Einzigartiges Juwel in ganz Deutschland
11.05.2017
Badehaus im Garten des Brentanohaus wird saniert/Eröffnung schon in wenigen Wochen
Winkel. (sf) Ein echtes Juwel, ein Solitär in ganz Deutschland sei das Badehaus im unteren Teil des Garten des Winkeler Brentanohauses, schwärmt Architekt Stephan Dreier, denn ein solches Haus "gibt es in ganz Deutschland nicht noch einmal". Zwar weiß man nicht wirklich, ob das wie ein klassizistischer Tempel anmutende kleine Anwesen mitten im Goetheweinberg als Badehaus genutzt wurde. "Es gibt keine fundierten Beweise, dass das kleine Haus einst als Umkleide für Badegäste genutzt wurde, nur eine Vermutung", denn ein zugemauertes Loch in der Nordwand könnte einst für ein Ofenrohr genutzt worden sein. Leider macht Architekt Drier aber auch klar, dass Dichter Johann Wolfgang von Goethe in diesem Badehaus nicht weilte, wenn er im Brentanohaus zu Besuch. Das Haus sei erst 1817 erbaut worden, also nach Goethes Besuchszeit in Winkel. Bestimmen konnte man das genaue Alter dank der drei Eichenstämme, die das Dach der Vorhalle halten. Sie sind noch original erhalten und wurden 2015 um ein neues Exemplar aufwendig ergänzt. Damals hatte man bereits das Dach des kleinen Badehaus erneuert, was dringend notwendig gewesen war, um die Bausubstanz zu retten. "Das undichte Dach ist sprichwörtlich in allerletzter Sekunde erneuert worden, sonst hätten wir das Badehaus nicht retten können", betonte Dreier. Und wie schlecht die Bausubstanz des kleinen Hauses trotz dieser Rettungsmaßnahme von 2015 ist, kam jetzt bei der Gesamtsanierung an das Tageslicht. Eine Sanierung des Nebengebäudes war zu dieser Hochzeit der Sanierung des Brentanohauses zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgesehen. Nur ein neues Dach war unaufschiebbar geworden, wenn man das Badehaus retten wollte. Eigentlich sollte ja die aufwendige Renovierung im Brentanohaus zunächst abgeschlossen werden, doch hier gibt es noch weitgehende Untersuchungen, die eigentlichen Arbeiten ruhen, deshalb wurden die bisher genehmigen Gelder jetzt zunächst für die Sanierung des Badehauses genutzt.
Architekt Dreier zeigt die ursprünglichen Ziegel, die alle von einem Pilz befallen waren und die komplett ausgetauscht wurden. "Sämtliche Balken und Lehmziegel mussten ersetzt werden, in denen sich der Pilz eingenistet hatte. Da brennt einem das Herz", sagte er und berichtet auch vom Entsetzen des Amtes für Denkmalschutz über die Nachricht des gravierenden Pilzbefalls. Traurig verweist er auf den Sturz über der Tür. "Das ist das einzige Teil in der gesamten der Westwand, das bauzeitlich ist". Und nicht nur das, auch das Fundamt musste neu gemacht werden: "Die Balken des Fachwerks an der Westseite und dem angrenzenden Teil an der Südseite waren bis zu einer Höhe von 1,50 Meter nur noch Brösel gewesen. Sie standen auf einem Fundament aus Sandstein. Das waren vermutlich die alten Torpfeilern des Anwesens. Der Sandstein hat sich voll Wasser gesaugt und ließ das Holz faulen ließen." Über die Jahrhunderte hinweg sei dann rund um das Badehaus immer wieder Erde aufgeschüttet worden. "Diese wird jetzt wieder abgetragen, damit die Besucher wie früher einst über Stufen zur Vorhalle gelangt. Denn ein Tempel muss auf einem Sockel stehen", erklärt Stephan Dreier. Die Stufen sollen eine Abdeckung aus alten Sandsteinplatten aus der Eifel bekommen.
Original sind noch die Fenstergewände, die Fenster dafür werden genau rekonstruiert. Auch die fehlende Tür in der Westwand und für die noch erhaltene, andere Tür werden ebenfalls aus alten Glas die fehlenden Einsätze handgearbeitet. Dank guter Aufnahmen könne man sehen, wie das Badehaus, die Fenster und Türen früher aussahen, erklärt Dreier. Auch die historische Wandfassung sei teilweise noch erhalten: "Sie ist jedoch auch von Schimmel befallen und muss deshalb, bis auf eine kleine Referenzfläche abgeschlagen werden".
Richtig ins Schwärmen gerät der Architekt dann, wenn es um das am besten erhaltene Teil des Badehauses geht: der Terrazzoboden mit dem aus hunderten bunter Steinchen gefertigten Wappen der Brentanos ist überaus gut erhalten. "Ich kenne kaum einen Boden dieser aufwendig gestalteten Art, der so gut erhalten ist", sagt der Denkmalpfleger. Das liegt sicher auch daran, dass der Boden mit dem beeindruckenden runden Wappen in der Mitte erst 1850 in das Badehaus kam und schon 50 Jahre später wieder unter damals verlegten Holzdielen verschwand. Zwei Lagen Holzdielen hätten über dem Terrazzoboden gelegen und ihn deshalb so gut konserviert. Auch der Einbauschrank in der Nordwand stamme noch original aus der Zeit, als das Badehaus errichtet wurde und ist noch voll intakt. Dreier meint, das Haus sei schon 50 Jahre nach seiner Errichtung etwa um 1900 erstmals umgebaut worden und in der Neuzeit ein zweites Mal.
Die aufwendigen Renovierungsarbeiten in dem kleinen Haus, das sich an zwei Seiten an die Bruchsteinmauer des Brentano-Anwesen anschmiegt, laufen auf Hochtouren. "Schon in wenigen Wochen können hier die ersten Veranstaltungen stattfinden", so der Architekt und sichert zu, dass man absolut im Kostenrahmen bleiben wird. Rund 185.00 Euro wird die Sanierung kosten. "Wir wollen das Badehaus dann zur Vermietung anbieten", erklärt Bürgermeister Heil. Er kann sich kleine Hochzeiten in dem Tempel mit Garten vorstellen, Lesungen und Konzerte. Ganz offiziell eingeweiht werden soll das Badehaus am Tag des Denkmals und dann hat man allen Grund zum Feiern, denn schließlich wird der Tempel in diesem Jahr auch 200 Jahre alt. Zu diesem Geburtstag wird das Juwel in seinem Originalglanz wieder erstrahlen und zwar ganz in Grün, der einstigen Farbe der Wandfasssung des Badehauses.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 11.05.2017.
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