Spundekäs sorgt für Globalisierung des Rheingaus

19.04.2018

Jury, Teilnemer und Gewinner auf der Bühne der Brentanoscheune
Jury, Teilnemer und Gewinner auf der Bühne der Brentanoscheune

Eva Staab gewinnt die 6. Auflage der Rheingauer Käse-Casting-Show/Käse und Socken aus Gerd Brömser Turbo Bix

Rheingau. (sf) Rheingauer Spundekäs hat es in sich: er sorgt für die Globalisierung des Rheingaus, denn die Variationen, die die diesjährigen Kandidaten beim schon legendären Super-Spundekäs-Contest vorgelegt hatten, hatten es mit Kardamom, Kümmel, Kapern, Datteln oder gar pürierter Mango wahrlich in sich. "Es zeigt sich wieder einmal: Spundekäs verführt zu großer Kreativität", meinte nicht nur das Publikum zu dieser kulinarischen Reise weit über den Rheingau hinaus bis in orientalische Geschmackswelten. Denn wie vielfältig die regionale Spezialität der Rheingauer Winzerküche ist und was sie so alle bewirken kann, dass zeigte sich vergangenen Sonntag schon zum 6. Mal beim Rheingauer Contest für den "Superspundekäs 2018". Sechs Finalisten, darunter auch zwei Männer, stellten sich der kritischen und nicht ganz bierernsten Jury und dem Publikum, das mit abstimmen durfte. Nach einer spannenden Auszählung gewann dann die aus Winkel stammende und in Oberhausen an der Nahe lebende Eva Staab. Die Mutter der amtierenden Deutschen Weinkönigin Katharina Staab, die selbst einmal Winkeler Weinkönigin war gewann mit dem großem Votum des Publikums, die Masterjury mit Meike Spreitzer, Gerd Brömser und Sabine Fladung hatte den jungen Spundekäs-Koch Felix Hartmann, ebenfalls ein ehemaliger Winkeler, einen Punkt Vorsprung gegeben.

Katharina und Eva Staab und Wolfgang Junglas
Katharina und Eva Staab und Wolfgang Junglas

Eines war aber wieder ganz klar am Sonntagabend in der Brentanoscheune: "Spundekäs ist super" und was Spundekäse so alles kann, das verblüffte selbst die eingeschworenen Fans der Rheingauer Käsespezialiät: denn Spundekäs verführt sogar zum Singen, wie Jurymitglied und Comedian Gerd Brömser eindrucksvoll bewies. In einem 30minütigen Stand-up-Comedy mischte er mit Spundekäs- und Wein-Exkursionen das Publikum noch kurz vor der Stimmenauszählung und Kür der neuen Köchin des "Superspundekäs 2018" so richtig auf: "Messer, Brettche, schneid die Zwibbel, in die Schiissel tra la la, Butter, Eier, Sahne, Kiimml, alles Menge tra la , Bärlauch Kapern u Sardelle manche mognes tral la la, der Geschmack, das ist ein Rätsel, wie wir wissen tra la la. Jaa, ja ...der Spundekäs, Rollator, Kinnerchaise, der schmeckt ein jedem fein, und Alt und Jung sich freun, in der Brentanoscheun. Jaa, ja der Spundekäs, der wird jetzt bald global, und wird zum Lieblings - Mahl, bald auf der ganzen Welt und hier im Saal. Und der Mund sagt ja, doch dem Gaumen fehlt noch was, ja das ist doch klar, was hast Du in deinem Glas, es kann nur Riesling sein, am besten einen Rheingauer".

Gerd Brömser in seinem Element
Gerd Brömser in seinem Element

Vor allem auch Brömsers Vorführungen in seiner nagelneuen Erfindung , der "Turbo Bix", einer speziell für Männer entwickelten Abart des "Thermomix", sorgten für echte Lachtränen, als er daraus aus einem Knäul Wolle Mützen und Socken hervorzauberte oder gar mit Eier aus dem Publikum und Zwiebeln von der Jury ebenfalls echten Spundekäs kreierte.

Doch im Mittelpunkt stand natürlich wieder ganz unbestritten der Geschmack, die Optik, Konsistenz und die Rezepte der verschiedenen Spundekäse, die die sechs Kandidaten hier vorstellten. Und wie es einem so geht, wenn man den Titel "Spundekäs-Königin ein Jahr lang trägt", davon berichtete auch die letztjährige Siegerin Maria Brachtendorf, die als Lehrerin an der Rheingauschule nur im Kollegium ihre preisgekrönte Spezialität öfter mal servieren musste, sondern auch bei ihren Schülern zur Heldin wurde.

Die Idee zu der lustigen Casting-Show "Rheingau sucht den Superspundekäs - RSDS" hatten Michael Apitz und Frank Förster gehabt. "Wir wollten mal einen Castingabend zu initiieren, bei dem sich schlichtweg alles um die Rheingauer Käsespezialität "Spundekäs" drehen sollte, schließlich ist das die einzige wirklich regionale Spezialität, die der Rheingau auf den Teller bringt", so die Initiatoren. Die Freude an der regionalen Spezialität begeisterte den Rheingauer Künstler und Genießer Michael Apitz und den Winkeler Webdesigner Frank Förster für die witzige Idee, einen Wettbewerb zu veranstalten und den besten Rheingauer Spundekäs suchen. Eigens für den Wettbewerb hat Michael Apitz ein Logo entworfen: Der fliegende Spundekäs als Supermann. Dieses Logo schmückte am Sonntagabend die Bühne der Brentanoscheune, in der sich diesmal rekordverdächtig viele Spundekäsfreunde und Fans der Finalisten eingefunden hatten. Moderator Wolfgang Junglas von der Rheingauer Weinbühne erläuterte dann nochmal eingangs wo der Spundekäs eigentlich herkommt, warum es so viele verschiedene Rezepte gibt und wie es eigentlich zu dem Namen "Spundekäs" kam: "Der sogenannte "Schmierkäs wurde mit einem Glas abgestochen und hatte so genau die Form und Größe eines Spundlochs am Weinfass".

Und ganz schnell wurde an diesem Abend klar: "Spundekäs ist Kult - vor allem im Rheingau". Schließlich hat nicht nur jede Straußwirtschaft, die etwas auf sich hält, die leckere Frischkäse- Zubereitung auf ihrer Speisekarte, auch in vielen Familien wird das hauseigene Spunde-Käs-Rezept gehütet wie ein Geheimnis. Gar nicht so leicht war die Aufgabe der Jury und auch des Publikums, dessen Meinung als eine weitere Stimme zählte, unter den sechs vorgestellten Käsespezialitäten die persönlich liebste herauszuschmecken. Speziell dafür wurde ein Punkte-System für die Bewertung entwickelt, das am Sonntagabend für das Finale galt: Für Geschmack, Konsistenz, Optik und Präsentation konnten insgesamt 20 Punkte erzielt werden. Und nicht nur die Jury war wieder sehr überrascht, wie unterschiedlich die einzelnen Rezepte waren: Mal mit, mal ohne Knoblauch, mal mit Kardamom oder frischen Kapern, dann sogar in süßen Variationen mit Datteln und Mango, mal mit viel Butter oder ganz ohne, mal mit Senf und mit viel und wenig Zwiebeln. Die Qualität war durchgängig sehr gut und die Geschmäcker sehr verschieden, obwohl ma sich enig war, das einige der außergewöhnlichen Variationen zwar lecker, aber eben doch kein echter Rheingauer Spundekäs waren. "Letztlich haben wieder die ganz traditionellen Rezepte auch über die Platzierung entschieden", erklärte auch Frank Förster, der den sechs Finalisten Melanie Finster, Felix Hartmann, Hermann Martin, Klothilde Schleif, Kerstin Walther und Gewinnerin Eva Staab für ihre Mühe und ihren Mut dankte.

Sehr unterhaltsam präsentierten die Finalisten am Sonntag im Rahmen der Casting-Show ihren Spundekäs live auf der Bühne vor der dreiköpfigen Jury und den Zuschauer, die ja auch mit probieren durften und mit entschieden, wer den Titel "RHEINGAUER SUPERSPUNDEKÄS 2018" gewinnt. Weinjournalist Wolfgang Junglas moderierte den kurzweiligen Abend in der komplett ausverkauften Brentanoscheune in gewohnt "launigem" Stil und kitzelte so manche lustige Geschichte rund um den Spundekäs aus den Finalisten, zu denen mit Hermann Martin aus Wiesbaden ein 84jähriger Rentner ebenso gehörten wie mit Felix Hartmann aus Böblingen oder der Erzieherin Kerstin Walther aus Hallgarten auch junge Generationen mit bekennender Liebe zum Spundekäs. Und auch im Publikum saßen treue Fans der Käsespezialität: "Wir sind von Anfang an jedes Mal mit einer großen Gruppe hier mit dabei und sind auch beim 6. Mal noch voller Begeisterung, gerade weil die Bandbreite der Kandidaten und ihre Spundekäse so groß ist".

Ganz klar also, wie viel Spaß alle Gäste und Teilnehmer und nicht zuletzt auch die Jury, bestehend aus der Meike Spreitzer, dem Rheingauer Comedian Gerd Brömser und der Reporterin Sabine Fladung, hatten. Durchaus ernsthaft schmeckten, rochen und begutachteten sie die vorgestellten Spundekäse und sparten auch nicht mit Kommentaren. Meike Spreitzer verglich die Spundekäse ganz gerne mal mit Comicfiguren und hatte einen Käse auf dem Teller, der sie an Goofey erinnerte, aber auch eine "Catwomen". Sabine Fladung hingegen war begeistert von der unglaublichen Vielfalt: "Seit sechs Jahren bin ich in der Jury dabei und nicht einmal hat ein Spundekäs genau gleich wie der andere geschmeckt, es ist unglaublich, wie viele Variationen es gibt". Gerd Brömser erschmeckte in den diesmal sehr ungewöhnlichen Zutaten "eine Globalisierung des Spundekäses" heraus. Die Jury vergab nach dem Bewertungs-System Punkte für Geschmack, Konsistenz, Optik und Präsentation. "Entscheidend ist aber der ganz eigene, subjektive Geschmack", meinten die Jurymitglieder übereinstimmend. Und auch die Zuschauer durften alle Spundekäs- Kreationen probieren und ihren Favoriten auswählen. Zeitweise herrschte richtige Straußwirtschafts-Atmosphäre in der Brentanoscheune.

Spannend wurde es dann, als es an das Auszählen ging. Das Geburtstagskind des Abends, Gerd Brömser "überbrückte" diese Zeit mit dem musikalischen Spundekäs-Ausflug und seiner Turbo Bix-Präsentation bis schließlich Eva Staab als Siegerin des Abends feststand und Webdesigner Frank Förster und Wolfgang Junglas ihr die Urkunde für den Titel "Superspundekäs 2018" verliehen. Das ausgerechnet ihre Tochter Katharina Staab, die amtierende Deutsche Weinkönigin, zu den ersten Gratulanten gehörte, war ein besonderer Freunde. Sie hatte ihre Mutter mit einem "inoffiziellen Besuch" in der Winkeler Brentanoscheune tatkräftig unterstützt und verriet auch, dass sie im großväterlichen Weingut Hirschmann in Winkel trotz ihres hohen Amtes in diesem Jahr wieder als Servicekraft in den Rheingauer Schlemmerwochen an zu treffen sei.

Frank Förster mit Wolfgang Junglas bei der Preisverleihung
Frank Förster mit Wolfgang Junglas bei der Preisverleihung

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 19.04.2018.

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