„Normal is nit normal“
04.11.2021
„Gude Gerd“ mit neuem Programm und viel Spielfreude nach 18 Monaten endlich wieder auf der Bühne
Winkel. (sf) Er ist wieder da und viele haben darauf sehnsüchtig gewartet: in der probevollen Winkeler Brentanoscheune präsentierte die Rheingauer Comedian-Legende Gerd Brömser aus Aulhausen nach 18 Monaten Zwangspause durch die Corona-Pandemie sein ganz neues Programm und ganz vielen neuen „Gude Gerd- Hits“. „Normal is nit normal“ heißt das Motto des Abends und im Mittelpunkt stehen entgegen der täglichen Trend-News „die Menschen ganz ohne Piersings und Taatoos, die nicht divers sind oder gendern oder Waldbaden“ und gerade das kam dann auch gut bei den Fans von Gude Gerd an.
„Die zwei GG – die hab‘ ich ja schon vor langer Zeit erfunden“, sagte „Gude Gerd“ mit Hinweis auf seinen Künstlernamen schon bei der Begrüßung auf der Bühne und hatte sofort alle Lacher auf seiner Seite. Doch damit hatte es sich dann auch schon, was die Corona-Pandemie anging, denn und das war Gerd Brömser besonders wichtig: „Von Corona habe ich die Schnauze voll, deshalb gehe ich darauf auch nicht in meinem neuen Programm ein“. Knapp zwei Jahre „Hausarrest“ habe ihm die Pandemie gebracht und das sei wahrlich genug, so der Rheingauer Vollblut-Fastnachter und Stand-up-Comedian. Zwar habe er die Zeit genutzt und zu Hause viel umgebaut und zwischen Mörtel und Presslufthammer sei ihm viel von dem eingefallen, was er jetzt auf der Bühne präsentierte. „Das ich wieder auftreten kann, ist für mich das Allergrößte!“ hielt Brömser am Sonntag hinter der Bühne fest. Und auch das er wieder Zuversicht in sein Publikum geben wolle.
Und so legte Gude Gerd dann auch los und sorgte für echte Lachtränen bei den Gästen, die darauf nur gewartet hatten. Auf beiden Seiten war eine große, unbändige Freude zu spüren: Gerd auf der Bühne in allerbester Spiellaune und randvoll mit Gags über den alltäglichen Wahnsinn des Lebens - und das Publikum, das auf jede dieser witzigen Betrachtungen nur wartete, um aus vollen Hals wieder mal so richtig „live“ lachen zu können.
So ging es zuerst mal um den modernen Körperkult wie Piercing, Tattoos oder aufgespritzten Lippen, die manche aussehen lassen würden „wie Mike Tyson, wie er das erste Mal verloren hat!“. Auch das Wangenknochen „hochdrehen“ und die Stirn glatt machen würde nicht unbedingt schöner machen: „Guck dir die Anne Will an, die sieht aus wie eine Kreuzung zwischen einer Madonna aus Oberammergau und Pinocchio!“. Ob das wohl Botox sei, fragte sich Gerd und ob es sinnvoll wäre, mit so einer großen „Stirn“ herum zu laufen, wenn doch nix dahinter sei. Als Antifaltenmittel empfahl er dann lieber: „Trinke Pfälzer Wein, da wird die Stirn sofort faltenfrei!“. Auch mit Ganzkörpertatoos steht Gude Gerd auf dem Kriegsfuß: „Seit zehn Jahr nimmer beim Zahnarzt aber ein Tattoo im Schritt!“.
So gar nicht sein Ding sind auch die neuen Freizeit-Trends wie „Waldbaden“, wo „Bäume in Not“ umarmt werden und ließ vor dem geistigen Auge Gras-Massagen im Mais Labyrinth entstehen. Auch musikalisch kam „Traumtänzer Gude Gerd“ ins Grübeln und sang: „Ist Welt bekloppt, oder bin ich es gar, darf ich es oder darf ich nicht verübeln, dass heut normal, was früher dämlich war. Bin ich normal, oder eben nur ein Spinner. Ich weiß die Zeit sie schreitet steht nicht still und gern gebabbelt habe ich schon immer. Doch gestehe ich Euch, das ich nicht gendern will. Ich bin normal, ich muss im Wald nicht baden, ich geh dort einfach, wandern und spazieren - ich muss schon gar nicht einen Baum umarmen wenn Blätter bunt sind, ja dann reicht es mir und dürfte ich noch über was entscheiden, dann fiel mir die Wahl bestimmt nicht schwer: Schotter Beton und Pflastersteine in kleinen Gärten gäbe es nicht mehr. Ich brauche keinen Inlandflug nach Malle, auch nicht das große Shoppen in New York, der Rheingau erfüllt mir meine Träume alle, Hauptsach der Rieslingwein, der hat kein Kork. Ich wünsch, das schöne Frauen sich schonen vor dicken Lippen wie ein Gummiboot, auch Silikon mit seinen Illusionen macht jede Anmut für mich mausetot. Was ist normal, die Frage stellt sich allen, die Toleranz, hilft uns es zu verstehen. Lasst jeden Menschen einzeln sich gefallen und das wir alle uns, normal verstehen“, resümierte der „Traumtänzer“ mit seinem musikalischen Friedensangebot.
Weiter ging es an diesem Abend dann noch mit ganz neuen Märchen, bei denen der wiedergekehrte Wolf im Wald, „Friday-Rotkäppchen“, You Tube-Bloggerinnen und die Single-Oma mitspielten und Hensel und Greta im vertrockneten Wald auf eine vegane Hexe trafen. Salzburger „Nockerl*erinnen“ wurden gegendert und zum Abschluss dann die musikalische Einsicht: „We are the world“.
Doch werde dachte, jetzt sei es genug, der kennt „Gude Gerd“ nicht: nach seinem offiziellen Programm gab es noch ein närrisches „Sahnehäubchen“ mitten im Oktober als besondere Zugabe und die Gäste in der Brentanoscheune erlebten die Premiere von Gerds neuer Fastnachtsfigur „Der vierte Tenor“, der seinen klassisch angehauchten Superhit „Nessun Dorma“ mit Fastnachtstexten von Margit Sponheimer und Ernst Neger gewürzt war.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 04.11.2021.
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