Gastgeber aus Leidenschaft-auch im Lockdown
09.12.2020
Christof Rath ist seit 25 Jahren Wirt im „Haus am Strom“ und lässt sich auch von Corona nicht ausbremsen
Winkel . (sf) Der gebürtige Eltviller Christof Rath ist seit 40 Jahren gelernter Koch, seit 25 Jahren Wirt im „Haus am Strom“ und lässt sich auch von Corona nicht ausbremsen. Im Interview mit rheingau.de erzählt er, mit welchen innovativen Ideen er den Lockdown in der Gastronomie meistert.
rheingau.de: Herr Rath: Gastgeber aus Leidenschaft, dafür sind Sie im Rheingau seit Jahrzehnten bekannt. Wie kamen Sie zu diesem Beruf?
Christof Rath: Ich wollte schon immer Koch, beziehungsweise Wirt werden. Als Kind und Jugendlicher habe ich davon gesprochen, das ist mein Traum und habe nach der Schulausbildung dann auch den Beruf des Kochs von der Pike auf gelernt. Nach der Lehre bin ich bei der Marine zur See gefahren, habe verschiedene Stationen unter anderem am Frankfurter Flughafen, in Rüsselsheimer Brauhaus, Hotel Nägler, in Zermatt in der Schweiz durchlaufen. Zuletzt war ich in Ostfriesland, wo ich auch meine Frau Martina kennengelernt habe, mit der ich das Haus am Strom 1995 eröffnet habe.
rheingau.de: Das Haus am Strom ist Ihr Zuhause, wie kam es dazu?
Christof Rath: Ich hatte im Grunde nie vor, mich im Rheingau nieder zulassen, es gab zwei Objekte, die das „Nie“ einschränkten. Das erste war die Burg Crass, mein Lehrbetrieb, das zweite war das Haus am Strom, weil es so schön liegt. Im Sommer 1994 klingelte bei mir das Telefon, ein alter Freund rief mich an und erzählte mir vom Haus am Strom. Kurz darauf war der Pachtvertrag unter Dach und Fach. Eröffnung war dann am 10.Februar 1995.
rheingau.de: Wie sieht die Arbeit als Gastwirt im Haus am Strom normalerweise aus?
Christof Rath: Mein Job als Wirt ist sehr vielfältig und umfangreich. Zum Betreuen meiner Gäste, die überwiegend Stammgäste sind, gehört der Einkauf, Ideen entwickeln, das Kochen, Kontakte pflegen, Werbung gestalten, ebenso die Speisenkarten, sowie die Büroarbeiten wie Buchhaltung. Meine Gäste schätzen die langjährige, kontinuierliche und herzliche Art und Qualität meines Restaurants. Es gab immer mal wieder Rückschläge und Einbrüche, die ich mit meinem Team behoben habe.
rheingau.de: Schon viele Jahre sind Sie auch im Cateringservice tätig, wer gehört hier zu Ihren Kunden?
Christof Rath: Zu meinem Catering gehören nicht nur Lieferungen an private Kunden: seit Jahren arbeite ich zum Beispiel mit der Familie van de Lücht zusammen, die den Fahrgastschifffahrtsbetrieb mit der Robert Stolz und Willi Schneider betreiben. Und seit nun mehr 20 Jahren beliefere ich viele Kindergärten mit Mittagessen.
rheingau.de: Als im Frühjahr zum ersten Mal vom Virus Covid 19 hörten, was waren Ihre Gedanken, hätten Sie damit gerechnet, das Corona solche Auswirkungen haben wird?
Christof Rath: Die ersten Gedanken an Covid 19 waren nicht so von Bedeutung, es war ja weit weg. Als die ersten Nachrichten über den Äther liefen, dass das Virus näher kommt, habe ich schon darüber nachgedacht, was bedeutet das für uns, allerdings eine Schließung war bei den Gedanken nicht dabei.
rheingau.de: Was hat der erste Lockdown im März für Sie persönlich und Ihre Arbeit bedeutet?
Christof Rath: Als der erste Lockdown im März kam, haben wir rasch gehandelt und uns mit massiver Werbung auf das „außer Haus“ konzentriert, frei nach dem Motto: Anrufen, Bestellen Abholen. Das wurde sehr gut angenommen. Ich bin sehr dankbar für die Solidarität meiner Gäste, die mich täglich mit positiven Wünschen unterstützen.
rheingau.de: Wie sah das Angebot aus und wie wurde es angenommen? Was waren die Lieblingsgerichte, die am meisten bestellt wurden?
Christof Rath:* Das Angebot war von Woche zu Woche abwechslungsreich, ich habe es online und über die Printmedien in Form einer speziellen Speisekarte verbreitet. Am meisten wurden Schnitzel in vielen verschiedenen Varianten bestellt.
rheingau.de: Konnte das To Go-Angebot in den Lockdown-Wochen Ihr Unternehmen stützen?
Christof Rath: Das Lockdown Angebot hat meinen Betrieb zu 100 Prozent gestützt und ich bin allen Dankbar die mich unterstützt haben.
rheingau.de: Wie war es nach dem Lockdown, kamen viele Gäste zum Essen vor Ort? Haben Sie und Ihr Team sich gefreut, die Gäste wieder real zu bedienen.
Christof Rath: Als wir wieder geöffnet haben, kamen wieder sehr viele Gäste zum Essen oder auch nur um ein Schöppche zu trinken in mein Restaurant. Für uns alle war es eine riesige Freude, die Gäste zu bedienen, den persönlichen Kontakt zu pflegen - das ist das Lebenselixier für jeden Wirt.
rheingau.de: Jetzt der zweite Lockdown, hätten Sie damit gerechnet? Sind Sie unzufrieden, dass die Gastronomie wieder schließen muss, während andere Geschäfte und Betriebe offen bleiben?
Christof Rath: Mit dem 2.Lockdown habe ich schon länger gerechnet, war etwas überrascht das er erst am 2.November kam. Ich bin schon enttäuscht, dass wieder geschlossen wird, denn das Lebenselixier fehlt.
rheingau.de: Wie geht es jetzt weiter im Haus am Strom, gibt es wieder ein To Go Angebot?
Christof Rath: Auch dieses Mal haben wir direkt auf das „to go“ umgestellt, wieder nach dem Motto: Anrufen, Bestellen, Abholen. Die Erfahrung aus dem Ersten Lockdown kamen uns diesmal zu Gute, was die Umsetzung etwas erleichterte. Und auch dieses Mal, arbeite ich online und mit den Printmedien. Das Angebot steht online, es kann sowohl vorbestellt werden für eine bestimmte Zeit, als auch am Tag selbst. Das Telefon ist werktags von 17 bis 21 Uhr besetzt, sonntags von 11.30 bis 14 Uhr.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 09.12.2020.
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