Per Drohne nach Kitzen suchen
09.05.2019
Verein zur Kitzrettung besprach mit ehrenamtlichen Helfern Planung für die neue Saison/50 Helfer engagieren sich bei der Rettung kleiner Rehe vor dem Mähdrescher
Rheingau. (sf)Im Mai und Juni bringen die Rehe ihre Jungen zur Welt. Um sie vor Feinden zu schützen, legen die Ricken ihren Nachwuchs gerne in hohen Wiesen ab. Während die Mütter bei Gefahr fliehen, verharren die Kitze in den ersten Lebenswochen am Platz und ducken sich tief ins Gras. Dieses Verhalten wird ihnen jedoch zum Verhängnis, wenn die Wiesen im Frühsommer gemäht werden. Jedes Jahr werden tausende Rehkitze durch die scharfen Messer der Mähwerke getötet oder grausam verstümmelt. Der 2014 gegründete Verein „Kitzrettung Rheingau-Taunus“ hat es sich unter dem Motto „Den Tieren verpflichtet“ zur Aufgabe gemacht, so viele Kitze wie möglich zu retten. Jetzt trafen sich die ehrenamtlichen Helfer des Vereines, um über die jetzt beginnende neue Saison der Kitzrettung zu sprechen.
Im Vordergrund der Arbeit des Vereines steht die Rettung der kleinen Rehe mit Drohnen: fünf vereinseigene Drohnen und sechs dafür ausgebildete Piloten hat der Verein, dem rund 50 ehrenamtliche Helfer für die Rettungsaktionen zur Verfügung stehen. Mit den Coptern, die mit Wärmebildkameras gekoppelt sind, können in den Wiesen und auf Feldern direkt vor dem Mähen die Kitze aufgespürt werden, um sie vor einem schrecklichen Tod und Verstümmelungen durch Mähdrescher zu bewahren.
„Die kleinen Rehkitze sind so niedlich und verstecken und ducken sich im Gras genau dort, wo ihre Mutter sie hingebracht hat. Ihrem Instinkt folgend ducken sich die kleinen Rehe dort tief ins Gras, wo die Mutter sie meist nachts hingebracht hat und laufen nicht weg, auch wenn die Mähmaschinen anrücken“, erläutert der Vorsitzende Axel Lechterbörger. Von grausamen Verstümmelungen und einem besonders schlimmen Tod für die kleinen Rehkitze spricht die Kitzrettung Rheingau-Taunus. 2014 hat sich der Verein gegründet und will in diesem Jahr zum fünften Mal zu einer Aktion zur Rettung der Kitze ausrücken. Mittlerweile würden doch recht viele Landwirte die Aktion unterstützen und die Kitzrettung stets kurz vor dem geplanten Mähen unterrichten. Mit allein im Rheingau 50 ehrenamtlichen Helfern sei man dann zu den betroffenen Feldern gefahren und habe mit verschiedenen Methoden immerhin allein im letzten Jahr 76 Kitze im hohen Gras aufgespürt und gerettet. „Die sind schon sehr süß und man muss an sich halten, sie nicht zu streicheln“, so der Vorsitzende des Vereines. Doch Axel Lechterbörger sagt ganz bestimmt, dass es hier nicht um einen Streichelzoo geht, sondern der Verein sich den Tieren verpflichtet fühle und sich darum kümmert, die Kitze vor einem grausamen Tod zu bewahren. „Wird ein Kitz gefunden, hebt man es mit Handschuhen und etwas ausgerissenem Gras in eine Kiste. Nach dem Mähen wird es dann zu der Fundstelle zurück gebracht.“
Ungebrochen ist im Rheingau das Interesse der Helfer, worüber sich nicht nur der Vorsitzende freut. Schon beim allerersten Informationsabend vor drei Jahren in Oestrich-Winkel hatten sich damals 50 ehrenamtliche Helfer für die Kitzrettung angemeldet und dabei ist es auch geblieben. Eine verbindliche Verpflichtung müssen die Helfer nicht eingehen. Sobald ein Mähtermin bekannt Ist, wird im Helferkreis abgefragt, wer unterstützen kann. Dazu gibt es What’sApp-Gruppen, in die alle Helfer aufgenommen werden. Im Team werden dann alle wichtigen Kenntnisse vor Ort vermittelt. Die Helfer versuchen mit verschiedenen Methoden, die Kitze zu retten: Da gibt es zu einem die Methode, das Muttertier dazu zu bewegen, das Kitz aus der Wiese zu führen. Dazu stellt der Verein am Abend vor dem Mähtermin Wildtierscheuchen auf, die am nächsten Morgen wieder entfernt werden. In diesem Jahr will die Kitzrettung Rheingau-Taunus ein neues Gerät zur Kitzrettung ausprobieren: Kleine, ca. 20 Meter große leuchtende Zylinder, die batteriebetrieben permanent einen hohen Ton von sich geben, sollen am Tag vor dem Mähen in dem jeweiligen Feld verteilt werden und so die kleinen Kitze vertreiben. Rund 15 dieser „KR 01“ hat der Verein für 100 Euro das Stück angeschafft. Man hofft, dass auch die Landwirte selbst in diese neue Rettungsmöglichkeit investieren.
Als weitere Methode stehen tragbare Geräte mit Infrarotsensoren zur Verfügung. Und für die direkte Suche unmittelbar vor der Mahd hat der Verein die mit Wärmebildkameras ausgerüsteten Drohnen, mit denen die Wiesen abgeflogen werden. Diese Geräte sind mit rund 4000 Euro sehr teuer in der Anschaffung. Immer im Zweier-Team suchen die Piloten nach den kleinen Rehen im Gras. Während der eine mit der Drohne die Wiese abfliegt, sucht der andere mit einem Sensorgerät, das das Bild der Wärmekamera überträgt, direkt die Wiese ab. „Wir wollen das Mähgut ja nicht unnötig zertrampeln, sonst arbeiten die Bauern auch nicht mit uns zusammen. Deshalb geht der Boden-Sucher immer nur dorthin, wo die Kamera einen roten Punkt für Wärme anzeigt“, erklärte der im Rheingau als Pilot tätige Ralf Bachmann. Man hofft, dass man in diesem Jahr auch wieder viele Landwirte und auch Winzer findet, die vor dem Mähen ihre Wiesen, Felder und Weinberge kostenlos absuchen lassen wollen. Kontakt können sie zeitnah über Telefon 0178/1600720 oder über kontakt®kitzrettung-rheingau-taunus.de aufnehmen.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 09.05.2019.
427