Premiere des Kranfest war „kranatengut“
24.07.2022
Neues Weinfest in Oestrich fand ganz großen Anklang und viel Anerkennung/Großes Programm begeisterte
Oestrich. (sf) Das war ein Volltreffer: das 1. Oestricher Kranfest war „kranantegut“, wie viele es betitelten. Tausend Besucher kamen an vier Festtagen von Donnerstag bis Sonntag auf die festlichen geschmückten Wiesen am Weinprobierstand und auch direkt am Kran. Der war schließlich nicht nur Namensgeber, sondern auch Geburtstagskind: das 275jährige Bestehen des altehrwürdigen Weinverlade-Krans am Rhein, mit dem schon die Mönche des Zisterzienserkloster Eberbach ihre Weine weit in die Welt hinein schickten, war der ursprüngliche Anlass für das Fest, das jetzt als neues Oestricher Weinfest zu einer guten Tradition werden soll. Denn eines war am Sonntagabend allen Mitstreitern und Gästen klar: dieser Erfolg ruft geradezu nach Wiederholung.
Die Idee, mal wieder ein Weinfest in Oestrich zu veranstalten, kam von der ehemaligen Rheingauer Weinkönigin Michaela Eser aus dem Oestricher Weingut Heinrich Eser. Die Winzerin und Mutter von drei kleinen Mädchen war dann auch bei vielen Kollegen und Mitstreitern auf offene Ohren gestoßen und hatte viel Herzblut, Zeit und ehrenamtliches Engagement in die Organisation des ersten Kranfestes in Oestrich gesteckt. Ein Umstand, den auch alle Gäste und Ehrengäste bei der offiziellen Eröffnung des Festes am Donnerstagabend hoch honorierten: als „Seele des Kranfestes“ bekam sie einen Blumenstrauß für ihre Arbeit und musste auch vor Rührung mal ein Tränchen verdrücken. Sie habe aber bei der Umsetzung ihrer Idee auch viele Helfer gehabt, erklärte Michaela Eser und nannte alle, die zum Organisationsteam gehören: Andreas Bickelmaier, Sophie Egert, Silvana Fetzer, Franziska Herke, Simone Kühn, Ruth Schlechter und Mareike Spreitzer. „Respekt an das Organisationsteam!“, sagte dann auch Stadtverordnetenvorsteherin Aylin Sinß in ihrer Ansprache zur Eröffnung. „Als Stadtpolitik leisten wir gerne einen kleinen Beitrag mit einem Zuschuss aus dem städtischen Haushalt dazu, den ich aus meinen Mitteln als Stadtverordnetenvorsteherin um einen kleinen bescheidenen Betrag erhöhen möchte. Das kann aber lange nicht das aufwiegen, was Sie in den vergangenen Wochen und Monaten für das Kranfest, damit aber auch für unsere Stadt geleistet haben. Man munkelt schon – Corona lässt grüßen – ob es in der Geschichte das Fest mit der längsten Vorlaufzeit an Planung gewesen ist. Deshalb sage ich an dieser Stelle ausdrücklich: Danke, dass Sie an der Idee eines Festes rund um das Jubiläum unseres Oestricher Wahrzeichens allen Widrigkeiten zum Trotz festgehalten haben und uns in den kommenden vier Tagen ein buntes Fest mit einem vielfältigen Programm bieten!“, sagte sie.
Und dann ging es los mit einem unglaublich vielfältigen Programm, „das Tradition mit modernen Elementen, Feiern, Musik und Familiäres miteinander verbindet“ und eine unglaubliche Vielfalt an Angeboten für Speis und Trank bereithielt. Da waren zum einem die Weinständen der Weingüter Ferdinand Abel, Bickelmaier, Fratelli Cuna, Michael Dornbach, Egert, August Eser, Brueder Eser, Heinrich Eser, Fritz Fetzer, Jakob Geipel, Ferdinand Herke & Sohn, Jasper-Franz, Andreas Kühn, Lorenz H. Kunz, Kunz Dries, Fritz Rothenbach, Josef Spreitzer und Weinpause, die die besten Tropfen aus ihren Kellern mitgebracht hatten. Dazu gab es von den Gastronomen Baumeisters Spezialitäten aus Martinsthal, Özen Kebab aus Oestrich, Winzza by Chef Daniel aus Lorch und Tam's Sushi-Kitchen aus Wiesbaden für jeden Geschmack das Richtige auf den Teller und zum „Nachtisch“ noch einen Cocktail aus der Bar von Ruth Schlechter.
So bestens vorbereitet konnte man dann das große Festprogramm auf den Rheinwiesen und am Kran genießen, zu dessen Höhepunkten am Donnerstagabend die Live-Musik mit dem Duo „Wir2“, am Freitag das große Konzert der „Lieblingsband“, am Samstag die größten Hits der letzten 50 Jahre mit „Soul Buddha“ und am Sonntag der Frühschoppen mit dem Showorchester Rheingau Mitte gehörten. Mit Julio Hierrzuelo und seiner magischen Gitarre klang das Fest am Sonntagabend nach vier wundervollen tagen aus. Eingebettet in das Programm waren auch die akademische Feier zum 50jährigen Oestrich-Winkeler Stadtjubiläum, die Krönung der neuen Oestricher Weinmajestäten und ein tolle Kinderfest (siehe eigene Berichte) und schließlich gab es noch eine eindrucksvolle Spendenübergabe am Sonntag: die „Feuerwehrwinzer" Bickelmaier, Josef Schönleber, Jasper-Franz, Weinpause, Michael Dornbach und Lorenz H. Kunz, alles Winzer, die in der aktiven Feuerwehr Oestrich ihren ehrenamtlichen Dienst absolvieren, hatten jeweils ein Paket mit sechs Weinen zusammengepackt. Für jedes verkaufte Paket wurden 10 Euro an die Feuerwehr Oestrich gespendet. Tim Dornbach übergab am Sonntag auf der Bühne des Kranfestes im Namen der Winzer 600 Euro an Bernd Pfaff, dem Ersten Vorsitzenden der Oestricher Feuerwehr.
Vereine gestalteten großes Kinderfest
Kindernachmittag beim Kranfest war eine ehrenamtliche Kooperation, die kleine Herzen höherschlagen ließ
„Paul, jetzt gibt doch mal das Paddel ab und lass uns mal weitergehen!“, meinte die Mutter mit Engelsgeduld. Doch der zweijährige Paul wollte einfach nicht raus aus dem großen Paddelboot der Wassersportgemeinschaft Oestrich: das Kanufahren als Trockenübung auf der großen Wiese am Oestricher Kran machte dem kleinen Kerl solchen Spaß, das er gar nicht mehr weitergehen wollte. Dabei gab es doch so unglaublich viel zu entdecken beim großen Kinderfest im Rahmen des Kranfestes am vergangenen Sonntagnachmittag: einen riesigen Spielplatz mit vielen tollen kreativen, sportlichen, sinnesfördernden und lustigen Spiel- und Spaß-Stationen hatten die die Oestricher Vereine hier für die jüngsten Gäste des Kranfestes aufgebaut. Ein besonderer Hit war zum Beispiel auch der riesige Barfußpfad des Turnverein Oestrich: in 24 großen Plastikschalen waren Kronkorken, Tannenzapfen, Sand mit Muscheln, Schaumstoff, Fußmatten, Glaskorken und vieles mehr mit den bloßen Füssen zu entdecken. Eine lange Schlange bewegte sich durch diesen lustigen Barfußweg und längst nicht nur Kieferfüße waren dabei - auch die Erwachsenen hatten ihren Spaß.
Vor allem kleine Mädchen versammelten sich am Stand des Reit- und Voltigierverein Oestrich-Winkel: die Voltigier hatten nicht nur ihre Tonnenpferde für einen Schnupperkurs mitgebracht, es gab auch eine beeindruckende Vorstellung auf der Bühne. Gleich die ganze Straße zur Wiese am Kran hin hatte sich die Jugendfeuerwehr Oestrich zu eigen gemacht: hier gab es einen witzigen Postenlauf, bei dem man auch mit Wasser und Handpumpe „löschen“ durfte. Der besondere Hit aber war das Bierkastenstapeln mit Sicherung an der Feuerwehrleiter. Die ganz Mutigen schafften bis zu zwei Dutzend Bierkästen hoch in die Luft.
Hoch her ging es auch beim Jugendförderverein des FC Oestrich-Winkel: hier waren kleine Kicker zum Torwandschießen eingeladen. Und schließlich gab es eine riesige Hüpfburg, die die Kindertagesstätte St. Elisabeth Oestrich spendiert hatte und in der sich schon die Allerkleinsten im Bällchenbad und beim Kriechen durch verschiedene Tunnel köstlich amüsierten.
nd wenn das alles zu trubelig wurde, der konnte ganz gechillt auf der schattigen Picknickdecke und am Basteltisch der Buchhandlung Idstein und der katholischen Bücherei Oestrich malen, basteln und Lesen. Conny Prinz und Kerstin Walther hatten hier schöne Bücher und tolle Bastelarbeiten parat.
Das alles machte den kleinen Festbesucher sichtlichen Spaß und gehörte ganz unbestritten zu den Höhepunkten des ersten Kranfestes in Oestrich. „Ein Paradies für die Kinder!“, fasste es ein Oestricher Vater von kleinen Zwillingen zusammen. Nicht nur er hofft, dass diese gelungene Kooperation der Festveranstalter des Kranfestes und der örtlichen Vereine bei der Wiederholung im nächsten Jahr weiter fortgetrieben wird. „Es ist heute längst nicht mehr selbstverständlich, dass sich so viele Vereine mit ihren aktiven Mitgliedern ehrenamtlich einen ganzen Sonntagmittag für die Kinder engagieren - meine Hochachtung“, so der Vater. Und so gab es auch von allen Seiten ausschließlich Lob und Anerkennung für das gelungene Kinderfest beim Kranfest.
Großer Festakt für Weinkönigin Silvana
Doppelte Krönung beim Oestricher Kranfest mit vielen Weinmajestäten und Ehrengästen/Dank an Helena Strith
Es begann 2018 auf den Flötenwandertagen: zum Amt der Oestricher Weinprinzessin kam ich damals durch meine Freundin, die Hallgartener Weinkönigin Katja Föhr. Die wurde kurz zuvor zur Hallgartener Weinprinzessin gekrönt und hat mir immer wieder erzählt, wie viel Spaß dieses Ehrenamt mit sich bringt. Als der Hallgartener Vereinsringvorsitzende Heinz Zott von Helenas Begeisterung für dieses Amt erfuhr, machte er „Nägel mit Köpp": er brachte die junge Frau und den Oestricher Weinbauverband zusammen. Denn Helena Strith hat in Hallgarten einen familiären Weinbau-Hintergrund: ihr Großvater betrieb hier das Weingut Anton Strith. Damit nicht genug, gibt es auch von mütterlicher Seite die richtigen „Gene" mit: ihr Onkel Peter Prasser betreibt in Rüdesheim das gleichnamige Weingut. „Beste Voraussetzungen also für das Majestätenamt“, erinnerte sich die scheidende Weinkönigin Helena an ihre Anfänge als Weinmajestät. Drei Jahre lang war sie Weinprinzessin und im vergangenen Jahr übernahm sie das „große“ Amt der Oestricher Weinkönigin von Annika Uebe. Ein denkwürdiges Jahr, geprägt von Corona und vielen ausgefallenen Terminen. „Aber sie hat das Beste daraus gemacht!“, lobte der Oestricher Weinbauvorsitzende Alexander Geipel das Engagement der jungen Frau. Dem schlossen sich auch die offiziellen Ehrengäste auf der Bühne, Landrat Frank Kilian, die Stadtverordnetenvorsteherin Aylin Sinß und 1. Stadtrat Björn Sommer an. „Man geht nie so ganz, deshalb sage ich „Auf Wiedersehen“, sagte Aylin Sinß, was Helena Strith auch gerne aufnahm und die Goldene Krone dann auch mit einem „Auf Wiedersehen“ vom Kopf nahm. Mit großem Dank an alle Seiten verabschiedete sich Helena aus ihrem Amt und schloss sowohl den Oestricher Weinbauverband als auch ihre eigene Familie ein, die „Queenie-Familie“ und die Freundschaften, die sich in den Jahren ihrer Amtszeit entwickelt hatten, und natürlich auch Silvana Fetzer, Florentine Uebe und Alicia Kunz, ihre bisherigen Prinzessinnen. Sie alle hätten ihr die lange Amtszeit als Ortsweinmajestät unvergesslich und zu einem schönen Teil in ihrem Leben gemacht.
Dank und Anerkennung durfte Helena selbst nicht nur von ihren gekrönten Kolleginnen und den Oestricher Winzern entgegennehmen. Auch zahlreiche Politiker waren gekommen, die alle in einem Grußwort das Ehrenamt der Weinmajestäten als charmante und überaus wichtige Botschafterinnen für die Weinbauregion Rheingau hervorhoben. Wie sehr sich die junge Frau für den Oestricher Wein und die Winzer engagiert hatte, machte auch Michaela Eser von Helenas Patenweingut Heinrich Eser klar: hier war eine richtige Freundschaft entstanden, die man auch weiter pflegen wird. Und weil Helena ihre große Krone abgeben musste, bekam sie nicht nur eine „kleine Krone“ in Form eines Schmuckstückes, sie bekam auch ihr eigenes Repräsentanten-Glas mit einer Erinnerungsgravur.
Landrat Kilian brachte es dann noch auf den Punkt, als er das „unbezahlbare, ehrenamtliche Engagement“ der Rheingauer Weinmajestäten lobte, die mit großem Charme und eindrucksvollen Fachwissen in ihrer Freizeit das Premiumprodukt ihrer Region repräsentierten und damit die beste Werbung für den Rheingau machen würden.
Und dann war es soweit, Helena Strith übergab die Oestricher Weinkrone im Rahmen des großen Festaktes an ihre Nachfolgerin und langjährige Prinzessin Silvana Fetzer. Diese erhielt dann die goldene Krone von Helena Strith und der Rheingauer Weinkönigin Annika Walther auf’s Haupt.
Das seit zwei Jahren geplante und wegen der Pandemie verschobene Kranfest war ein wundervoller Rahmen für die königliche Krönung, wenn auch die Weinprinzessin Florentine wegen ihrer eigenen Abiturfeier fehlte. Stattdessen waren aber knapp zwei Dutzend Kolleginnen aus dem ganzen Rheingau angereist, um die langjährige Weinprinzessin Silvana, die vor vier Jahren auf den Flötenwandertagen gekrönt wurde, im Amt der Oestricher Weinkönigin zu begrüßen. Sogar aus Tokaj waren zwei Weinmajestäten gekommen: die amtierende Tokajer Weinkönigin Lucia Veress und ihre Vorgängerin Nóra Kanczler grüßten als Ehrengäste bei der Krönung die neue Oestricher Weinkönigin Silvana Fetzer und die Gäste Kranfestes in eindrucksvollem Deutsch und Englisch.
Silvana Fetzer selbst, die aus dem Oestricher Weingut Fritz Fetzer kommt, beeindruckte nicht weniger in ihrer Antrittsrede und präsentierte sich als souveräne Majestät: „Durch unser Familienweingut kam ich schon früh auf den Geschmack, mich mit Wein zu beschäftigen. Umso mehr freue ich mich, in meinem Amt als Oestricher Weinkönigin den geschmackvollen Oestricher Wein zu repräsentieren und viele neue Erfahrungen zu sammeln. In meiner Freizeit trinke ich nicht nur gerne köstlichen Wein mit Freunden, sondern verbringe auch viel Zeit mit Sport und Musik“. Ganz besonders freue sie sich, dass sie jetzt die Krone trage, die schon ihre Patentante Steffi Kunz und ihre Tante Irmgard schmückte.
Und mit Weinprinzessin Florentine Uebe und der im letzten Jahr gekrönten Alicia Kunz stehen ihr nicht nur zwei hoch motivierte junge Frauen zur Seite, es gab am Sonntag noch mehr Verstärkung: die 22jährige Katharina Klein, die in Frankfurt Lehramt für Haupt und Realschule studiert, bekam die „freigewordene“ dritte Prinzessinnenkrone. „Ich freue mich sehr, als Oestricher Mädchen dieses Amt ausüben zu können und habe schon viel Erfahrungen im Weinbau mit der Weinlese, als Helferin in Weingütern und Straußwirtschaften!“, sagte die junge Frau, die mit Simone Kühn als Patenweingut auch eine ehemalige Weinmajestät im Hintergrund hat. Ein wunderbares Quartett an Weinmajestäten haben die Oestricher Winzer also wieder bekommen, auf das sie mit Recht stolz sein dürfen.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 24.07.2022.
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