Stromschwimmen und Empfang waren die Höhepunkte
25.08.2022
Hattenheimer hatten vielfältiges Programm für ihre französischen Gäste aus Arzens geboten
Hattenheim. (sf) 15 Gäste aus Arzens, das nahe der spanischen Grenze im Süden Frankreichs liegt, konnte man vergangene Woche beim Besuch einer Delegation aus der französischen Partnergemeinde in Hattenheim begrüßen. Jedes Jahr seit über 50 Jahren besuchen sich die Freunde aus Hattenheim und Arzens gegenseitig, untergebracht sind die Gäste stets privat bei ihren Freunden in der Familie. Jetzt gab es wieder den ersten Gastbesuch nach der Zwangspause durch die Corona-Pandemie und die Freude darüber war greifbar.
1963 war der Freundschaftsvertrag zwischen der damals noch selbstständigen Gemeinde Hattenheim und dem südfranzösischen Weinbauort Arzens unterschrieben worden. 2013 war das 50jährige Bestehen der Partnerschaft, die sogar schon eine Ehe in Hattenheim zwischen André Arnaud aus Arzens und Hildegard Schimbach aus Hattenheim stiftete, gebührend in Frankreich gefeiert worden.
Für den diesjährigen Besuch der Freunde aus Arzens in Hattenheim hatte das Organisationsteam des Hattenheimer Verschwisterungskomitees nach zwei Jahren Zwangspause wegen der Pandemie ein besonders schönes „Programm der Begegnung" ausgearbeitet. Dieses siebentägige Programm begeisterte die französischen Gäste bis zum heutigen Donnerstag.
Bereits am Freitag waren die Besucher angekommen und an den Fässern am Weinprobierstand am Rhein herzlich empfangen worden, anschließend gab es ein gemeinsames Abendessen in der Hattenheimer Burg. Ein offizieller Festempfang fand am Samstagmorgen in der Burg statt. Mit diesem festlichen Empfang begrüßten die Hattenheimer ihre Freunde aus der französischen Partnergemeinde Arzens am vergangenen Samstagmorgen bei strahlend schönem Wetter im romantischen Hof der Hattenheimer Burg ganz offiziell. Der Präsident des Verschwisterungsvereines, Dr. Rolf Basting, sein französischer Kollege Bertrand Sabadie, der Hattenheimer Ortsvorsteher Alexandre Arnaud, der Bürgermeister von Arzens Jean-Claude Pistre und sein Eltviller Kollege Patrick Kunkel und der Eltviller Stadtverordnetenvorsteher Ingo Schon hatten in ihren Begrüßungsreden die seit 59 Jahren andauernde Freundschaft zwischen den Bürgern aus Hattenheim und Arzens gewürdigt. In allen Reden wurde gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Situation die Bedeutung der europäischen Idee und des Europas der Bürger betont. Die persönlichen Begegnungen zwischen Bürgern aus Hattenheim und aus Arzens seien beispielhafte Brücken für ein friedliches Europa. „Die Partnerschaft zwischen Arzens und Hattenheim ist eine der ältesten in Deutschland. Sie wurde im Jahr der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages besiegelt. Jenes Vertrages, dem die Vision zugrunde lag, dass es in Europa nie wieder Krieg geben sollte und die Vision, dass ein solcher Frieden zwischen ehemals verfeindeten Nationen nur durch persönliche Freundschaften möglich ist. Heute ist diese Vision aktueller denn je: Vor der Haustür der EU tobt ein unsäglicher Krieg im Osten unseres Kontinents. Was in Europa über Jahrzehnte undenkbar erschien, ist grausame Wirklichkeit geworden. Deshalb steht die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich gerade in diesen Tagen im Fokus der Weltöffentlichkeit. Ob vor wenigen Tagen in Elmau beim G7-Gipfel oder beim gemeinsamen Besuch in Kiew – unsere beiden Länder bilden mit die Führung der westlichen Welt, die Führung der demokratischen Staaten, der Menschen, die in Freiheit leben dürfen! Unsere gemeinsame Geschichte sollte uns Mut geben: An die Stelle der viel zu lange dauernden Rivalität unserer Nationen sind heute Völkerverständigung, Freundschaft und Frieden getreten.“, sagte Stadtverordnetenvorsteher Schon in seinem Grußwort.
Der Frieden auf diesem Kontinent sei die historisch größte Leistung, die Europa hervorgebracht hat. „Aber noch vor wenigen Jahren zeigte gerade die jüngste Geschichte, dass dieser Frieden nicht mehr als Wert an sich angenommen wird. Bei dem Referendum in Großbritannien bildeten Nationalismus und Abschottung die Leitmotive! Das Thema Frieden kam – auch bei uns – praktisch nicht mehr vor. Wie sehr hat der 24. Februar diese Einschätzung geändert. Heute ist uns bewusster, dass wir darauf achten müssen, unsere Freundschaften zu pflegen, damit der Frieden wenigstens im Herzen Europas selbstverständlich bleibt!“. Die Freunde aus Arzens und Hattenheim seien ein Teil dieser großen europäischen Freundschaft - und das seit fast 60 Jahren. „Sie wissen, dass nur auf der Basis eigener Erfahrungen, wenn sich Menschen gegenseitig kennen lernen und mit eigenen Augen sehen und persönlich erfahren, wie die andere Nation lebt und fühlt, nur so kann Freundschaft entstehen!“. Und dazu brauche es Begegnungen wie der Besuch im Rheingau, der am heutigen Donnerstag zu Ende geht. Auch Bürgermeister Kunkel wünschte den französischen Freunden einen angenehmen und erlebnisreichen Aufenthalt in Eltville und Hattenheim.
Und den hatten sie: einen weiteren Höhepunkt des Programms gab es schon am gleichen Nachmittag, als die französischen Besucher und ihre Gastgeber zum Stromschwimmen in den Rhein gingen und von Eltville nach Hattenheim schwammen. Bereits zum achten Mal gingen die Gäste aus Frankreich mit den Hattenheimern im Rhein „baden". Immer wieder würden sich die Gäste aus Frankreich diesen Programmpunkt als besonderen Höhepunkt wünschen, so Dr. Rolf Basting vom Komitee des Hattenheimer Verschwisterungsvereines. Seit Januar habe man das Programm ausgearbeitet und sei diesem Wunsch gerne nachgekommen. Und nicht nur die Gäste im Alter von elf bis über 70 Jahren, die in der Nähe der spanischen Grenze beheimatet sind, hatten sichtlichen Spaß an diesem Highlight. Rund zwei Drittel der 15 Gäste aus Frankreich gingen mit ins Wasser. Auch die Rheingauer bewiesen Mut, über 20 Teilnehmer schwammen mit ihren Gästen knapp drei Kilometer von Eltville nach Hattenheim und hatten sogar Proviant, gesichert mit Schwimminseln, dabei. Begleitet wurden die Schwimmer von der Wasserschutzpolizei und den Booten der Freiwilligen Feuerwehren. Belohnt wurden die mutigen Rheinschwimmer mit einem anschließenden Picknick am Rheinufer.
Der Sonntag hatte besinnlich mit einem Gottesdienst in der Hattenheimer Pfarrkirche begonnen, danach gab es einen Aperitif am Platz von Arzens und ein festliches Mittagessen im Weingut Egert. Abends klang der Sonntag mit einem geselligen Beisammensein auf dem Hallgartener Winzerfest aus.
Am Montag stand ein Ausflug unter dem Motto „Frankfurt, die Banken- und Euro-Metropole“ mit Besuch der Börse auf dem Programm. Abends gab es einen Rheingauer Abend mit Essen auf dem Restaurantschiff „Schwabbel“ in Walluf. in der Burg. Am Dienstag führte das Programm die Freunde in einer witzigen Planwagenfahrt und Weinbergs-Wanderung durch die Hattenheimer Gemarkung zum Wacholderhof, wo man gemeinsam zu Mittag aß. Am letzten Tag dann gab es einen Ausflug nach Rüdesheim mit Fahrt im Winzerexpress, Besichtigung des Kloster Hildegard in Eibingen und Einkehr ins dortige Klostercafé. Am Mittwochabend traf man sich dann zum letzten Mal zum gemeinsamen Feiern in der Hattenheimer Burg, bevor die Gäste ihre weite Heimreise zurück nach Arzens antraten. Damit der Abschied nicht zu schwerfiel, war der Abend gespickt mit Überraschungen und geselligen Programmeinlagen.
Schon jetzt freuen sich alle auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr in Arzens und die Feier des 60jährigen Jubiläums der Verschwisterung in der südfranzösischen, 1200 Einwohner zählenden Weinbaugemeinde, die in einem Dreieck zwischen den Pyrenäen, dem Mittelmeer und der weltberühmten mittelalterlichen Festungsstadt Carcassone liegt. Wie im Rheingau wird man dann wieder gemeinsam Lebenslust, Kultur und Weinfreuden gemeinsam genießen und das geeinte Europa direkt an der Basis gestalten.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 25.08.2022.
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