Malkurse in der neuen Apitz-Galerie

16.11.2016

Rheingauer Kult-Künstler Michael Apitz erweiterte eigene Galerie in seinem Wallufer Elternhaus/Themenausstellung geplant

Walluf. (sf) "Hier habe ich früher immer mit meinen Lego-Steinen gespielt., wenn meine Mutter dort drüben im Sessel saß und Fernsehen schaute", erinnert sich Michael Apitz schmunzelnd, als er am Samstag mit zahlreichen Freunden, Kunden und Fans seiner Kunst durch die Räume der neuen, erweiterten Galerie in seinem Elternhaus in Walluf schlendert. Das ehemalige Wohnzimmer der Familie Apitz mit wundervoller Aussicht auf den Rhein ist ebenso wie das Esszimmer und alle anderen Räume im Erdgeschoß des Wohnhauses in der Wallufer Hauptstraße 65 zur großzügigen, einladenden Kunstgalerie umgewandelt worden. An den Wänden hängen zur Zeit 20 Originale des Rheingauer Kult-Künstlers. Die Bilder stammen aus mehreren Schaffens-Epochen, denn der gebürtige Rheingauer hat vom einstigen Comic-Zeichner über den Wein- und Landschaftsmaler bis zum heutigen Künstler viele verschiedene Entwicklungen durchgemacht.

Geboren wurde der Künstler 1965 in Eltville am Rhein, aufgewachsen ist er in Walluf. Sein Abitur legte er an der Rheingauschule in Geisenheim ab, damals schon legendär als Comic-Zeichner für eine Jugendzeitung. Danach folgte ein Designstudium an der FH-Wiesbaden, das er mit dem Abschluss als Diplom-Designer absolvierte. In diese Zeit fällt auch die erste große Erfolgsgeschichte von Michael Apitz. Denn 1988 gab er gemeinsam mit Patrick Kunkel und dessen Vater Eberhard Kunkel den Wein-Comic "KARL, der Spätlesereiter" heraus. Die witzigen Comics hätten vor allem auch von den Karikaturen berühmter Persönlichkeiten gelebt. Vor allem das Konzept einer einfallsreichen und durchaus auch spannenden Comicgeschichte, gepaart mit interessanter Historie rund um den Rheingau und den Mittelrhein, machten "Karl, der Spätlesereiter" zu einem Welterfolg. 12 Bände erschienen, dann setzte die Bürgermeisterkarriere des Freundes Patrick Kunkel dem Comic ein Ende. Michael Apitz wagte den Schritt zum freischaffenden Künstler. seit 1995 lebt und arbeitet er zusammen mit seiner Frau Simone und den Töchtern Anna und Katharina und immer "mindestens" einem Hund in einem kleinen Fachwerk-Bauerngehöft in Hausen vor der Höhe. Dort befindet sich auch in der umgebauten Scheune sein Atelier. "Mein Atelier ist jedoch mein kreativer Rückzugbereich, wo ich kein Publikumsverkehr haben will", erklärt der Künstler. Deshalb war von Anfang in seinem Elternhaus in Walluf eine kleine Galerie eingerichtet, die jetzt nach dem Tod seiner Mutter auf die Räume im Erdgeschoss erweitert wurden. Und di Galerie hat bereits Tradition: hier wurden schon zur Comic-Zeit die beliebten Bücher und alle Fanartikel rund um "Karl Spätlesereiter" verkauft. Als dann ab 1995 auch parallel zu den Comics Arbeiten aus dem Bereich der freien Malerei Bilder entstanden, deren Schwerpunkt die Landschaftsmalerei bildet, konnte man auch diese in der kleinen Galerie teilweise sehen und kaufen.

"Die Landschaftsmalerei kam eigentlich aus dem Comic heraus: anhand von alten Stichen, die man damals noch aus geliehenen Büchern im Hessischen Landesarchiv kopierte, befasste ich mich immer intensiver mit der Landschaft des Rheingaus und selbst meine Comic-Zeichnungen wurden eigentlich zu Landschaftbildern", erläuterte Apitz zu mehren Beispielbildern. Auch der Wein als Kulturgut sei ihm erst durch die Arbeit an den Karl-Comics bewusst geworden: "Da wurden wir eingeladen zu Weinproben und verkosteten 50 Jahre alte Weine, was mir erst bewusst machte, welches Kulturgut Wein sein kann". Die neu entdeckte Liebe zum heimischen Produkt lebte Michael Apitz dann erstmals in seiner Bilderserie "Rheingau Geschmackssache" aus: "Im Rahmen meiner Diplomarbeit malte ich bereits 1999 meine erste Serie bedeutender Rheingauer Weinbergslagen". Er gab verschiedenen Weinlagen die Farben, die zum Geschmack des Weines passten. Zu den Weinbergen kam sehr bald der Rhein als Motiv hinzu, und hier hat Michael Apitz sich in den letzten Jahren ausgiebig mit beiden Themen beschäftigt: "Historische Orte, Burgen, Weinberge - dies alles verdichtet sich im Rheintal zwischen Koblenz und Mainz zu einer einzigartigen Kulturlandschaft, die seit über zweihundert Jahren auch besungen, bedichtet, gemalt und bereist wird. Meine Motive fand ich vor Ort, mein Malstil hat allerdings nichts mit dem Rheingau zu tun. Es gab und gibt hier keine Malschule, der ich gefolgt war, sondern ich fand Vorbilder und Inspiration bei den Großen der Kunstgeschichte: William Turner, Caspar David Friedrich und Edvard Munch, Alexej von Jawlensky, Emil Schumacher, um nur einige zu nennen. Ich habe mir das Malen - genau wie das Zeichnen - autodidaktisch beigebracht. Mein Stil ist eine Verschmelzung der klassischen Mal-Techniken mit den Errungenschaften des abstrakten Expressionismus und des Informel."

Vor allem bei Wanderungen durch die Landschaft lasse er sich inspirieren, mache Skizzen und Fotografien, erklärte Apitz, die Gemälde selbst würden dann später im Atelier entstehen: "wo ich die Farbgebung expressiv nach der gewünschten Bildaussage wähle. Ich benutze für meine Gemälde fast ausschließlich Acrylfarben, die ich in verschiedenen Schichten mit Tube, Spachtel, Lappen und Pinsel auftrage und so eine sehr spezielle, eigenwillige Bildwirkung erziele".

Mit seiner Malerei, speziell den Rheinlandschaften, schlage er eine Brücke von der Romantik zur Moderne, werfe einen zeitgenössischen Blick auf den "Mythos" Rhein, bilde das ab, was er als Künstler durch und an diesem Fluss erlebe und empfinde, erklärte Michael Apitz. Seine Erfahrungen im langjährigen kreativen Kunstprozess will Michael Apitz jetzt auch in den neuen Räumen der Galerie in Walluf weitergeben. Durch die Erweiterung sei es möglich, den vielen Anfragen nach Malkursen nachzukommen. Zweimal im Jahr will Michael Apitz an einem verlängerten Wochenende im kleinen Kreis dreitägige Malkurse anbieten. Der erste wird im März stattfinden und sei schon komplett ausgebucht, einen weiteren soll es im Herbst geben. Und noch mehr Leben will Michael Apitz in die Galerie bringen, die wie bisher weiterhin vom Ehepaar Wittmer betreut wird und jeweils donnerstags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 12.30 Uhr oder nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 06123/990263 geöffnet ist: "Ich plane auch Ausstellungen mit befreundeten Künstlern und verschiedene Themenausstellungen". Viele Ideen hat der kreative Rheingauer, wie er sein Elternhaus als Kunstgalerie weiter beleben wird, und dabei ist eines sicher: langweilig wird es nie.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 16.11.2016.

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