Fetzige Charta-Party gefeiert
21.11.2019
Im Weingut Allendorf erinnerten Jungwinzer und Pioniere mit einem kulinarischen Abend voll guter Laune an die erfolgreiche Klassifizierungsinitiative
Winkel. (sf) „Charta Party“ hieß es auch dieses Jahr wieder im Rahmen der Glorreichen Rheingau Tage und Insider wussten schon: angesagt ist ein fetziger Abend voll guter Laune. So kam es dann auch am vergangenen Donnerstag im Georgshof in Winkel, hier hatte die Familie Allendorf mit Jungwinzer Max Schönleber und Hausherr Uli Allendorf an der Spitze zusammen mit Rheingauer Pionieren und jungen Winzerkollegen eine gesellige Party veranstaltet, bei der die Weine der vor 35 Jahren gegründeten Charta-Vereinigung ganz und gar im Mittelpunkt standen. Unter Führung von Bernhard Breuer gründete sich aus Rheingauer Betrieben 1984 die Charta-Vereinigung, die zu großen Teilen aus VDP-Betrieben bestand.
„Wir wollen hier an unsere Wurzeln erinnern und daran, was Charta eigentlich bedeutet, gerade viele der jungen Weinfreunde wissen das heute gar nicht mehr“, erklärte Max Schönleber. Mit Winzerkollegen an der Seite, die sich ebenfalls für die Charta-Vereinigung stark machen, hatte der engagierte Jungwinzer für seine Party dann auch mit den Weingütern Josef Spreitzer, Joachim Flick, Robert Weil, Alexander Freimuth, Wegeler, Wein- und Sektgut Barth, Fritz Allendorf, Johannishof, Lorenz Kunz, Hans Lang, Diefenhardt’sches Weingut, Baron Knyphausen und Jakob Jung viele der Gründungsmitglieder der Charta-Vereinigung für die Party gewinnen können. An drei Weintheken präsentierten diese Winzer ihren Partygästen nicht nur die aktuellen Riesling Charta-Weine dieser Häuser, sondern auch wunderbar gereifte Rebensäfte der letzten Jahrzehnte, die noch überraschend frisch schmeckten und das Publikum begeisterten. „Ich liebe gereifte Weine und heute gibt es nur noch so selten die Möglichkeit, sie in einer solchen Bandbreite wie hier zu probieren“, meinte ein Weinfreund, der besonderen Gefallen an einem 2007er Riesling Charta aus dem Hause Spreitzer gefunden hatte. Ein Augenschmaus war auch die 5 Liter-Flasche, die Alexander Jung aus Erbach mitgebracht hatte und die einen 2014er Riesling Charta enthielt.
Mit der Charta-Vereinigung gründete sich 1984 deutschlandweit die erste Vereinigung mit einem klar ausgerichteten und definierten Qualitäts-Wein-Ziel. Das Gründungsbild mit allen Beteiligten von damals war am Donnerstag groß auf einer Leinwand zu sehen und nur zu gerne versuchten die Gäste in lustiger Runde herauszufinden, wer sich da hinter damals modernen Schnauzern oder noch mit voller Haarpracht präsentierte. 1987 hatten die Charta-Winzer, darunter auch viele VDP-Weingüter, die Tradition der Dahlenschen Karte von 1885 wieder aufgenommen: die Vereinigung klassifizierte für ihre Mitglieder Spitzenlagen des Rheingaues als “von alters her als beste Flächen bekannte Lagen.” Aus diesen Lagen konnten die Mitglieder nach festgelegten Erzeugungsrichtlinien Weine vinifizieren, die die Bezeichnung “Erstes Gewächs nach den Richtlinien der Charta” trugen. 1992 wurden die ersten Rieslinge mit dem Zeichen der drei romanischen Doppelbögen, die die Fenster des Grauen Haus zieren, auf schwarzem Grund auf dem Etikett ausgezeichnet. In diesen Jahren, in denen sich auch Klassifizierungsinitiativen in der Pfalz und an der rheinhessischen Rheinfront bildeten, entbrannte eine heftige und kontroverse Debatte innerhalb der Weinszene und der Medien um Klassifizierung und bezeichnungsrechtliche Fragen. Eine gewisse Statuierung erfuhr das Klassifizierungsmodell der Charta, als es die Autoren Hugh Johnson und Stuart Pigott zur Grundlage der Lagenklassifizierung des Rheingaues für ihren „Atlas der deutschen Weine” machten. Eigentliches Ziel der Charta sei es aber immer gewesen, für ihr „Erstes Gewächs” auch eine weinrechtliche Legitimierung zu erreichen. Nach dem Versuch der Legitimierung dieses Systems beschloss das Hessische Weinbauministerium 1995, die Nutzung auch nicht Charta- Mitgliedern zu erlauben und somit allen Rheingauer Weinbetrieben zu ermöglichen. Der Grundstein für das Rheingauer “Erste Gewächs” war gelegt. „Ähnlich den VDP Großes Gewächs Regularien darf auch der Charta Riesling erst im folgenden Jahr ab dem 1. September zum Verkauf freigegeben werden. Die Kriterien für eine Zulassung setzen sich wie folgt zusammen: vollreifes Lesegut aus besten Weinbergen, Ertragsreduzierung, rassiger, würziger, geschmacklich trockener und fruchtbetonter Stil und mit maximal 12 Gramm pro Liter Zucker als klassischer Rheingauer Riesling wiedererkennbar“, erklärten die Charta-Winzer am Donnerstag bei der Party die wichtigsten Kriterien. „Die Weine schmecken wirklich, unabhängig vom Jahr, alle ganz Rheingautypisch“, war auch das Ehepaar Köhler-Vogel, das im Winkel heimisch geworden ist, sehr angetan von den Rieslingen.
Viele Einheimische und vor allem auch viele junge Weinfreunde fanden an diesem Abend Gefallen an der Veranstaltung im Rahmen der Glorreichen Rheingau Tage und feierten „so richtig ab“. „Toll, dass so viele junge Leute heute Abend da sind und sich für unseren Rheingau Riesling so begeistern“ meinte Max Schönleber, der die zahlreichen Gäste in der Wein.Erlebnis.Welt begrüßt hatte. Rund die Hälfte der Gäste waren junge Weinfreunde, aber auch gestandene Rheingauer, Gäste von außerhalb und befreundete Winzer waren zu der geselligen Party gekommen. So feierten drei Generationen an diesem Abend gemeinsam die Charta Party. Und dazu wurde ihnen viel geboten: zu den Charta Rieslingen hatten Christel Schönleber und ihr bewährtes Team ein exklusives „Flying Buffet“ mit einer Vielzahl verschiedener Gerichte serviert. Von der Kartoffel-Steinpilz-Suppe über Zisterzienserbrot und Spundekäs bis hin zu Scampicocktail reichten die Köstlichkeiten, die die fleißigen Helfer an diesem Abend auf großen Tabletts immer wieder durch die Räume trugen. So einiges an Kilometern dürfte für „Elsje“, „Gabi“ und alle anderen aufmerksamen Servicekräfte aus dem Hause Allendorf an diesem Abend zusammengekommen sein. Keinen Wunsch der Gäste ließ das gastfreundliche Team offen. Das köstliche Essen, das im Raum der Farbweinprobe durch ein Vesperbuffett erweitert wurde, mundete allen sichtlich. Sogar eine Grillstation gab es, an der Hausherr Uli Allendorf höchstpersönlich einen köstlichen Tafelspitz-Burger mit Grüner Sause offerierte.
Und nicht nur der Gaumen wurde verwöhnt, auch auf die Ohren gab es Feinschmeckerkost: die Mainzer Band „Klangfarben“ verwandelte bis weit nach Mitternacht die Wein.Erlebnis.Welt in eine echte Partylocation. Die Gäste ließen sich nicht lange bitten und tanzten ausgelassen zu Hits aus allen Epochen. „Ein Hoch auf uns“ erklang dann auch gemeinsam gesungen von allen Partygästen um Mitternacht als letztes Lied des Abends.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 21.11.2019.
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