Zentrale Quelle der Inspiration

21.09.2016

Rheingauer Künstler Michael Apitz stellt neues Buch "Vom Rhein" mit seinen Werken aus den letzten Jahren vor

Rheingau.(sf) Wenn Michael Apitz von seiner Kunst erzählt, dann tut er das stets mit der gleichen Leidenschaft, die auch seine Bilder farbintensiv, facettenreich und tief emotional ausdrücken. Vergangenen Dienstagnachmittag durften das rund 50 geladene Gäste im Wallufer Segelclub bei der Vorstellung seines neuen Buches "Vom Rhein", das er gemeinsam mit der Eltviller Grafikerin Jutta Hofmann gestaltet hat, wieder einmal erleben: Mit ganz viel Humor und interessanten Details seiner künstlerischen Entwicklung stellte Apitz in einem sehr launigen Vortage seine eigene "Rheinreise" zu sich selbst vor und ließ die gespannt lauschten Gäste mit einer multimedialen Show unterhaltsam Eindruck davon bekommen, wie es vom Comic-Zeichner Rheingauer Landschaftsmaler und zum abstrakten Impressionisten kam.

"Am Rhein, genauer im Rheingau, bin ich geboren und aufgewachsen. Wie prägend dieser Umstand für mein künstlerisches Schaffen sein sollte, war mir lange nicht bewusst. Erst als ich mit der Malerei begann, wurde mir der Rhein wie selbstverständlich zur zentralen Quelle der Inspiration. Alle, die ebenso wie ich an einem Fluss groß geworden sind, werden nachvollziehen können, welch wichtige Orientierung er im Leben darstellen kann: hier und drüben - hoch, flussaufwärts, und runter, flussabwärts, sind mir bis heute wichtiger als die Himmelsrichtungen", so Apitz.

Geboren wurde der Künstler 1965 in Eltville am Rhein, aufgewachsen ist im benachbarten Walluf. Sein Abitur legte er an der Rheingauschule in Geisenheim ab, damals schon legendär als Comic-Zeichner für eine Jugendzeitung. Danach folgte ein Designstudium an der FH-Wiesbaden, das er mit dem Abschluss als Diplom-Designer absolvierte. In diese Zeit fällt auch die erste große Erfolgsgeschichte von Michael Apitz. Denn 1988 gab er gemeinsam mit Patrick Kunkel und dessen Vater Eberhard Kunkel den Wein-Comic "KARL, der Spätlesereiter" heraus. Die witzigen Comics hätten vor allem auch von den Karikaturen berühmter Persönlichkeiten gelebt, zeichnete Apitz am Dienstag in seinem Vortrag nach und erinnerte mit einem Bild an die "Klitschko-Brüder als Lesehelfer". Vor allem aber auch das Konzept einer einfallsreichen und durchaus auch spannenden Comicgeschichte gepaart mit interessanter Historie rund um den Rheingau und den Mittelrhein machten "Karl, der Spätlesereiter" zu einem Welterfolg. 12 Bände erschienen, dann setzte die Bürgermeisterkarriere des Freundes Patrick Kunkel dem Comic ein Ende. "Damals wusste ich erst nicht, was ich machen sollte. Als Diplom-Designer in einer Firma arbeiten? Nein, ich wagte den Schritt zum freischaffenden Künstler", erläuterte Apitz sehr persönlich. Zusammen mit seiner Frau Simone und den Töchtern Anna und Katharina und immer "mindestens" einem Hund wohnt Michael Apitz seit 1995 in einem kleinen Fachwerk-Bauerngehöft in Hausen vor der Höhe. Dort befindet sich auch in der umgebauten Scheune sein Atelier.

Ab 1995 waren auch parallel zu den Comics Arbeiten aus dem Bereich der freien Malerei entstanden und den Schwerpunkt bildet dabei die Landschaftsmalerei. "Auch das kam eigentlich aus dem Comic heraus: anhand von alten Stichen, die man damals noch aus geliehenen Bücher im Hessischen Landesarchiv kopierte, befasste ich mich immer intensiver mit der Landschaft des Rheingaus und selbst meine Comic-Zeichnungen wurden eigentlich zu Landschaftbilder", erläuterte Apitz zu mehren Beispielbildern.

Auch der Wein als Kulturgut sei ihm erst durch die Arbeit an den Karl-Comics bewusst geworden: "Da wurden wir eingeladen zu Weinproben und verkosteten 50 Jahre alte Weine, was mir erst bewusst machte, welches Kulturgut Wein sein kann". Die entdeckte Liebe zum heimischen Produkt Wein lebte Michael Apitz dann erstmals in seiner Bilderserie "Rheingau Geschmacksache" aus: "Im Rahmen meiner Diplomarbeit malte ich bereits 1999 meine erste Serie bedeutender Rheingauer Weinbergslagen". Er gab verschiedenen Weinlagen die Farben, die zum Geschmack des Weines passten. Zu den Weinbergen kam sehr bald der Rhein als Motiv hinzu, und hier hat Michael Apitz sich in den letzten Jahren ausgiebig mit beiden Themen beschäftigt: "Historische Orte, Burgen, Weinberge - dies alles verdichtet sich im Rheintal zwischen Koblenz und Mainz zu einer einzigartigen Kulturlandschaft, die seit über zweihundert Jahren auch besungen, bedichtet, gemalt und bereist wird. Meine Motive fand ich vor Ort, mein Malstil hat allerdings nichts mit dem Rheingau zu tun. Es gab und gibt hier keine Malschule, der ich gefolgt war, sondern ich fand Vorbilder und Inspiration bei den Großen der Kunstgeschichte: William Turner, Caspar David Friedrich und Edvard Munch, Alexej von Jawlensky, Emil Schumacher , um nur einige zu nennen. Ich habe mir das Malen - genau wie das Zeichnen - autodidaktisch beigebracht. Mein Stil ist eine Verschmelzung der klassischen Mal-Techniken mit den Errungenschaften des abstrakten Expressionismus und des Informel."

Vor allem bei Wanderungen durch die Landschaft lasse er sich inspirieren, mache Skizzen und Fotografien, erklärte Apitz, die Gemälde selbst würden dann später im Atelier entstehen: "Wo ich die Farbgebung expressiv nach der gewünschten Bildaussage wähle. Ich benutze für meine Gemälde fast ausschließlich Acrylfarben, die ich in verschiedenen Schichten mit Tube, Spachtel, Lappen und Pinsel auftrage und so eine sehr spezielle, eigenwillige Bildwirkung erziele".

Mit seiner Malerei, speziell den Rheinlandschaften, schlage er eine Brücke von der Romantik zur Moderne, werfe einen zeitgenössischen Blick auf den "Mythos" Rhein, bilde das ab, was er als Künstler durch und an diesem Fluss erlebe und empfinde, erklärte Michael Apitz.

In seinem neuen Buch "Vom Rhein" sind nahezu alle seine Werke vom Rhein zusammengestellt, wobei sich der Betrachter auf eine "malerische Rheinreise" begibt, die bei Koblenz beginnt und bei Mainz endet. "Es begegnen ihm dabei sowohl die klassischen Motive der Rheinromantik, als auch ungewöhnliche, nie gesehene Perspektiven. An manchen Stellen des Buches habe ich meinen Gemälden Gedichte historischer Rhein-Reisender zur Seite gestellt, Texte in denen sie ihre Begeisterung für diese Region auf ihre Art zum Ausdruck brachten. Und sicher kann man meine Gemälde der LORELEY besser nachempfinden, wenn man sie im Zusammenklang mit Brentanos Lurley-Ballade und Heines Loreley betrachtet", so der Künstler. Seine Werke in diesem Buch würden seine innere Verbundenheit mit dieser Jahrtausende alten Weinbau- und Kulturlandschaft und gleichzeitig zum sensiblen Umgang mit ihr mahnen. "Ich bin dem Rheingau treu geblieben, lebe und arbeite immer noch in seiner Nähe", so Michael Apitz.

In seinem Elternhaus in Walluf am Rhein, Haupstrasse 65a befindet sich die Apitz-Gaalerie, die eine ständige Ausstellung mit seinen Werken und Drucke aus dem Bereich Comic und Malerei zeigt. Hier gibt es auch das neue Buch, das im Eigenverlag entstand, für 24,90 Euro zu kaufen. Außerdem ist das Buch mit der ISBN-Nr. 978-3-00-053922-0 in ausgesuchten Buchhandlungen zu haben.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 21.09.2016.

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