Zurück zur alten Wirkungsstätte
03.11.2016
40 ehemalige Mitarbeiter besuchten auf Einladung des neuen Besitzers das Graue Haus
Verwunderung über neues Tor
Winkel. (sf) Das Graue Haus ist endlich fertig: am 26. November soll der Betrieb der Akademie für alte und junge Menschen starten, die der neue Besitzer Prof. Klaus Bochmann hier eingerichtet hat. Für über 40 ehemalige Mitarbeiter, von der Wäschereifrau bis zum Sternekoch, öffnete der jetzige Besitzer schon einmal die Pforten des ältesten Steinhauses Deutschlands, das auch ehemaliges Wohnhaus der Familie von Greiffenclau war und in dem schon Rabanus Maurus eine Armenspeisung eingerichtet haben soll. Graf Matschuka-Greiffenclau hatte das Graue Haus Mitte der 80er Jahre in ein Restaurant verwandelt, in dem Egbert Engelhard schon nach kurzer Zeit einen Michelin-Stern bekam, damals eine Sensation, weil auf der Karte, der Philosophie des einstigen Rheingauer Weinbaupräsidenten folgend, keine ausländischen Weine zu finden waren.
Jetzt trafen sich Egbert Engelhard und viele seiner Schützlinge aus dieser Zeit an der alten Wirkungsstätte. Der ehemalige Unternehmensberater Bochmann, der nach dem Verkauf seiner Firma mit seiner Frau Brigitte die Bochmann-Stiftung ins Leben rief, hatte als neuer Hausherr zu diesem "Veteranentreffen" eingeladen. Zu den Mitarbeitern, die unter der Regie von Egbert und Christa Engelhardt von 1982 bis 1997 das Graue Haus mit Herzblut belebten, gehörten unter anderem Rolf Lautenbach, Kazuya Fukuhira, Florian Kreller, Jens Bomke und Stefan Rottner. Mit Sekt und Focaccia wurden die ehemaligen Mitarbeiter in den frisch renovierten Räume begrüßt. Anschließend gab es eine Schlenderweinprobe auf Schloss Vollrads mit Gerhard Becker und es sei sehr emotional für manche Mitarbeiter gewesen, als sie durch die ehemaligen Personalzimmer geführt wurden. Beim netten Beisammensein im Gutsrestaurant mit einem 4 Gang-Menü von Alexander Ehrgott standen dann auch viele Anekdoten und Erinnerungen im Mittelpunkt des Abends, der bis in die Morgenstunden ausgedehnt wurde.
Beeindruckt waren die ehemaligen Mitarbeiter von den umfangreichen Sanierungsarbeiten im Grauen Haus: von den Abwasser- und Stromleitungen über die Böden, die Heizung bis hin zur Küche mit brandneuer Ausstattung wurde alles erneuert. Der Betrieb des Bistros sei aus Brandschutzgründen nur auf der Etage über der Küche gestattet. Die Seminare sollen auf der Empore stattfinden und im Nebenbau des Grauen Hauses werde die Verwaltung der Stiftung untergebracht. Insgesamt drei Jahre dauerten die Sanierungsarbeiten und die Umbauten für die Zwecke der Stiftung, ursprünglich war man von der Hälfte der Zeit ausgegangen. Und auch die Kosten seien höher gewesen, als geplant.
Die Stiftung will ein Seminarprogramm anbieten, das ältere und junge Menschen zusammen bringen soll. So soll es Seminare geben, in denen Senioren Jungunternehmer und Schulabgänger beraten und unterstützen. Auch Seminare zu den Themen Testament, Patientenverfügung und Betreuungsvollmacht soll es geben und der Tod soll ebenfalls kein Tabu-Thema sein.
In der Bevölkerung war die Freude, dass das Graue Haus nach so vielen Jahren und verschiedenen Anläufen wieder zum Leben erweckt wird, bisher groß. Seit einer Woche aber gibt es kritische und verwunderte Stimmen zu hören. Einige Bürger ärgern sich über das neue Holztor, das die Sicht auf das historische Gebäude von der Rheinseite unmöglich macht. Zunächst hatte man gehofft, es sei nur ein provisorisches Bautor, während das bisherige Gittertor renoviert wird. Doch jetzt sei zu hören gewesen, dass es dort als Lärmschutz und als Windschutz für Veranstaltungen im Hof des Grauen Haus dauerhaft bleiben soll. Ein Umstand, der vielen Winkelern nicht gefällt, wie zu hören war.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 03.11.2016.
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