"Brentanohaus erstrahlt in altem Glanz"
30.08.2018
Land Hessen fördert Sanierungsmaßnahmen erneut mit 125.000 Euro/Über 1 Million Baukosten
Oestrich-Winkel. (sf) "Es freut mich zu sehen, dass die Sanierung zügig vorangeht und der alte Glanz des Anwesens nach und nach wieder arm Vorschein kommt. Es zeigt sich erneut: Mit dem Ankauf und der Rettung dieses Kleinods der Rheinromantik haben Stadt und Land alles richtig gemacht. Noch vor Abschluss der Sanierung erhalten wir hier einen authentischen Eindruck, wie das Brentanohaus sich seinen Bewohnern und illustren Gasten aus Kultur und Politik vor 200 Jahren präsentiert haben muss", sagte der hessische Kunst- und Kulturminister Boris Rhein, der während seiner Sommerreise auch das Brentanohaus im Rheingau besuchte. Und nicht nur Lob und Anerkennung für die voranschreitenden Arbeiten hatte Boris Rhein im Gepäck, vor allem auch einen Förderbescheid in Höhe von 125.000 Euro, die er der Trägergesellschaft überreichte. "Mit der Förderung aus den Mitteln zur Erhaltung von Kulturdenkmalern unterstützt das Land Hessen die umfassende Sanierung des Brentanohauses, das als einzigartiges Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des 19. Jahrhunderts gilt", erläuterte auch die CDU-Landtagsabgeordnete Petra Müller-Klepper beim Besuch von Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.
Das Brentanohaus in Oestrich-Winkel konnte im Dezember 2014 von der Familie Brentano durch das Land Hessen für knapp 1,2 Millionen Euro erworben werden. Die dringend erforderlichen Baumaßnahmen wurden bisher mit über einer Million Landesmitteln, Zuwendungen des Bundes in Höhe von 300.000 Euro und über 460.000 Euro aus den Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz durchgeführt. Das Brentanohaus gilt als das geistig-kulturelle Zentrum der deutschen Rheinromantik und war Treffpunkt der Freundschaftskreise jener Zeit; zu den Gästen zählten neben anderen Goethe und die Brüder Grimm. Hier entwickelten und lebten die Zeitgenossen die romantische Idee. Die Besucher von heute können das Brentanohaus als herausragenden Ort der Romantik noch so erleben, wie ihn die Geistesgrößen von damals gesehen haben. Die Inneneinrichtung ist unverändert. Selbst die Tapeten sind Originale und hängen so, wie zu Goethes Zeiten. "Für die Landesregierung ist das Brentanohaus ein Markstein, um die Epoche der Romantik in Hessen wieder erlebbar zu machen. Gemeinsam mit dem Deutschen Romantikmuseum in Frankfurt und dem Park des Grafen von Ostein über Rüdesheim bildet das Brentanohaus eine einzigartige Achse der Romantik", erklärte der Minister. Die Landesregierung investiere deshalb insgesamt mehr als zehn Millionen Euro, um das Konzept der Achse der Romantik zu ermöglichen. "Ein weiterer wichtiger Teil dieses Romantik-Konzepts ist der Bau des Deutschen Romantik-Museums in Frankfurt, den die Landesregierung mit vier Millionen Euro unterstützt. Grundlage für das neue Museum ist die weltweit einzigartige Sammlung zur Literatur und die hochkarätige Sammlung bildender Kunst und Alltagskultur der deutschen Romantik im Freien Deutschen Hochstift", so der Minister in Winkel. Der Park des Grafen von Ostein im Niederwald oberhalb von Rüdesheim komplettiere den romantischen Dreiklang.
In verschiedenen Bauabschnitten wurde die Gebäudehülle des stark sanierungsbedürftigen Hauses restauriert. Dazu gehörten im ersten Bauabschnitt die Sanierungsarbeiten an der Fassade auf der Straßenseite. Danach wurden schrittweise alle Fenster renoviert und die Dachsanierung abgeschlossen, ebenso wie die Fassadenrestaurierung auf der Gartenseite. Die ehemalige Kelterhalle zu einer modernen Touristeninformation für den historischen Ort und die Stadt Oestrich-Winkel umgebaut. Vor allem auch die Rekonstruktion des ehemaligen kleinen Badehaus in unteren Teil des Garten mit Weinberg gilt als besonders gelungen und fand auch die Bewunderung des Gastes am Mittwoch. Seit einigen Wochen finden hier schon Lesungen und Konzerte im kleinem Rahmen statt und diese Veranstaltungen, ganz wie sie in vergangenen Zeiten im Brentanohaus gelebt worden sein müssen, sollen noch ausgeweitet werden.
Die aufwändigen und erfolgreichen Sanierungsarbeiten wurden von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, dem Landesamt für Denkmalpflege und der der Trägergesellschaft, die sich aus dem Freien Deutschen Hochstift und der Stadt Oestrich-Winkel zusammensetzt, geplant und durchgeführt. "Allen an der Sanierung beteiligten Personen und Institutionen liegt dieses Haus sehr am Herzen, schließlich lebt es seit Jahrhunderten von der Freude und Leidenschaft der Bürger für Kultur. Dieses Engagement wird vor allem auch durch den Verein "Freundeskreis Brentanohaus" weitergetragen, in dem interessierte 130 Bürger der Stadt und der Region ihren Beitrag zum Erhalt des Anwesens leisten", so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.
Petra Müller-Klepper hob das Engagement des Landes Hessen für das Brentanohaus als konsequent und zielgerichtet hervor: "Der Ankauf durch das Land, für den 1,2 Millionen Euro investiert wurden, und die Vereinbarung, dass die Stadt Oestrich-Winkel und das Deutsche Hochstift die Einrichtung betreiben, war der grundlegende Schritt, um dieses authentisch erhaltene, geistig-kulturelle Zentrum der deutschen Rheinromantik dauerhaft für kommende Generationen zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Konsequent gehen wir nun die nächsten Schritte". Sie danke Minister Rhein für die Weichenstellung und die Umsetzung. "Man spürt es immer wieder: das Projekt liegt Ihnen am Herzen. Sie begleiten es eng, informieren sich immer wieder vor Ort persönlich, sind zu einem Stammgast im Brentanohaus geworden", so die Landtagsabgeordnete. Der Kauf und die Sanierung des Brentanohauses seien ein Meilenstein im Engagement Hessens für den Erhalt und eine wirkungsvolle Präsentation des romantischen Erbes. Der Rheingau sei von zentraler Bedeutung für die Romantik: "Der Rhein und die Kulturlandschaft des Rheingaus waren ein Sehnsuchtsort deutscher Romantiker wie Clemens von Brentano, Achim und Bettina von Arnim, Joseph von Eichendorff oder Novalis, das Brentanohaus ihr Treffpunkt. Hier war die Verortung, der Erlebnisort des romantischen Gedankenguts. Hier war das Zuhause der Rheinromantik. Dieses soll wieder erfahrbar und erlebbar werden und das für alle. Das Brentanohaus bietet hierfür optimale Voraussetzungen, weil es sich größtenteils noch im Originalzustand befindet, wie ihn die Besucher zur damaligen Zeit erlebten", so Müller-Klepper.
Der erste Stadtrat Werner Fladung lobte das Projekt als eine große Herausforderung, die geschultert werden könne, weil es als Gemeinschaftswerk der unterschiedlichen politischen Ebenen Bund, Land, Kommune und des Deutschen Hochstifts angegangen wird, ergänzt um bürgerschaftliches Engagement durch den Förderverein. Es sei ein Glücksfall für die Stadt, die Region, das ganze Land, so der 1. Stadtrat, der dem Land Hessen, allen engagierten Ausführern der Sanierung und auch der Familie Allendorf für das Engagement in der Gastronomie und im Weinberg am Brentanohaus dankte.
Bevor sich Schulklassen und interessierte Besucher aufmachen können, den kulturhistorisch bedeutenden Oft zu besuchen, wird die Sanierung in den Innenraumen fortgesetzt und das Interieur im musealen Teil des einstigen Wohnhauses der von Brentanos restauriert.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 30.08.2018.
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