Johannisminne im Glas
12.01.2018
In Johannisberg gibt es seit dem 17. Jahrhundert die Johannisweinsegnung
Johannisberg. (sf) "Trinken wir gemeinsam die Johannisminne", hatte der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz zum Abschluss in seiner Predigt zur Johannisweinweihe in der Schlossbasilika gesagt und die zahlreichen Gottesdienstbesucher zur gemeinsamen Verkostung des gesegneten Weines nach der Segnung eingeladen. Der Geisenheimer Pfarrer Marcus Fischer hatte zu Beginn des Festgottesdienstes die vielen Gäste in der Schlossbasilika begrüßt und freute sich, dass der Bischöfliche Kommissar für Frankfurt, Domkapitular Dr. Johannes zu Eltz, als Hauptzelebrant und Festprediger nach Johannesberg gekommen war. Zum Johannistag wird der Johanniswein gesegnet und anschließend mit den Worten gereicht: "Trinke die Liebe des Heiligen Johannes." Die Johannisweinsegnung verbindet sich mit dem Apostel und
Evangelisten Johannes, der am 27. Dezember seinen Gedenktag hat und
daher als "Winterhannes" bekannt ist. Die Basilika am Johannisberger Schloss ist dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht, der am 24. Juni gefeiert wird und daher gerne der Sommerhannes genannt wird. Doch es war der Evangelist Johannes, dem die Katholische Pfarrgemeinde Sankt Johannes der Täufer am vergangenen Mittwoch gedachte: der 27. Dezember ist traditionell seit Jahrhunderten im Volksmund als "Winterjohannes" bekannt und beinhaltete im Rheingau auch die Weinsegnung.
Die Tradition der Weinsegnung am "Winterhannes" ist im Rheingau schon viele Jahrhunderte alt und geht auf eine noch ältere biblische Legende zurück. Sie erzählt davon, dass man einst dem Heiligen Johannes einen Becher voll vergifteten Wein zum Trinken reichte. Johannes habe diesen Wein jedoch mit dem Kreuzzeichen gesegnet, bevor er ihn trank, und das Gift sei in Gestalt einer Schlange aus dem Becher gekrochen. Der Heilige soll den Wein dann ohne Schaden getrunken haben. In Gedenken an diese Legende hatte man in Johannisberg schon im 17. Jahrhundert am Tag des Heiligen Johannes einige Flaschen Wein von Geistlichen segnen lassen und für besondere festliche Anlässe wie Hochzeiten, Geburten und Jubiläen aufgehoben. Aber auch bei Krankheiten, in Kriegszeiten, Armut und Not war es Brauch, ein Glas gesegneten Johannisweins zu trinken, um Unheil und Krankheit abzuwenden. Auch einer der ältesten Trinksprüche gehe auf die Sitte zurück, Reisenden zum Abschied ein Glas geweihten Johanniswein zu reichen und gemeinsam auf ein "dass wir wieder froh zusammen trinken" anzustoßen.
Nach dem Krieg war dieser Brauch zunächst in Vergessenheit geraten. Doch als 1964 Pfarrer Hörnis nach Johannisberg kam, ließ dieser hier den Brauch erstmals im Rheingau wieder aufleben. Nachdem in Johannisberg dieser Brauch vor über einem halben Jahrhundert wieder ins Leben gerufen worden war, zogen in den 80er Jahren auch andere Gemeinden mit den festlichen Gottesdiensten nach Weihnachten und der traditionelle Weinsegnung als feierliches Ereignis nach. Mittlerweile freuen sich die Winzer und Rheingauer über ein großes Interesse von vielen Weinfreunden, die aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet mittlerweile zur Johannisweinweihe in den Rheingau kommen.
n Johannisberg wurde ein besonders festlicher Gottesdienst zum Gedenken an den Evangelisten Johannes und zur Weinweihe gefeiert. Mit der aus Geisenheim stammenden Rheingauer Weinprinzessin Alexandra Unger an der Spitze waren zahlreiche Winzer und die Fahnenträger von sechs Weinbruderschaften, Weinfreunde, Mitglieder des Rheingauer Weinkonvents und Rheingauer Bürger zur Johannisweinweihe in der Basilika auf dem Johannisberg zusammengekommen. Aus Geisenheim nahmen die Wein-Reimer teil und aus Johannisberg die Weinkritik, die zusammen mit der Pfarrgemeinde die Weinsegnung organisierte.
Zusammen mit dem Geisenheimer Pfarrer Fischer zelebrierte Joannes zu Eltz den Festgottesdienst. Wie man den Wein mit allen Sinnen genießen kann, erläuterte er in seiner Festpredigt und erzählte vom Genuss des Weines, der mit dem zarten "Plopp" des Korken aus der Flasche, dem leisen Geräusch des Einschenkens, dem Schmelz auf der Zunge, der Sensorik hautzarter Gläser und den Ah- und Oh-Ausrufen des guten Geschmacks auf der Zunge einhergehe. Aber er ging auch auf das Tischgebet ein, das er allen Zuhörer an das Herz legte. Er selbst spreche sogar in öffentlichen Restaurants in Gesellschaft ein Tischgebet und oft kehre dann immer eine ganz besondere Ruhe ein: "Das Gebet macht mehr mit uns, als es schaut" sagte der Frankfurter Stadtdekan.
In diesem Sinne segnete Johannes zu Eltz über 50 Flaschen Wein im Rahmen des Festgottesdienstes in Johannisberg. Ein Teil dieses Weines wurde direkt im Anschluß an die feierliche Segnung an die Gläubigen ausgeschenkt. Und wie schon in den vergangenen Jahren wurde die Einladung zum gemeinsamen Umtrunk von den Besuchern des Gottesdienstes gerne angenommen. Den anderen Teil des gesegneten Weines nahmen die Besitzer jedoch wieder mit nach Hause. Mit dem Johanneswein wird in manchen Familien an Silvester nämlich auch auf ein gesundes neues Jahr angestoßen. Außerdem nutzen die Rheingauer Winzer den Wein auch für einen anderen uralten Brauch. Einige Tropfen des geweihten Johannisweines werden auch heute noch in manchen Weinkellern in die Fässer mit dem jung geernteten Wein gefüllt, um den kirchlichen Segen so weiterzugeben.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 12.01.2018.
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