Wer beim nächsten Wein-Abend mit Begriffen wie "Altersbukett", "Auslese" oder "Halsschleife" glänzen will, ist bei einem Weinseminar genau richtig.
Im Rheingau gießt man den Wein nicht um, man dekantiert ihn. Im Rheingau perlt der Wein auch nicht, er moussiert.
Rheingau ist Riesling, sind Weinberge: Die Region ist ein weltbekanntes Anbaugebiet und erzeugt einige der besten Weine weltweit - ein Paradies für Liebhaber und Kenner. Aber was macht einen Weinkenner zum Weinkenner? Und was macht einen guten Wein aus? Einen Einblick in die Kunst gewähren spannende Seminare in der Region.
Das Eigenleben des Weins
Das oberste Gebot bei einem Wein ist seine Echtheit: Weinexperten zufolge muss ein guter Wein nachhaltig und handwerklich erzeugt worden sein, ohne industrielle Einmischung. Haben die komplexen biochemischen Prozesse zu einem gewissen Grad freien Lauf, können sich überraschende Geschmacksbilder entwickeln. Wein hat mehr als 800 Aromen. Und die lassen sich auch auf natürliche Weise in die eine oder andere Richtung beeinflussen.
So schmeckt ein Wein aus der gleichen Lage jedes Jahr anders, selbst der erste Schluck ist nicht wie der letzte. Ein guter Wein entwickelt mit der Zeit ein Eigenleben. Ihn zu erklären, erfordert deshalb mehr als die Analyse der Inhaltsstoffe. Wichtig sind die Qualitäten der Süße, Säuren und Tannine. Auch deren Zusammenwirken sowie Veränderungsprozesse spielen eine Rolle.
All das ist zu beachten, möchte man Wein wirklich kennen lernen. Die Sommeliers wissen, wie es geht: Sie betrachten, riechen, schlürfen, spucken, analysieren und beurteilen, was sie wahrgenommen haben.
Wein-Seminare im Rheingau
Erlernen lässt sich das am besten im Weinanbaugebiet selbst - inmitten weiter Weinberge und -güter, mittelalterlicher und kurfürstlicher Burgen. Schließlich stellt sich in der richtigen Atmosphäre auch das passende Lebensgefühl ein. Zahlreiche Winzer im Rheingau bieten entsprechende Seminare an, so etwa das Weingut Friedrich Altenkirch www.weingut-altenkirch.de: Die Weinbauschule des Traditionsbetriebs bietet den interessierten Schülern theoretisches Wissen und eine Menge Praxis beim Rebschnitt, Ausbrechen der Triebe, Laubarbeiten sowie der Grün- oder Auslese. Der neue Jahrgang wird unter fachmännischer Anleitung eines Sommelier verkostet. Sogar eine Urkunde gibt es dafür.
Bereits seit 1982 organisiert die Hochschule Geisenheim Sensorikseminare www.wein-sensorik-seminar.de. Unter dreifach fachlicher Anleitung lernen die Teilnehmer die Geheimnisse der Weinsensorik kennen. Mittels Schmecken von Wasser mit unterschiedlichen Geschmacksarten und -intensitäten und durch Erkennen von Geruchsproben werden die Sinne geschult. Darüber hinaus wird Wissen über sensorische Prüfmethoden und verschiedene Transport- und Lagerbedingungen gelehrt. Auch über den Rheingauer Wein wird philosophiert.
Zertifikat für Gourmets und Anfänger
Lehrreich und mit einem Zertifikat enden die Gourmet-und Erlebnis-Weinseminare für Einsteiger und Fortgeschrittene der Weinschule Eckstein. Die Teilnehmer lernen hier, woran man einen guten Wein erkennt, was auf dem Etikett steht und wie sich der richtige Wein im Supermarkt findet. Daneben werden Grundlagen zum Weinanbau und zu verschiedenen Rebsorten vermittelt. Basiswissen zum Trinkgenuss sind ebenso Bestandteil, etwa über zu Einflussfaktoren wie Trinktemperatur, Gläser und Zubehör. Auch hier wird professionell verkostet.
Das schwierigste ist dabei sicherlich die eigene Wahrnehmung, denn analysieren lässt sich nur, was man wahrnehmen kann. In den Seminaren wird gezeigt, wie man vom unbewussten zum bewussten Weintrinken übergeht, sich selbst sensorisch schult und so seine Wahrnehmung schärft. Das fordert Konzentration wie Geduld, ermächtigt aber schließlich zu einer gewissen Kompetenz des Schmeckens und einer eigenen Urteilsfähigkeit - und das macht unabhängig.
Ein Wein-Seminar lässt sich übrigens hervorragend zu einem langen Themenwochenende ausweiten. Die Suche nach der passenden Unterkunft ist mit Onlineportalen leicht gemacht. Und die Region hat weintechnisch noch mehr zu bieten. So lässt sich spätestens bei einer naturkundlichen Weinwanderung inklusive Verkostung das Gelernte wunderbar in der Praxis anwenden.