Karamba, Karacho, Corona!

05.12.2020

Künstler und Veranstalter der Afterwork Jamsession in der Waas‘schen Fabrik fiebern dem Neustart entgegen

Rheingau. (sf) Corona und die gerade für Künstler so schweren Einschränkungen machen es auch den Musikern im Rheingau nicht einfach: Acht lange Monate ist die Afterwork-Jamsession-Bühne in der Waas‘schen Fabrik jetzt wegen des freiwilligen Lockdowns der teilnehmenden Künstler schon verwaist. „Seit März diesen Jahres wurde auf der Bühne in der Kultur-Hochburg „Waas‘sche Fabrik“ nicht mehr gespielt, kein Applaus ist seither mehr erklungen, kein Plaudern in geselliger Runde von der Empore herab, kein Lachen mehr zur Empore herauf. Kein Jammen, keine Musiker, kein Publikum. Es ist Winterschlaf eingekehrt“, so Frank Zimmermann, Ernst von Voigt und Gerald Neubauer vom Team der Afterwork Jamsession.
Die Afterwork Jamsession ist eine Plattform für Musiker jeden Alters und jeder Professionalität – sie alle können sich hier auf der Bühne präsentieren. Auf dieser Bühne treffen sich jeden dritten Donnerstag im Monat Sänger und Instrumentalisten, um solo oder als Band ihr Können unter Beweis zu stellen. Dabei wird Musik aus allen Genres geboten und der Höhepinkt jeder Veranstaltung ist das gemeinsame „Jammen“ am Ende der Veranstaltung.

„Menschen treffen sich nach der Arbeit, um gute Musik zu hören und ein Glas Wein zusammen zu genießen“, ist das Motto von Ernst von Voigt, Gerald Neubauer und Frank Zimmermann, die die Afterwork Jamsession jetzt schon einige Zeit gemeinsam organisieren. „Viele helfende Hände stehen dabei hinter uns, gemeinsam sorgen wir dafür, dass diese Veranstaltungen, die immer am dritten Donnerstag im Monat in der Waas‘schen Fabrik stattfinden, so erfolgreich sind“, so Frank Zimmermann, der auch das Engagement von Uli Pykal und Katrin Stoll und vor allem auch die Unterstützung von Andrea Nusser und Volker Ostermann hervorhebt: „Ohne sie wäre eine Afterwork Jamsession nicht vorstellbar und sie waren auch diejenigen, die diese Veranstaltung ins Leben gerufen haben.“. Die Verantwortung für die Durchführungen war vor eineinhalb Jahren an Ernst von Voigt, Gerald Neubauer und Frank Zimmermann weitergegeben worden. Ernst von Voigt kümmert sich um die Technik, Gerald Neubauer koordiniert den musikalischen Ablauf und Frank Zimmermann und sein Team sind verantwortlich für das leibliche Wohl der Gäste. Dabei legt er Wert darauf, immer Rheingauer Winzer zu fragen, ob sie gerne ihr Weine bei den Veranstaltungen präsentieren möchten und meistens seien diese dann auch persönlich bei den Veranstaltungen mit anwesend. Unter anderem waren schon Weingüter wie die Brüder Dillmann aus Geisenheim, Ohlig aus Winkel und Eser aus Johannisberg mit von der Partie.

Rein ehrenamtlich führen die drei die Veranstaltungen durch: „Die Spenden der Zuhörer gehen an die Musiker. Das heißt auch gerade für die Künstler, die von der Musik leben, fällt selbst dieses geringe Einkommen seit März komplett aus. Musiker wie Imran Khan aus Mainz, der von seiner Straßenmusik lebt, der Mainzer Musiker Julio Hierrezuelo oder Straßenmusiker Gligor Goshev, der einige wenige Auftritte dieses Jahr hatte und auch mal an Weinständen im Rheingau gespielt hat, gehören zum Beispiel dazu“, erklärt Frank Zimmermann. Das Team der Afterwork Jamsession konnte diesen Kollegen einige kleine Auftritte vermitteln, aber das war es dann auch schon in Zeiten von Corona. „Im ersten Lockdown war es klar, dass wir die Musiker, die von der Musik leben, finanziell unterstützen müssen.“ Neben privaten Spenden der Organisatoren hatte man diesen Musikern die Spenden der Monate Januar und Februar zukommen lassen. „Das hat sie natürlich sehr gefreut und zeigt auch, wie sehr diese Musiker auch mit der Afterwork Jamsession verbunden sind“, erläutert Frank Zimmermann. Viele der Musiker hätten ihn auch auf seiner aus dem Internet bestens bekannten „musikalischen Reise durch Corona begleitet“, für die er kürzlich zum Rheingauer des Jahres gekürt worden war. „Gerald, Katrin Stoll, Wolfgang Bruchhäuser, Wilhelm Heymach, Michaela Riebeling und viele mehr waren bei den Videos, die ich 56 Tage gepostet habe, mit dabei“, erinnert er sich.

Im November letzten Jahres hatte man noch mit vielen Musikerkollegen das fünfjährige Jubiläum der Afterwork Jamsession fröhlich gefeiert. „Dass diese unbeschwerte Zeit des gemeinsamen Musizierens seit März nicht mehr möglich ist, belastet uns alle sehr und wir vermissen unsere Musikerfreunde alle.“, so Zimmermann. Man wisse, dass die Rheingauer Musiker wie Wolfgang Bruchhäuser, Klaus Dries, Stephan Haas, Georg Berthold, Ernst Tauer und viele andere mehr sich nach Wochen und Monaten des Lockdowns danach sehnen würden, endlich wieder die Gelegenheit zu haben, sich einem echten Publikum zu präsentieren. Mit den meisten Musikern, die seit Beginn der Afterwork Jamsession bereits auf der Bühne standen, sind die drei Organisatoren in ständigem Kontakt. „Man verliert sich nicht“, beschreibt Neubauer den Geist der „Afterwork-Familie“, der den Kontakt und Austausch in der nicht nur für Musiker und gemeinschaftsorientierte Kunstschaffende schweren Zeit hält. Da nicht nur Hobby-Musiker, sondern auch hauptberuflich tätige Musiker die Bühne der Afterwork-Jamsession als Plattform für sich entdeckt hätten, sei die Veranstaltung auch im Sinne einer wirtschaftlichen Überlegung von Bedeutung. „Der verwaiste Mittelpunkt der Rheingauer Musikszene fehlt seit dem 19.März 2020, der letzten Afterwork Jamsession Veranstaltung“, hält Neubauer fest.
Und doch will man die Hoffnung nicht aufgeben: das durch die gläserne Kuppel der Waas‘schen Fabrik scheinende, leuchtende Rot vermittele eine tröstliche vorweihnachtliche Botschaft. „Die baldige Wiederkehr von Gemeinsamkeit und Geselligkeit und der Musik, um die sich alles dreht. Für das sich über eher kurz als lang wiederbelebte Gegenmodell von Quarantäne und „Social Distance“ laufen die Vorbereitungen für dessen Restart im neuen Jahr auf Hochtouren“, so das Organisationsteam. Die Wintermonate seien eigentlich seit dem Beginn der Afterwork Jamsession und in den folgenden fünf Jahren, in denen die Popularität der Veranstaltung über die Grenzen des Rheingaus hinweg stetig anstieg, die Hochzeit gewesen, in der die Fabrik jeden dritten Donnerstag im Monat die musikalische Hochsaison im Veranstaltungsjahr in Geisenheim und über die Stadtgrenze hinaus darstellte. Und das sei auch der Anspruch, den der frischgekürte Rheingauer des Jahres 2020, Frank Zimmermann, Ernst von Voigt und Gerald Neubauer weiterhin erheben. „Restart“, das heißt das Wiederanfahren der Afterwork Jamsession, und ein schnellstmögliches Wiederherstellen der Lebens-Kultur, für die die Fabrik wie kaum eine andere kulturelle Einrichtung in der Region steht.“, so die drei Veranstalter. Zwar sei es jetzt leider immer noch komplett still auf und vor der Bühne, doch kündige der zum Schutz der Gesundheit des Publikums und der Musiker selbstauferlegte Winterschlaf jetzt sein Ende im Frühjahr 2021 an. Dann soll es wieder los gehen, das Ende der Pandemie natürlich vorausgesetzt. „Aber da sind wir uns sicher“, so die Veranstaltungsleiter Voigt, Zimmermann und Neubauer, die jetzt auf den ersten Donnerstag, an dem diese Veranstaltungs-Durststrecke endlich durchschritten sein wird, hinleben. „Und er wird kommen“, erklärt der in seinem unumstößlichen Vertrauen auf das Gute in der Sache unbeirrbare Frank Zimmermann. Bis zu diesem von Allen ersehnten Tag, so beschreibt Ernst von Voigt den Plan des Organisatoren- Teams, wird sich die Afterwork Jamsession in regelmäßigen Abständen im Internet zurückmelden: „In guter Vorbereitung wird sich mit musikalisch-physischer Präsenz in die Normalität einer genialen Veranstaltungsreihe zurück-gejammt - Karamba, Karacho, Corona!“, erklärten die hochmotivierten Veranstalter der Afterwork Jamsession.

Man freue sich riesig darauf, alle Musiker im nächsten Jahr wieder gesund und munter wiederzusehen. Geplant war ja eigentlich, dass schon im Oktober wieder mit der Afterwork Jamsession gestartet wird, doch der zweite Lockdown ließ das nicht zu. Natürlich gehe Gesundheit vor, doch an die Politik richtet das Team seinen Appell, Kunst und Kultur nicht zu vergessen: „Ohne diese wird es still in unserem Land.“ Gerade jetzt sei es wichtig Musiker, Kunst und Kultur zu unterstützen, durch Spenden bei Online Konzerten, Kauf von Tickets für Konzerte nach dem Lockdown oder einfach auch mal durch eine gute Nachricht als Motivation. Schließlich wisse man, dass auch die Gäste sich darauf freuen, dass es im Frühjahr mit der Afterwork Jamsession weitergehen wird und sie wieder begeistert in die Waas‘sche Fabrik nach Geisenheim kommen können. „Den Liebhabern der handgemachten Musik fehlt diese Plattform ebenfalls. Dies wissen wir durch unzählige Anfragen und Motivationsmails in dieser für uns schweren Zeit“, so die Veranstalter.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 05.12.2020.

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