St. Patricks Day ist wie Rosenmontag

30.03.2016

Die Erbacher Weinprinzessin Laura Ott absolviert ein Auslandsjahr in Dublin

Rheingau. (sf) "St. Patricks Day ist wie Rosenmontag: die Leute verkleiden sich alle völlig verrückt, aber nur in der Farbe Grün, färben sich sogar die Haare und kleben sich Bärte an, dann gehen alle zur großen Parade mit vielen Musikband und sogar Motivwagen gibt es.

Nach dem Umzug wird dann in allen Pubs gründlich gefeiert. Schon Tage zuvor liefert Guinness hunderte Fässer Bier selbst an die kleinsten Pubs aus", gerade erst hat die 21jährige Erbacherin Laura Ott als derzeitige "Wahl-Dublinerin" ihren ersten St. Patricks Day erlebt. "Das ist einer der höchsten Feiertage für die Iren", erklärt sie.
Laura Ott hat nach dem Realschulabschluss an der Gutenberg-Schule in Eltville in ihrem Heimatort Erbach in einer Arztpraxis die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten absolviert und danach im Schuljahr 2014/2015 das Fachabitur in Richtung Gesundheit an der Louise-Schroeder Schule in Wiesbaden abgelegt. Im Oktober 2015 ist sie als AuPair nach Irland gereist. Dabei hat sie sich eine Familie ausgesucht, in der zwei Kleinkinder, davon ein Kind mit Trisomie, zu betreuen sind.

Schon in ihrem Heimatort Erbach war Laura Ott bisher immer sehr sozial engagiert und hat viele Ehrenämter an ihrer Schule und in der Gemeinde inne: "Seit Juni 2015 darf ich als Weinprinzessin den Erbacher Wein vertreten, was mir sehr viel Spaß bereitet, unterstützt werde ich dabei von meinem Patenweingut Thomas Kohlhaas, bei dem ich im Sommer immer wieder gerne während der Straußwirtschaft aushelfe. Während meines Fachabiturs war ich in der Schülervertretung meiner Schule aktiv und habe unsere Abschlussfeier mitorganisiert und schließlich moderiert, das war eine tolle Erfahrung. Auch in unserer Pfarrgemeinde St. Markus bin ich gerne aktiv in der Jugend, übernehme Aufgaben wie das Ausarbeiten des Messdienerplans und singe im Projektchor der Messdiener", erzählt sie.

Nach der abgeschlossenen Ausbildung und dem anstrengendem Jahr auf dem Weg hin zum Fachabitur sei es für sie aber einfach an der Zeit gewesen, einmal aus dem Alltag auszubrechen: "Ich wollte ein kleines Auslandsabenteuer, bevor es hoffentlich ab Hebst 2016 mit dem Lernen weiter geht. Und ich hatte schon vor meinem Fachabitur gewusst, dass ich die Erfahrung eines Auslandsjahres in meinem Lebenslauf nicht vermissen möchte". Auf Irland als Wunschland kam Laura Ott dann auch schnell. Die Vorteile seien hier die Landesprache Englisch gewesen, der nicht zu weite Weg von zu Hause und das Land mit seinen Städten und Landschaften habe sie schon lange sehr fasziniert: "Ich habe viel von Freunden und Bekannten über diese tolle grüne Insel vorgeschwärmt bekommen und mich von ihren Erzählungen mitreißen lassen. Und man kann den weiten grünen Wiesen und Klippenlandschaften wirklich nicht wiederstehen".

"Zunächst habe ich Gespräche mit Freunden geführt, die auch schon als AuPair im Ausland waren und habe positive und negative Seiten aufgezeigt bekommen, so wusste ich, auf was ich mich bei der Reise einlassen würde. Dann habe ich mich auf die Suche nach Agenturen und kostenlosen Plattformen gemacht und so viele länderspezifische Informationen erhalten", erläutert Laura, wie sie sich auf ein Auslandsjahr vorbereitet hat. Der erste Kontakt zur Gastfamilie sei dann über die kostenlose Webseite "AuPairWorld" gekommen: "Ich habe der Familie eine kurze Bewerbung zugesendet und daraufhin erst einmal eine Absage bekommen, da sie schon ein AuPair gefunden hatten. Dieses hatte allerdings zwei Wochen später doch noch abgesagt und die Familie hat sich sofort wieder bei mir gemeldet und die Stelle angeboten. Wir haben daraufhin öfter per Skype telefoniert, uns kennengelernt und das ganze fix gemacht". Die Dubliner Familie war der Erbacherin von Anfang an sympathisch: "Schon bei unserem ersten Skype-Telefonat haben wir uns gut verstanden und konnten zusammen lachen. Auch hat mich die Herausforderung gereizt, mit einem Baby und einem Kind mit Down-Syndrom zusammen zu leben und deren Entwicklungen und Fortschritte mitzuerleben". Die Behinderung des Kleinkindes habe sie nicht abgeschreckt. "Ich habe mir schon Gedanken gemacht, was da auf mich zukommt, aber nie gezweifelt, dass es nicht klappt. Und jetzt weiß ich: Sheila ist ein ganz normales tolles Kind ist wie jedes andere auch in ihrem Alter. Sie muss Laufen und Sprechen lernen und braucht dabei eben nur eine etwas intensivere Förderung und mehr Zeit als andere Zweijährige".

Im Oktober war Laura Ott dann nach Irland aufgebrochen: "Der Flug nach Irland war schnell gefunden und gebucht. Mit dem Packen war es allerdings nicht so einfach: In Irland kann jede Stunde das Wetter umschlagen und so musste ich mir noch eine All-Wetterjacke zulegen und auch an passendes Schuhwerk denken. Letzten Endes hat aber dann alles gepasst und ich war gut auf Sonne, Wind und Regen vorbereitet". An einem Sonntag war sie zur grünen Insel geflogen, verabschiedet von Familie und Freund und in diesem Augenblick war man auch wehmütig: "Aber schließlich bin ich mit einem Lächeln und großer Vorfreude ins Flugzeug gestiegen. Am Flughafen in Dublin wurde ich dann von meiner Gastfamilie freundlich empfangen und in mein neues Heim gebracht". Die ersten Tage in Irland hat Laura Ott allerdings als anstrengend in Erinnerung: "Ich musste mich in die Familie, deren Tagesablauf und meine Aufgaben einfinden und natürlich mit den Kindern erst einmal warm werden. Es gab auch Momente, in denen ich mich noch sehr fremd und einsam gefühlt habe, da ich außer meiner Gastfamilie kaum Menschen kannte. Das hat sich sehr gebessert, als ich auf eine Gruppe von AuPairs in meiner direkten Umgebung gestoßen bin, mit denen ich auch jetzt noch sehr viel unternehme".

Auch in ihrer Gastfamilie fühlte sie sich schon bald heimisch: "Die Eltern meiner Gastfamilie sind jung geblieben und immer für einen Witz zu haben. Sie arbeitet Vollzeit als Anwältin und er hat vor zwei Jahren angefangen, noch einmal zum Collage zu gehen, um Krankenpflege zu studieren. Die Kinder heißen Sheila und Kate, Kate wird nun bald ein Jahr alt und war wirklich noch sehr klein, als ich anfing, täglich auf sie aufzupassen. Aber ihre Entwicklungen vom fünf Monate altem Baby, dass sich noch nicht einmal auf den Bauch drehen konnte, zu einem krabbelndem Kleinkind, das nun fast laufen kann und gerade die ersten Zähne hat, ist einfach eine riesige Erfahrung. Sheila ist zwei Jahre alt und hat Trisomie 21, wodurch sie zwar etwas länger braucht, um neue Dinge zu lernen, aber dennoch ein absolutes Energiebündel ist. Sie bringt mich sehr oft zum Lachen, liebt Bücher und möchte am liebsten den ganzen Tag nur Bilderbücher anschauen, Kekse essen oder Musik und Liedern lauschen. Sheila lernt gerade erst Laufen und Sprechen, was ich jeden Tag mit ihr übe und dabei ihre Fortschritte hautnah erleben darf. Deutsch spreche ich mit der Familie nicht, aber ab und zu singe ich den Kindern deutsche Kinderlieder vor. Laura selbst hat längst begonnen, auch in englischer Sprach zu Denken. "An den Dublin Akzent musste ich mich erst gewöhnen, darf aber stolz sagen, dass ich ihn mir mittlerweile auch ein wenig angeeignet habe. Es ist auf jeden Fall ein anderes Englisch als wir es in der Schule lernen. Ich bin zwar mit dem Schulenglisch sehr gut zurecht gekommen, trotzdem fehlen einem im Alltag manche Vokabeln. Aber dann frage ich einfach nach, was das Wort bedeutet, und die Iren sind sehr hilfsbereit, wenn es darum geht, etwas noch einmal genauer zu erklären.

Laura hat ein umfangreiches Tagesprogramm: sie betreut die Kinder den ganzen Tag über, füttert sie, sterilisiert Babyflaschen, sorgt dafür, dass immer alles sauber ist, wäscht die Wäsche der Kinder und spielt mit ihnen. "Ganz wichtig ist es dabei für mich, sie in ihrer Entwicklung zu fördern". Nur wenn die beiden Kleinen ihren Mittagsschlaf machen, gönnt sich auch Laura mal eine Pause. "Ich gehe auch gerne mit den Kindern spazieren, treffe mich dabei auch mal mit anderen AuPairs auf einen Kaffee. Wenn es regnet, was hier öfter der Fall ist, bleiben wir zu Hause, spielen, lesen oder lernen Laufen oder ich singe ihnen etwas vor. Auch mache ich mit Sheila viele logopädische Übungen, um ihre Gesichtsmuskulatur zu stärken, um sie auf das Sprechen vorzubereiten. Mittags bereite ich das vorgekochte Essen für die beiden zu und füttere sie, darauf ist dann erst einmal Mittagsschlaf angesagt. Wenn die zwei dann wieder wach sind, spielen wir einfach entspannt bis zum Abendessen.

Um sich mit Sheila besser verständigen zu können, hat Laura sogar einen Zeichensprachkurs in Dublin absolviert: "Da Sheila durch eine sprachunterstützende Zeichensprache kommuniziert und so Sprechen lernen soll, habe ich die Möglichkeit genutzt, an einem Abendkurs für "Lámbh" teilzunehmen. Dort habe ich etwa 100 Zeichen für einfache Wörter, wie "biscuit", "drink" oder "sleep" gelernt. Durch das Vorführen des Zeichens und gleichzeitiges Sagen des Wortes soll Sheila lernen, das Zeichen mit dem Wort zu verbinden und dieses Wort dann auch irgendwann benutzen. Zur Zeit nutzt sie nur die Zeichen, aber wir alle sind zuversichtlich, dass sie bald auch zu Sprechen anfängt".

Der Alltag in Dublin unterscheidet sich doch in einigem zum Leben in Deutschland, beim Essen zum Beispiel hat Laura festgestellt, das typisch deutsche Spezialitäten wie Frikadelle oder Sauerkraut für ihre irische Familie unzugänglich sind. "Eigentlich kocht abends der Vater für uns, ich habe aber auch schon mal gekocht. Am Besten kam bisher der Spundekäs an, den ich mit Brezeln serviert habe, die ich bei "Lidl" gefunden habe". Laura Ott erzählt, dass es in Irland genau wie zu Hause Supermärkte wie Lidl und Aldi gibt. "Die Preise variieren im Vergleich zu deutschen Märkten: ein 200 Gramm-Stück roter Cheddar Käse kostet etwa nur 2 Euro, Alkohol hingegen ist hier aufgrund der Steuern recht teuer. Ein einfaches Bier kann hier im Pub schon einmal 7 Euro kosten und ein Glas Wein gibt es nicht unter 6 Euro. Obwohl die Iren sehr gerne Wein trinken, lässt sich hier kein einziger deutscher Wein auffinden. Da freue ich mich doch schon, wieder im Mai zurück im Rheingau zu sein", sagt die Erbacher Weinprinzessin.

Doch noch wohnt sie die nächsten Wochen in einem Reihenhaus im Vorort "Churchtown" von Dublin. "Von hier aus ist man in weniger als 30 Minuten mit der S-Bahn in der Stadt. Ich kenne einige Nachbarn und alle Omas, Opas, Onkel und Tanten der Kinder und freue mich immer über eine Gelegenheit, mich mit ihnen zu unterhalten und zu plaudern, einige von ihnen sind auch interessiert an den Unterschieden zum Leben in Deutschland und sie sind auch politisch sehr an Deutschland interessiert", erklärt Laura. Auch viele Freunde hat sie schon in Dublin gefunden: "Ich habe eine tolle Gruppe von AuPairs aus aller Welt gefunden, die in meiner direkten Umgebung leben. Darunter sind auch Deutsche und wir treffen uns einmal pro Woche zum Austausch und plaudern. Gemeinsam unternehmen wir am Wochenende Ausflüge in andere Städte und andere Teile Irlands oder erkunden die Stadt. Oft gehen wir ins Kino, da es sehr viel günstiger ist als in Deutschland, nur das süße Popcorn kann man hier lange suchen, hier gibt es nur salziges Popcorn", erzählt die Rheingauerin. So hat sie schon Galway, Cork, die Halbinsel Howth, Kinsale und die bekannten Cliffs of Moher besucht. "Auf meiner Reiseliste stehen noch Kilkenny, Limerick und das in Nordirland liegende Belfast, das Bergland Connemara und das Naturwunder Giants Causeway", sagt sie.

Und natürlich gesteht sie, auch mal Heimweh nach Familie und Freund zu haben. "Nicht zuletzt vermisse ich auch das deutsche Essen, hier gibt es nämlich wirklich sehr häufig Kartoffelgerichte, Kohl und Rüben", so Laura. Ende Mai wird sie zurück in den Rheingau kommen, denn pünktlich zum Erdbeerfest in Erbach im Juni muss sie wieder zurück sein, dann wird sie nämlich zur Erbacher Weinkönigin gekrönt. Und auch in der Ausbildung hat Laura Ott noch viele weitere Pläne. Sie plant ein Praktikum im Kreißsaal, da sie vielleicht eine Ausbildung zur Hebamme beginnen will. "Allerdings reizt mich auch der Beruf der Logopädin. Durch Sheila habe ich auch einen weiteren guten Einblick in dieses Berufsfeld bekommen".

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 30.03.2016.

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