In Winkel steht ein Hofbräuhaus
19.10.2017
Zum 30. Mal hieß es "Ozapft is" beim traditionellen Oktoberfest des Showorchesters Rheingau-Mitte im blau-weißen Vereinsheim/Riesengaudi
Oestrich-Winkel. (sf) "Oans, zwa, gsuffa" erklang es am vergangenen Samstagabend im ganz und gar weiß-blau geschmückten Vereinsheim beim 30. Oktoberfest des Showorchesters Rheingau-Mitte: seit 30 Jahren ist dieses Fest ein Garant für Superstimmung und schon in der dritten Generation feiern hier vor allem junge Gäste die typisch bayrische Lebenslust zusammen mit den Musikern des Showorchesters. Beste Hofbräuhaus-Stimmung war an diesem Abend garantiert. Der Bühnenvorhang war gerade erst aufgegangen, als schon nach wenigen Takten die Besucher des Oktoberfestes auf den Bänken standen und klatschen und mitsangen, "was das Zeug hielt". "A schierer Wahnsinn, diese Superstimmung" meinte auch der neue Leiter des Orchesters, Michael Schlemmer, der wie seine in bayrische Trachten gekleideten Musiker sichtlichen Spaß an der Gaudi des Publikums hatte. Und es war wirklich "a schierer Wahnsinn", das hätten sicher sogar die Bayern selbst neidvoll zugegeben, denn was das Show-Orchester Rheingau-Mitte bei seinem diesjährigen Oktoberfest wieder an Stimmung zu bieten hatte, dürfte selbst im Bayernland seinesgleichen suchen. Seit 1987 lädt das Show-Orchester Rheingau-Mitte schon zu seinen alljährlichen Oktoberfesten ein und wer sich unter den 300 Gästen befand, die im rasend schnell ausverkauften Vorverkauf eine Karte ergattert hatten, durfte wieder ein Oktoberfest erleben, das an Superlativen im Rheingau kaum noch zu überbieten ist.
Mitten im Herzen des Weinlandes Rheingau präsentiert sich im Oktober das Vereinsheim der Rheingau-Mitte als Festsaal, den man weiß-blauer selbst in Bayern nicht findet. Und auch die "Fans" des Rheingau-Mitte-Oktoberfestes, denn die hat das Fest seit Jahren tatsächlich, kamen alle ganz stilecht mit Zöpfen, Dirndl, Lederhose und Tirolerhut. Bayerische Leckereien wie Haxe, Leberknödel, Leberkäse mit Kraut und Brezel machten den bayrischen Spaß mitten im Rheingau perfekt.
Eröffnet hatte das erste von insgesamt zwei Festen im Vereinsheim der Rheingau-Mitte Hans Ettingshausen. Er bat die Rheingauer Reporterin Sabine Fladung beim ersten diesjährigen Oktoberfest der Rheingau-Mitte zum obligatorischen Fassanstich auf die Bühne. "Die "Carla Kolumna" brauchte nur einen kräftigen Schlag und dann floss das Bier schon. Sehr zur Freude des Publikums rief sie das legendäre "O'zapft is" und prompt kam aus dem Saal die stimmgewaltige Antwort: "Oans, zwaa, g'suffa". Danach sang man noch gemeinsam das Lied vom Hofbräuhaus und dann gab es kein Halten mehr. Beim zweiten Fest am letzten Samstag war es dann Hans Ettingshausen selbst, der den Fassanstich vornahm.
Denn neben der Gaudi stand vor allem das zünftige Konzert der Musiker im Mittelpunkt. Rund 30 Musikerinnen und Musiker des Show-Orchesters Rheingau-Mitte ließen es unter der Leitung von Michael Schlemmer mit Ohrwürmern wie dem "Alten Holzmichel", "Heidi", "Resi, I hol di mit dem Traktor ab", den "Tiroler Holzhackerbuam", "Sierra Madre", "Santiano", "So a schöner Tag", und vielen anderen so richtig "krachen". Das Publikum war mehr als "gut drauf", kannte schon alle Stamm-Titel und verlangte schon am Anfang das Lied "Aus Böhmen kommt die Musik". Doch mit dem neuen Mann am Dirigentenpult Michael Schlemmer war diesmal die Reihenfolge anders. In den letzten Jahren nicht mehr gespielte Titel wie "Der Dudelmoser", das Paukenlied oder "Hey Baby" waren wieder im Programm. Und ganz neu bekam das Publikum "Der Vogelbeerbaum", "Johnny Däpp" und "Kölsche Jung" auf die Ohren.
Ebenfalls zum ersten Mal bei einem Oktoberfest mit dabei war die bekannte Winkeler Sopranistin Sabine Nebel als Sängerin. Schon im Rahmen des Tages der offenen Tür im Probeckschen Hof hatte Sabine Nebel beim Auftritt des Showorchesters gesungen. Daraus entstand die Idee, dass sie auch bei den diesjährigen Oktoberfesten mitwirkt. "Das ist ja zwar nicht mein eigentliches Repertoire, aber ich freue mich, dass ich bei dieser Gaudi mit dabei sein kann", sagte Sabine Nebel im roten Kleid. Und schon beim ersten Ton des vehement eingeforderten Liedes "Aus Böhmen kommt die Musik" sprang der Funke auf das Publikum über. Sichtlichen Spaß hatte Nebel dann an den Stimmungshits wie "Atemlos durch die Nacht", "Du hast mich tausendmal belogen", "99 Luftballons" oder das legendäre "Heidi". Auch im Duett mit Hans Ettingshausen oder sogar als richtig kleine Showeinlage mit Gotthard Charissé von Brentano beim Oldie "Im Wagen vor mir fährt ein schönes Mädchen" präsentierte sich die Sängerin souverän. Neben Sabine Nebel, Hans Ettingshausen und Gotthard Charissé von Brentano sangen auch Alexander Sauer, Dieter Ruppert und Lukas Walter. Das gut gemixte Repertoire reichte von dem Ohrwurm " Marmor, Stein und Eisen bricht" über "Joana" und das "Fliegerlied" bis hin zu "Du hast mich tausendmal belogen". Mit den gern gehörten Evergreens heizten die Musiker dem Publikum ordentlich ein. Bei besonders beliebten Hits wie "Der Anton aus Tirol" und "Heidi" gab es dann kaum noch ein Halten. Das beliebte "Applaus, Applaus" und "Ein Kompliment" von den Sportfreunden Stiller klang beim ersten Ton schon aus rund 300 Kehlen, meist ganz junge. Mit allergrößter Begeisterung sang man dieses Lied immer wieder, dabei standen fast alle Gäste mehr auf den Bänken, als dass sie saßen. Richtig ansteckend waren die gute Laune, Lebensfreude pur und unbändige Lust am gemeinsamen Feiern und die überschäumende Gaudi.
Eine Steigerung war trotzdem noch möglich, als nämlich die "Bayrischen Spiele" an diesen Abend begannen und die stärksten Frauen und Männer im Saal zum Maßkrugstemmen nach vorne gerufen wurden. In diesen Minuten, in denen die Entscheidung noch sprichwörtlich in der Luft schwebte, brüllte und johlte das anfeuernde Publikum die Teilnehmer lautstark in weiß-blaue Höhen des Vereinsheimes. Außer beim Maßkrugstemmen waren die "besten Bayern" unter den 300 Gästen auch zum Nagelspiel aufgerufen und mußten mit möglichst wenig Schlägen einen Nagel komplett einschlagen. Und schließlich gab es noch ein Karaokesingen für die "bayrischsten" Rheingauer, denen als Preis ein echt bayrischer Seppel-Hut winkte. Angesichts dieser herrlichen "Disziplinen" gab es im Saal vor Lachen kein Halten mehr.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 19.10.2017.
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