Zwei Rheingauer in Australien

07.03.2019

Burkhard Kirchner kehrte nach 19 Jahre in sein Ausbildungsweingut zurück, in dem Florian Prinz jetzt Praktikant ist

Rheingau. (sf) In Australien ist zur Zeit die Weinlese voll im Gange und mittendrin sind zwei gleich Rheingauer Winzer: Florian Prinz vom gleichnamigen Weingut aus Hallgarten absolviert nach seinem Studium in Geisenheim ein Auslandspraktikum bei der „Robert Stein Winery“ in Mudgee in Australien, Burkhard „Buggy“ Kircher vom Weingut Jakob Jung in Erbach besuchte dieses Weingut auf seiner Australienreise, denn auch er war vor 19 Jahren als Student in der „Robert Stein Winery“, um im Rahmen seines Auslandssemesters die australische Weinbereitung kennenzulernen. Jetzt ist er zur Ernte zurückgekehrt und lernt immer noch gerne, brachte aber diesmal auch Wissen aus Deutschland mit, um es mit seinen australischen Freunden zu teilen.
Im Jahr 2000 holte sich „Buggy“ im letzten Jahr seines Winzer- und Weinbaustudiums in Geisenheim sechs Wochen praktische Erfahrung in der Kellerei auf der anderen Seite der Welt. Der Kontakt war über einen Freund in Erbach zustande gekommen, zu dem die Steins Verbindungen pflegen. Denn die Familie Stein hat ihre Wurzeln im Heimatort von Buggy: die australische Winzerfamilie Stein stammt aus Erbach. Ein Vorfahr, Johann Stein aus Erbach, hatte 1838 die ersten Rieslingreben aus Deutschland mitgebracht. Sein Bruder Jakob hatte damit das erste Stein’sche Weingut in Australien gegründet, das allerdings nicht mehr existiert. Erst 1976 besann sich die Familie auf diesen Teil ihrer Geschichte und gründete erneut ein Weingut, das heute zu den besten in New South Wales gehört und mit zahlreichen Auszeichnungen dekoriert wurde. In der Zeit der Neugründung machte sich die Familie auch auf die Suche nach ihren Ursprüngen und kam in den Rheingau. Aus dem ersten Kontakt hat sich ein reger Austausch entwickelt, der trotz der großen Entfernungen mit gegenseitigen Besuchen am Leben erhalten wird.
Kein Wunder also, dass Kirchner sich vor 19 Jahren bei seiner Gastfamilie in Down Under so wohl fühlte. Und auch die Steins waren sich schon zum Abschluss des damaligen Aufenthalts einig: „Buggy wird es zu etwas bringen, er hat echte Klasse, es war eine absolute Freude, ihn hier zu haben".
„Letztes Jahr habe ich mich entschlossen, zurück zu kommen, weil wir in Deutschland eine sehr frühe Ernte hatten und dort nicht zu viel Arbeit auf dem Weingut anstand.“ Mit seinem Chef Alexander Jung war er sich schnell einig:„ Ich gehe wieder für einen Monat nach Mudgee. Ich liebe diesen Ort, es ist wunderschön dort“, sagte er. Und auch in Australien bot der anstehende frühe Herbst 2019 Gelegenheit, mit Blick auf den Klimawandel dazuzulernen: „Es ist interessant zu sehen, wie die Winzer in einem wärmeren Klima arbeiten. Da es auch in Deutschland immer wärmer wird, hatten wir 2018 unsere früheste Ernte aller Zeiten. Es ist also eine gute Gelegenheit, die Erfahrung aus Australien mitzunehmen“. Jacob Stein fügte hinzu, dass das Wissen in beide Richtungen fließt: „2006 habe ich mit Buggy im Rheingau gearbeitet, einer der berühmtesten Riesling-Regionen der Welt. Wir lernen also voneinander, am Ende geht es darum, zusammenzuarbeiten, um unseren Wein besser zu machen.“, sagte er.
Um den Kreis zu schließen, beherbergt das Weingut derzeit auch den Rheingauer Mitstreiter Florian Prinz, der sich in der gleichen Position wie Buggy vor 19 Jahren befand, nachdem er letzte Woche sein Studium abgeschlossen hatte.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 07.03.2019.

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