kindern aus sechs verschiedenen Nationen im Rahmen des Lesefestes auch vorgelesen.
Das "Café International" ist eine Einrichtung des Mehrgenerationenhauses (MGH) in Zusammenarbeit mit den Flüchtlingshelfern und der Stadt Oestrich-Winkel. Seit einigen Monaten sind Rheingauer Bürger und die Asylsuchenden in der Region an jedem letzten Mittwoch im Monat eingeladen, sich an diesem Nachmittag in "Café International" näher kennen zu lernen. Dazu wurden vor allem in den Sommerwochen auch viele Ausflüge unternommen, den mit Café sei nicht nur gemeinsames Kaffeetrinken gedacht. "Vielmehr gibt es Wanderungen am Rhein oder zu Schloß Vollrads, mal ein Picknick oder gemeinsames Grillen. Ganz aktuell feiern wir morgen ein Kürbisfest", so die Organisatoren des "Café International". In den Wintermonaten will man dann auch Erzählcafés veranstalten und von Zeit zu Zeit gibt es auch ein "Café International Special" zusätzlich zu den Mittwochscafés, die vor allem auch dazu da seien, freiwillige Helfer zu akquirieren. "Hier kann man sich ganz unverbindlich mal umsehen, mit den Flüchtlingen in Kontakt kommen und dabei testen, ob man sich hier vielleicht einbringen will", erklärten die Organisatoren.
Die zusätzlichen "Specialcafés" würden sich meist um ein besonderes Thema und oft auch gerade um die Kinder drehen, so wie am Dienstagnachmittag. "Das Thema des diesjährigen Lesefestes "1000 Bücher - 1000 Sprachen" hat uns sofort angesprochen und wir haben uns gleich dafür mit diesem Vorlesenachmittag für Kinder zwischen fünf und zehn Jahren angemeldet", erklärte Christiane Kompch-Maneskarimi, die Leiterin des MGH. Zusammen mit den Flüchtlingshelfern, Stefanie Nikolai-Jagiela vom Familienbüro und Karin Brudy vom MHG hatte sie ein tolles Programm für diesen Nachmittag zusammen gestellt. Im Mittelpunkt standen zwei Bücher, die sich kindgerecht mit dem Thema Toleranz auseinander setzten. Neben dem "Super-Edgar" gab es eine Lesung mit Diabildern aus dem Buch "So bin ich und wie bist Du?". Kerstin Brudy hatte die interaktive Lesung dieses einmalig schönen Buches vorbereitet und die rund 20 Kinder, darunter fast alle Kinder der in Oestrich-Winkel lebenden Flüchtlingsfamilien, hörten gespannt zu. Dank der ansprechenden Bilder war auch alters- und sprachübergreifend ganz schnell klar, wovon das Buch handelte: von gegenseitigen Kennenlernen, respektieren des Andersseins, von Toleranz, Nächstenliebe und Verständnis für einander. So mancher Erwachsene hätte an diesem Nachmittag von den völlig vorurteilslosen Kindern etwas lernen können: denn nach der Lesung gab es ein Gespräch, in dem die Kleinen sich ganz groß zeigten, auf Verschiedenheiten wie die Haarfarbe, das Alter oder die Körperstatur hinwiesen, sich trotzdem aber kennen lernen wollten. Das taten sie dann beim gemeinsamen Spielen, Malen und Essen. Kakao und Schokoladenmuffins gab es für alle, gespendet vom Familienbüro der Stadt Oestrich-Winkel. Danach durften Bilder zum Thema "Anderssein" gemalt werden. In einer Spielecke gab es traditionsreiche Spiele aus vielen verschiedenen Ländern zu entdecken und in einer Leseecke durfte noch weiter geschmökert werden. Nach nur zwei Stunden hatten sich viele neue Freundschaften gegründet und so manches Flüchtlingskind wird wohl demnächst Mal in einer deutschen Familie zum Spielen eingeladen. Bleibt zu hoffen, dass hier die Erwachsenen sich mal ein Beispiel an den Kindern nehmen.