Ein Stück Rheingau bei der BUGA

29.08.2019

Die Bundesgartenschau in Heilbronn präsentiert eine wunderbare Vielfalt von Blumen, Natur, Kultur und urbanem Wohnen/Ausflugstipp mit WOW-Garantie

Rheingau. (sf) Sombra hat es gut: der dreijährige Siamkater mit den wasserblauen Augen fährt den ganzen Tag beschaulich den Neckar rauf und runter und hat dabei immer wieder die wunderschöne Kulisse der Bundesgartenschau (BUGA) mit Blumenrabatten, Wasserkaskaden, Birkenwäldern und Gras- und Wüstenhügel im Blick. Dazu gibt es fast ununterbrochen die verschiedensten Musikprogramme für den Kater und sein Herrchen auf die Ohren. Denn Sombra ist das „Schiffstier“ des Rheingauers Burkhard van de Lücht und der hatte das Glück, die internationale Ausschreibung für den „Rivershuttle“ im Rahmen der BUGA für sich zu entscheiden. Deshalb tuckern Burkhard van de Lücht und sein Kater Sombra jetzt seit dem 17. April tagtäglich von 9 Uhr morgens bis zur Dämmerung den Neckar entlang und sammeln an drei Anlegestellen die Besucher auf, um sie an die verschiedenen Plätze der grandiosen Ausstellung zu bringen. „Bisher habe ich schon 150.000 Fahrgäste in über 1100 Fahrten auf unserem Fahrgastschiff befördert“, erzählt Burkhard van de Lücht. Dabei prangt an der Willy Schneider wie eh und je das Wappen von Oestrich-Winkel: ein Stück Rheingau auf der Bundesgartenschau. Es sei gerade Halbzeit, denn bis zum 6. Oktober geht die große Schau noch. Und längst haben es die beiden Rheingauer, die seit Wochen am Neckar ihr ganzes Leben auf der Willy Schneider verbringen, dort in der Kapitänskajüte auf einem extra angeschafften Bett schlafen, einen Kratzbaum und ein Trimm-Dich-Rad für den freien Abend und den Morgensport haben, zu echten Stars der BUGA geschafft: der SWR hat schon an Bord mit den Rheingauern gefilmt und für die Besucher der BUGA ist die Fahrt auf der Willy Schneider mit dem netten Schiffsführer und seinem Kater aus dem Rheingau ein besonderes Highlight. „Es gibt Dauerkartenbesitzer, die fahren den ganzen Tag mit uns mit“, weiß van de Lücht. Und auch er genießt in vollen Zügen seine Arbeit auf der BUGA. Die Stimmung sei so gelöst und alle so freundlich, jeder Tag sei hier ein Geschenk, hält der Rheingauer fest.

Kein Wunder: Ist die BUGA 2019 in Heilbronn mit einer bisher einzigartigen Symbiose aus Garten- und Stadtausstellung mit dem höchsten Holzhaus Deutschlands und mehr als 100 spannenden Ausstellungspunkte von Blumenschauen und Themengärten über bionische Pavillons bis zu spektakulären Wassershows sowie 5000 Veranstaltungen mit Musik, Theater, Sport, Information und Unterhaltung einfach paradiesisch schön und auf jeden Fall einen Ausflug wert. Ein einziges Fest in einem großen Garten mitten in der Stadt mit einem bunten Veranstaltungsprogramm lockt nach Heilbronn, die kleine Großstadt am Neckar.
„Blühendes Leben“ ist das Motto dieser BUGA, ihr Maskottchen ein pinkfarbener Gartenzwerg, der „Kleine Karl“. Tatsächlich erwartet die Besucher ganz großes gärtnerisches Können und hochwertige Architektur mit einer Garten- und Blumenvielfalt mit einer ausgedehnten Uferlandschaft am Alt-Neckar, die der Seele schmeicheln. Dazu gibt es eine hochinteressante Stadtausstellung mit einem Ensemble kompakt gebauter Häuser, denn über eine klassische Gartenschau hinaus ist die BUGA Heilbronn auch ein Ziel für Besucher, die sich für Stadtentwicklung und Wohnen in urbanem Raum interessieren.

Die Vielfalt ist riesig auf der BUGA in Heilbronn und um alles genau zu entdecken reicht ein Tag eigentlich nicht: Mehr als spannende 100 Ausstellungspunkte verteilen sich auf 40 Hektar Fläche, die alle barrierefrei zu erreichen sind. Wöchentlich wechseln die Blumenschauen in einer charmanten ehemaligen Stückguthalle der Bahn und entführen in florale Welten mit so verlockenden Namen wie „Hygge“, „Vergiss die Rose nicht“ oder „In stillen Nächten“ – eine Schau mit ausschließlich weißen Blüten im abgedunkelten Raum und riesigen, verblüffenden Installationen aus weißen Bändern und Rebenkonstruktionen, die einem den Atem stocken lassen. Die Blumenschauen inspirieren, versetzen in Erstaunen. Insgesamt 23 wechselnde und von ihrer Thematik her grundverschiedene Schauen finden während der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 im alten Fruchtschuppen in zwei Blumenhallen statt. Floristenteams aus ganz Deutschland präsentieren hier passend zu den Jahreszeiten neue Blumensorten und außergewöhnliche Gestaltungen.
Anregungen für den eigenen Garten zuhause können Besucher in den Themengärten mitnehmen, gerne auch solche, die die Weinbauregion charakterisieren oder moderne und umweltschonende und naturfördende Trends aufzeigen. Direkt daneben bringen 19 Gartenkabinette in einem schattigen Wald aus Buchen im „Inzwischenland“ so Gegensätzliches wie Salz und Garten oder auch Roboter und Garten in Einklang. Und noch viel mehr: Zwischen dem flirrenden Schatten von Birkenblätter und ihren im Sonnenlicht leuchtenden weißen Stämmen eröffnen sich dem Besucher verblüffende Gartenwelten mit Pilzen, Bienenstöcken, alten Obstsorten oder Heilkräutern. Ein Stück weiter präsentiert sich dann ein originalgetreu angelegter Weinberg und hier dreht sich alles um Genuss und Anbau des traditionsreichen Kulturguts Wein, das wie im Rheingau zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig Heilbronns und seiner Region gehört. Dazwischen immer wieder gesellige kleine Straußwirtschaften mitten im Wingert, ein Kiosk mit Strandfeeling und Strandkörben, eine Bar unter schattigem Blätterdach oder viele hundert Möglichkeiten unter bunten Sonnenschirmen auf hunderten Liegestühlen, großen Outdoorkissen, Stühlen und Bänken im Schatten zu relaxen, picknicken oder die wundervolle Garten- und Wasser-Landschaften zu verinnerlichen.

Nicht fehlen dürfen die Rosen in einem eigenen kleinen Rondellgarten mit der Rose „Käthchen von Heilbronn“ und der passenden Skulptur aus dem berühmten Stück von Heinrich von Kleist als Krönung. Oder die duftenden Rosen mitten im ungewöhnlich dünenartig modellierten Garten. Dazu gibt es zwischen den zwei neu angelegten Seen auf dem BUGA-Gelände eine einladende Sommerinsel mit einer etwas anderen Landschaftsarchitektur aus Rasenwellen und einem riesigen bunten Blumenmeer in jeweils jahreszeitlich abgestimmter Pflanzen wie Pompom-Dahlien, Echinacea, Gaura und Gräser als Sommerpflanzen in wahrem Farbfeuerwerk.
Und Wasser ist sowieso ein ganz großes Thema auf dieser BUGA: der Neckar begleitet die ganze Schau wie ein Band und ist durch einen neu gebauten, breiten, 600 Meter langen Holzsteg mit schattigen Ruheinseln und Bänken komplett begehbar gemacht worden. Vor seinen Füßen ergießt sich eine Kaskade vom Wasser über ebenfalls begehbare Betonsteine und Brücken, die auch dazu einladen, hier Platz zu nehmen und die Füße zu kühlen. Hier ankert in der Nähe auch das ehemalige Frachtschiff „Experimenta“, das sich in ein begehbares Labor mit vielen interessanten Experimenten rund um Wasser und Natur verwandelt hat und zum Mit-Experimentieren einlädt.

Gespeist aus dem Neckarwasser ist ein Stück weiter der große neue Karlsee, an dessen Ufer ein richtiger Sandstrand angelegt wurde, der nicht nur die Kinder zum Plantschen im seichten Wasser einlädt. Auch hier gibt es wieder viele Sonnenschirme, schattige Bäume und große Plamen, unter denen man auf Holzdecks, Liegestühlen oder Kissen karibisches Feeling genießen kann. Und Kinder sind bei der BUGA sowieso die Stars: nicht nur der riesiger Spielplatz am Karlsee-Strand lockt mit einer über 30 Meter langen Kletter-, Rutsch- und Erlebnis-Konstruktion, die mit Fischmemory, Kiesverladeplatz und vielem mehr an ein riesiges Floß erinnert. Ein Stück weiter gibt es am Floßhafen einen weiteren kleineren See mit einem weitläufigen Wasserspielplatz, verschiedenen Spritz- und Wasserdüsen und eine riesige Raupe aus lauter Plastikbällen in denen man Klettern und Rutschen kann. Für die etwas größeren und mutige Erwachsene bieten meterhohe Kletter-Wände mit Tau-Brücken und Riesenrutschen Abenteuer pur. Auch nicht ganz so sportliche Gäste können diese hohen Wände über Treppen und Wege erklimmen und von ober über das gesamte Gelände, Heilbronn und seine umgebenden Weinberge einen wunderbaren Weitblick genießen. Von dort oben oder auch unten direkt am Ufer des Karlsee fasziniert alle 30 Minuten ein großes, fest installiertes Wasserspiel mit passender Musikbegleitung und abends auch mit herrlicher Beleuchtung. Zu Walzerklängen formt sich das Wasser in fünf Metern Höhe wie eine tanzende Balletgruppe. Auch am Floßhafen gibt es solch ein fest installiertes Wasserspiel, etwas kleiner und sogar für den Besucher über eine Steuerung auf dem Holzdeck selbst zu kreieren.

Doch die Bundesgartenschau ist nicht nur eine gärtnerische Leistungsschau, sie setzt auch Impulse im Städtebau und im Bau von Pavillons. Zwei Pavillons, aus Holz und Carbonfasern gefertigt nach Konstruktionsvorbildern, wie sie Seeigel oder Käfer in der Natur nutzen, schmiegen sich in die Wellenlandschaft der Sommerinsel und sind Blickfang inmitten des Geländes. In vergleichbarer Größe und Bauart gibt es sie nirgendwo sonst. Die Stadtausstellung mit ihren 22 bereits bewohnten Wohn- und Geschäftshäusern sowie einer Jugendherberge bildet den ersten Bauabschnitt des neuen Stadtquartiers Neckarbogen, der auf dem Bundesgartenschaugelände wachsen wird. Neben einer Musterwohnung zu barrierefreiem Wohnen informieren Ausstellungen in Erdgeschossflächen zu Zukunftsthemen wie Mobilität, Digitalisierung, neu entwickelten Materialien für alle möglichen Alltagsbereiche oder auch Holzbau. Denn Holzbauweise ist die dominierende Bauart der Stadtausstellung, zu der als besonderes Highlight das derzeit höchste Holzhaus Deutschlands gehört.

Ganz bestimmt aber ist die BUGA Heilbronn mit ihrer Vielfalt vor allem ein Erlebnis für alle Sinne. Die täglichen Wasserspiele und die spektakuläre abendliche Wassershow von donnerstags bis sonntags bei Einbruch der Dunkelheit verzaubern mit fantastischen Formen, kräftigen Farben, Lichtkunst und Musik. Neun gastronomische Standorte laden an verschiedenen Orten auf dem Gelände zum Genießen und Pause machen ein. Die drei großen fantasievoll gestaltete Spielplätze laden Kinder ein sich zu vergnügen: der Kletterspielplatz am Hafenpark, der Strandspielplatz mit einem auseinander gezogenen Riesenfloß und der Wasserspielplatz am Floßhafen, der das Thema Froschmetamorphose mit großen begehbaren Kugeln aufnimmt. Bewegung, Sport und Spiel sind auch im Campuspark sowie an weiteren Orten möglich. Dabei haben Kinder bis zum 15. Geburtstag sogar freien Eintritt zur BUGA, ein Ausflugsziel also für die ganze Familie.
Und mit mehr als 5000 bunten und vielfältigen Veranstaltungen ist die BUGA aber auch ein Ort der Unterhaltung. Musikdarbietungen und Konzerte von Schlager, Klassik, Pop und Jazz, Mozart Oper und Sommernachtskonzerte Open-Air, Tanz und Theater sowie Vorträge, Pflanzen-Informationen und Beratung sowie Mitmachaktionen gestalten das tägliche Programm. Sie allesamt sind im Eintrittspreis inbegriffen.

Ein warmes Willkommen auf der Bundesgartenschau in Heilbronn gibt es auch für Menschen mit Handicap: Das gesamte Gelände präsentiert sich als barrierefreies Ausflugsziel. An den Eingängen Wohlgelegen und Innenstadt können Rollstühle, auch elektrische, ausgeliehen werden, Rollatoren und auch Bollerwagen. „Wir legen großen Wert darauf, dass Menschen mit Behinderung genauso wie Menschen ohne Behinderung die Vielfalt unserer BUGA entdecken und genießen können. Wir möchten, dass sie auch teilhaben können und ermöglichen es Menschen mit Behinderungen bei uns zu arbeiten“, sagt dazu Hanspeter Faas, der Geschäftsführer der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH.
Und nicht nur für die behinderten Gäste wurde wirklich an alles gedacht und zum Beispiel der Holzsteg am Karlssee sowie das Holzdeck am Floßhafen sind mit Aufmerksamkeitsfeldern bestückt wie Noppen aus Metall, die vor der Absturzkante warnen oder Randbereiche zum Wasser hin sind aufsteigend abgeschrägt. Auf der ins Gelände integrierte Stadtausstellung wurden auch verschiedene inklusive Wohn- und Betreuungsprojekte realisiert. Das von der evangelischen Stiftung Lichtenstern für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung betriebene Café Samocca in der Stadtausstellung bewirtschaften Menschen mit und ohne Behinderungen. Während der BUGA ist in einem der Gebäude eine barrierefreie Musterwohnung eingerichtet, die Menschen mit Behinderung den Alltag erleichtern helfen.

Ein Tag blühendes Leben auf der Heilbronner Bundesgartenschau kostet für Kinder bis zum 15. Geburtstag 0 Euro, 8 Euro für junge Erwachsene bis zum 25. Geburtstag und Menschen mit Handicap ab 50 Prozent, 23 Euro für Erwachsene, 21 Euro für Senioren ab dem 67. Geburtstag und sind erhältlich an den Verkaufsstellen und im Online-Shop. Alle Shuttledienste wie die Fahrt mit der Willy Schneider und alle Veranstaltungen sind in der Tageskarte inklusive. Als Zusatzmöglichkeit können Sitzplatzkarten für ausgewählte Veranstaltungen erworben werden, mehr Infos dazu im BUGA-Onlineshop. Die Tageskarte berechtigt am BUGA-Besuchstag ganztägig zur kostenlosen Nutzung aller Verbundverkehrsmittel wie Bus, Bahn, Stadtbahn, Bergbahn und Ruf-Bus im HNV und Kreis-Verkehr Schwäbisch Hall.
Mit dem Auto muss man für die rund 175 Kilometer vom Rheingau aus nach Heilbronn etwa zwei Stunden Anfahrtszeit rechnen. Ein Parkticket für PKWs kostet 5 Euro pro Tag. Kostenlose Parkplätze für Reisebusse befinden sich am nördlichen Eingang Wohlgelegen. Für nur 30 Euro berechtigt das Kombiticket BUGA 2019 zur Hin- und Rückfahrt sowie zum Eintritt zur Bundesgartenschau. Mit diesem Kombiticket können Fahrgäste den ÖPNV innerhalb Baden-Württembergs sowie ausgewählte SPNV-Strecken außerhalb Baden-Württembergs nutzen. Das Kombiticket BUGA 2019 ist online erhältlich (www.bw-ticket.de) und ab dem 9. Juni auch an den Fahrausweisautomaten der Eisenbahnverkehrsunterunternehmen (gekennzeichnete DB Automaten sowie von Abellio und bwtarif). Kommt man mit der Bahn an, steigt man am Hauptbahnhof Heilbronn aus und kann von dort entweder zu Fuß (ca. 800 Meter) gehen oder mit der Stadtbahn oder dem Stadtbus eine Station fahren (Stadtbahnlinien S4, S41, S42 und den Buslinien 1, 5, 10, 13, 61, 62, 64 (Haltestelle Neckarturm/ Kurt-Schumacher-Platz), Schildern zur Bundesgartenschau gibt es überall.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 29.08.2019.

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