Spannender als ein Krimi
31.08.2016
Waltraud Schwunk-Schmidl hat in jahrelanger Recherche die Historie der Krayer-Mühle enthüllt und in dem Buch "Die letzte Krayer-Mühle packt aus" veröffentlicht
Winkel. (sf) Mit einem Fragezeichen hat die Autorin Waltraud Schwunk-Schmidl den Titel ihres Buches "Mühlenromantik am Elsterbach zu Winkel im Rheingau?" versehen und auch der Untertitel "Die letzte Krayer-Mühle packt aus..!?" hat ein Fragezeichen, denn Waltraud Schwunk-Schmidl ist in den letzten Jahren tief in die Historie des Mühlenalltags in Winkel eingetaucht und weiß längst, dass die damals nichts mit Romantik zu tun hatte. "Spannender als jeder Krimi" sei die Recherche zur Historie der Krayer-Mühle am "Bartholomä" in Winkel gewesen, verrät die Buchautorin. Und so verwarf sie auch die Idee einiger Freunde, die Historie in eine fiktive Kriminalgeschichte "einzupacken" ganz schnell. "Die Realität ist noch viel dramatischer", verspricht sie.
Als Germanistikstudentin hatte Waltraud Schwunk ihren zukünftigen Mann Gerhard Schmidl aus Winkel im Rheingau kennengelernt. Der Kommilitone mit den Fächern Wirtschaft und Recht an der Mainzer Gutenberg Universität habe damals sofort ihr Interesse geweckt, als er ihr erzählte, er habe schon "in Goethes Bett genächtigt". Und das stimmte auch tatsächlich: als Schulfreund Udo von Brentanos feierten die Freunde wirklich eine Party im Brentanoschen Haus, als die Eltern einmal weg waren, und Gerhard Schmidl schlief in dieser Nacht in dem Bett, in dem schon Goethe geschlafen hatte. Als er dann auch noch eine historische Mühle als Familienbesitz vorweisen konnte, war es um die Germanistin geschehen. Das Paar heiratete und seit dem Tod von Elisabeth Schmidl, geborene Krayer, vor zwei Jahren verwaltet und saniert es den elterlichen Teil der Mühle.
"Schon bei meinen ersten Besuchen in der Mühle, nach unserer Hochzeit 1979, fiel mir eine Urkunde auf, die gerahmt in dem historischen Gebäude hing und kaum noch zu entziffern war", erinnert sich Waltraud Schwunk-Schmidl. Bereits damals sei das Interesse geweckt gewesen und im Laufe der Jahre begannen dann die Recherchen, die einer richtigen Detektiv-Arbeit glichen. Vor allem im Hessischen Staatsarchiv habe sie viele Stunden verbracht und dank des dortigen, hilfreichen Mitarbeiters Ries auch viele Puzzleteile zusammensetzen können. So konnte sie zum Beispiel nach langem Rätselraten auch herausfinden, warum die Mühle den Beinamen "Pforzheimer Mühle" hatte und das auch die benachbarte "Weißmühle" im Besitz der Familie Krayer war. "Die Begeisterung für alte Häuser, also wörtlich genommen der Wunsch, ihren Geist zu entdecken, stammt wohl noch aus der Lesebegeisterung in meiner Kindheit, heute würde man von einer Sucht sprechen, die sich vor allem auf Geheimnisvolles bezog. Da ich selbst meine ersten 7 Jahre in einem Haus von 1912 mit all seinen für mich seltsamen und unheimlichen Ecken verbracht habe, dann aber in ein neues, 1960 gebautes Haus umzog, blieb die Faszination für alte Häuser. Im Studium wurde das verstärkt durch Werkverträge für die Erforschung von Flurnamen, speziell an der Mosel, und meine Examensarbeit zu diesem Thema. So war für mich das Elternhaus meines Mannes, eine alte Mühle im Rheingau, sofort von besonderem Interesse", erinnert sich die Autorin. Über ihren Ursprung und ihre Vergangenheit sei damals nur sehr wenig bekannt gewesen. "Von unserer Heirat 1979 an blieb für mich das alte Haus ein Geheimnis, das ergründet werden musste, aber immer fehlte die Zeit". So habe es Jahrzehnte gedauert, bis das Buch fertig wurde. "Wobei es bei diesem Thema kein "Fertig" gibt: Auch für den Leser, vor allem den lokalen, gibt es sicher überall Ergänzungs- und Anknüpfungspunkte, dazu möchte ich auch anregen", sagt sie.
Geschichte, über Jahrhunderte recherchiert, biete unendliche Verknüpfungen und das erschwere auch die Arbeit: "Ich hätte nie gedacht, dass so viele alte Urkunden noch existieren und regelrecht auf eine Entdeckung warten. Dazu braucht es eben nicht nur die Fähigkeit, diese überhaupt lesen zu können, sondern auch Menschen, die einem beim Auffinden helfen".
Auf fast 90 Seiten hat sie die über 400 Jahre alte Historie der Krayermühle zusammengefasst und viele Details veröffentlicht. Das Buch ist genau rechtzeitig zum 150jährigen Jubiläum des Weingutes Krayer in der Mühle am Elsterbach fertig geworden und im Eigenverlag erschienen. Zu haben ist die hochinteressante historische Abhandlung für 9,80 Euro im Weingut Krayer in der Krayers Mühle und im dortigen Gutsausschank sowie bei der Oestrich-Winkeler Tourist Info.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 31.08.2016.
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