Sicher und entspannt wandern - Tipps für winterliche Wandertouren
04.12.2015
Wer im bisherigen Jahresverlauf einige Wanderungen unternommen hat und es auch weiter tun möchte, kann dies bedenkenlos im Winter fortsetzen. Es gibt keinen plausiblen Grund, an frostigen Tagen auf das Wandern zu verzichten, wenn die Witterungsbedingungen dies zulassen.
Beim Wandern im Winter gibt das Mittelrhein-Gebirge im Rheingau andere Eindrücke von der Landschaft als in der warmen Jahreszeit preis. Die klare und kühle Luft ermöglicht beeindruckende Aussichten, zudem sind die Wanderrouten nicht so stark frequentiert wie im Sommer. Folgende Aspekte sind bei einer winterlichen Wandertour hinsichtlich der Planung der Strecke sowie bezüglich der richtigen Bekleidung zu beachten.
Tourenplanung - Gute Selbsteinschätzung und Hinweise zur Routenwahl
Eine realistische Einschätzung der eigenen körperlichen Leistungsfähigkeit sowie die richtige Routenwahl helfen, Unfälle beim Wandern zu vermeiden. In den Herbst- und Wintermonaten setzt die Dunkelheit relativ früh ein, zudem sind die Wege durch herunterfallende Blätter, aufgrund von Nässe oder gefrorenem Boden häufig rutschig. Viele Unfälle sind auf Überforderung der Wanderer zurückzuführen. Neben der richtigen Ausrüstung sollte eine Tour ausgewählt werden, die vom Schwierigkeitsgrad, der Länge und von den Höhenmetern gut zu bewältigen ist.
Tourenlänge
Die Länge der Wandertour sollte sich gerade in den Herbst- und Wintermonaten an den Lichtverhältnissen tagsüber orientieren. Vor allem bei Wandertouren, die laut Plan in einem Tal beginnen und als Rundweg angelegt sind, empfiehlt es sich vorab zu überprüfen, ob die Tour nicht auch auf einer höher gelegenen Ebene enden könnte. Der Grund: In einem schattigen Tal setzt die Dunkelheit aufgrund der fehlenden Sonnenstrahlen früher ein als auf einem höher gelegenen Punkt auf der Strecke. Zudem sollte überprüft werden, ob der Ausgangspunkt von verschiedenen Zielpunkten aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden kann.
Diese ersten wichtigen Infos bei der Tourenplanung stehen in Wanderführern, ferner stellen örtliche Verkehrsämter hilfreiche Hinweise und Tipps bereit. Weitere Informationen stehen häufig auch im Internet. Bei der Prüfung des Streckenverlaufs mit einem GPS-Gerät (GPS = Global Positioning System) oder mittels einer klassischen Wanderkarte sollten die oben genannten Empfehlungen berücksichtigt werden.
Technische Hilfsmittel zur Orientierung
Während der Wandertour sollte eine Navigationshilfe auch im Falle eines gut ausgeschilderten Weges mitgeführt werden. Geräte mit GPS-Empfang sind praktische Orientierungshelfer, die das Wandern modernisieren und für große Sicherheit sorgen. Mittlerweile ist nahezu jedes moderne Smartphone mit einer entsprechenden Ortungs- und Navigationsfunktion ausgestattet, des Weiteren gibt es spezielle GPS-Geräte. Letztere sind extra für den Outdoor-Aufenthalt entwickelt worden und weisen gegenüber einem Smartphone den Vorteil auf, dass diese nicht abhängig vom ausreichenden Empfang des Mobilfunknetzes sind, sondern die GPS-Satellitensignale sicher empfangen. Darüber hinaus verbrauchen GPS-Geräte in der Regel nicht so viel Strom wie ein Handy, das permanent die Koordinaten der aktuellen Position lädt.
Navigation während einer winterlichen Wandertour
Die ursprünglichste Form der Wegeplanung und Routenkontrolle ist die Orientierung mittels Karte und Kompass. Beim Wandern mit Karte ist man unabhängig von einem technischen Gerät. Gleichzeitig ist diese klassische Form der Orientierung sicher und präzise. Voraussetzung ist, dass der Wanderer im Umgang mit den klassischen Hilfsmitteln vertraut ist, zudem sollte eine gute Wanderkarte vorhanden sein. Dies bedeutet eine topographische Karte mit einem zum Wandern sinnvollen Maßstab. Ferner ist darauf zu achten, dass die Karte auf dem aktuellen Stand ist.
Wer auf einer Wandertour die Navigationsfunktion des Smartphones nutzen möchte, wird mit herkömmlichen Handschuhen feststellen, dass das Gerät auf die Berührungen nicht reagiert. Die menschliche Haut verfügt über eine natürliche Leitfähigkeit, der Touchscreen beim Smartphone reagiert auf die Hautoberfläche. Durch das Tragen von normalen Handschuhen wird diese Leitfähigkeit unterbrochen. Demnach muss der Wanderer jedes Mal die Handschuhe ausziehen, um das Gerät zu bedienen. Eine Alternative sind spezielle Handschuhe, die mit leitenden Materialien versehen sind.
Hinweise zur richtigen Wanderausrüstung
Wandern im Winter ist oft anstrengender als in der warmen Jahreszeit. Das Gehen auf verschneiten Wegen sowie durch Matsch und Schlamm erfordert viel Kraft und Zeit. Zudem stellen die teilweise eisigen Temperaturen eine weitere Herausforderung dar. Um für alle Witterungsbedingungen und plötzliche Wetterumschwünge gewappnet zu sein, wird eine entsprechende wetterfeste Kleidung benötigt.
Funktionelle Kleidung ist wichtig
Die Kleidung fürs Wandern und für anderen Outdoor-Aktivitäten, z.B. Klettern, sollte in erster Linie funktional sein. Dieser Grundsatz gilt immer - unabhängig von der Jahreszeit und den vorherrschenden klimatischen Bedingungen.
Das Zwiebelprinzip
Wird beim Wandern im Winter von Beginn an zu warme Kleidung getragen, besteht die Gefahr, dass der Körper schnell zu schwitzen anfängt und dadurch während einer Pause oder im Schatten schneller auskühlt. Die Anwendung des sogenannten Zwiebelprinzips verhindert, dass dem Wanderer dieses passiert. Das Tragen mehrerer dünner Bekleidungsschichten ermöglicht es, den Oberkörper effektiver warm zu halten als dies bei wenigen dicken Bekleidungsschichten der Fall ist.
Drei Schichten für effektiven Kälteschutz und für Wohlbefinden beim Gehen
Die Grundlage bildet atmungsaktive Unterwäsche (Funktionsunterwäsche), die hauteng am Körper anliegt (Basisschicht). Alternativ können auch schnelltrocknende Kunstfaser-Shirts getragen werden. Darüber sind mehrere Schichten anzuziehen, dies bietet den effektivsten Kälteschutz.
Eine Fleece-Jacke oder eine mit Kunstfasern gefüllte Thermojacke aus einem atmungsaktiven Material eignen sich gut als zweite Schicht (Isolationsschicht). Für Verschnauf- und Picknickpausen, den Aufenthalt im Schatten oder für das Wandern am späten Nachmittag empfiehlt es sich, eine wärmende Jacke zum Drüberziehen einzupacken. Bei frostigen Temperaturen hilft eine Daunenjacke, den Körper warmzuhalten.
Auch bei der äußeren Wetterschutzschicht ist darauf zu achten, dass die Kleidungsstücke eine atmungsaktive Membran besitzen und somit die Abgabe von Schweiß von innen nach außen unterstützen. Eine Hardshell-Jacke schützt vor Regen, Wind, Schnee und Hagel. Zusätzlichen Schutz bietet eine Windbreaker-Jacke. Darüber hinaus sollte eine wasserdichte Regenhose (Softshell-Hose) eingepackt werden. Bei frostigen Temperaturen wärmt eine lange Unterhase die Beine. Der Fokus sollte grundsätzlich jedoch auf den Oberkörper gelegt werden, da dieser während der Bewegung die meiste Wärme produziert.
Die richtigen Wanderschuhe für den optimalen Halt beim Gehen
Was macht einen guten Wanderschuh aus? Diese Frage lässt sich nicht in einem Satz beantworten, da sich zum einen die individuellen Bedürfnisse voneinander unterscheiden, zum anderen gibt es Wanderschuhe für unterschiedliche Zwecke - flaches oder alpines Gelände, Wanderschuhe für die Sommer-,Herbst- oder Winterzeit.
Anforderungen an einen Wanderschuh für Touren im Winter
Um auf verschneiten Wegen den nötigen Halt und Trittsicherheit zu haben, sind bei der Wahl des richtigen Wanderschuhs vier Faktoren entscheidend:
Erstens ein ausreichend grobes und tiefes Profil, das für die nötige Haftung am Boden sorgt. Zweitens der Abrollwiderstand der Sohle, der einen sicheren Tritt gewährleisten soll. Hierbei gilt: Je anspruchsvoller das Gelände, desto höher der Widerstand. Drittens die Torsionssteifigkeit: Diese beschreibt den Widerstand eines Körpers gegen elastische Verformung, die etwa durch einen Widerstand hervorgerufen wird. Je bergiger das Gelände ist, desto wichtiger ist die Steifigkeit. Der vierte und letzte wichtige Faktor ist die Dämpfung: Je steiler das Gelände, desto weniger gedämpft sollte der Schuh sein. Viel Dämpfung sorgt für ein weiches Gefühl im Schuh, bei einem anspruchsvollen Gelände und rutschigem Untergrund liegt der Fokus jedoch auf einem guten Halt.
Neben dem richtigen Schuhwerk ist dafür Sorge zu tragen, dass die Füße kontinuierlich warm gehalten werden. Wintersocken und Thermoeinlagen bei Kälteempfindlichkeit haben einen wärmenden Effekt. Gerade auf längeren Touren kann es passieren, dass die Kleidung oder die Schuhe trotzdem nass werden. Aus diesem Grund sollte stets ein Handtuch und trockene Wechselkleidung mitgenommen werden. Des Weiteren empfiehlt es sich, ein Paar Schuhe zum Wechsel nach der Wandertour dabei zu haben.
Weiteres Zubehör für Wandertouren im Winter
Für den Fall, dass die Wandertour nicht vor Einbruch der Dunkelheit beendet wird, ist eine Stirnlampe mitzunehmen. Hierbei ist wichtig, dass der Akku voll aufgeladen ist und dass die Lampe eine lange Leuchtzeit sowie eine ausreichende Lichtleistung aufweist.
Eine vollständige Wanderausrüstung für Touren im Winter umfasst ebenfalls Mütze, Schal und Handschuhe. Da die Sonne durch den Schnee besonders stark reflektiert wird, darf auch eine Sonnenbrille nicht fehlen. Wer eine empfindliche Haut hat, sollte Sonnencreme zum Schutz der Haut vor der reflektierenden Sonnenstrahlung auftragen.
Wanderstöcke mit großen Tellern verbessern die Standfestigkeit. Vereiste Wegpassagen sollen möglichst umgangen werden. Ist dies nicht möglich, sind sogenannte Grödel hilfreich. Hierbei handelt es sich um leichte Steigeisen, die unter die Wanderschuhe gebunden werden.
Ausreichend Verpflegung einpacken
Für jede Outdoor-Aktivität sollte ausreichend Trinkwasser mitgenommen werden. Eine Thermoskanne mit heißem Tee und ausreichend Verpflegung (Belegte Brote, Nüsse, Schokolade etc.) dürfen auf keiner Wandertour im Winter fehlen.
Abschluss der Wanderung - Einkehr in einen Gasthof oder Entspannung
Wenn die aufgeführten Tipps bei der Vorbereitung berücksichtigt werden, steht dem Wandervergnügen auch im Winter nichts mehr im Wege. Der Rheinsteig (www.rheingau.de/wanderwege/rheinsteig), der auch durch den Rheingau führt, zählt zu den schönsten, aber auch zu den anspruchsvollsten Wanderwegen Deutschlands.
Den Abschluss einer gelungenen Wandertour kann beispielsweise die Einkehr in einer der zahlreichen Gaststätten www.rheingau.de/gastronomie/ausflugslokalitaeten in der Region bilden. Eine andere Möglichkeit ist der Aufenthalt im Kurort Schlangenbad www.rheingau.de/gemeinden/schlangenbad mit einem entspannenden Besuch in einer Sauna. In den Sommermonaten sorgt ein Besuch des Thermalbads für die nötige Entspannung.
Ein Bericht von F.M. vom 04.12.2015.
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