Fête Terroir zum 75. Jubiläum des Weinbauverbands

03.05.2023

700 Gäste aus drei Generationen hatten riesigen Spaß bei innovativer Weinparty im Biebricher Schloss/Der Rheingau ist in Bewegung

Rheingau. (sf) Was für ein Fest: mit einer rauschenden Party im Biebricher Schloss feierte der Rheingauer Weinbauverband sein 75jähriges Jubiläum und den ersten Geburtstag der Tourismus Destination Wiesbaden Rheingau mit 700 Winzern, Ehrengästen, Politikern und begeisterten Weinfreunden aus drei Generationen. Auffällig viele junge Leute waren der Einladung gefolgt, um in ausgelassener Stimmung in eleganter Atmosphäre die gesamte Bandbreite an Weinen, Gastronomie, Qualität und Vielfalt der Region zu genießen. Denn ganz klar wurde im Rahmen der Fête Terroir der Rheingauer Wein gefeiert. Und das aus gutem Grund, schließlich hatte der Rheingauer Weinbauverband im vergangenen Jahr sein 75jähriges Bestehen. „Dieses Jubiläum ist allemal ein willkommener Anlass, um Wein-Raritäten aus acht Jahrzehnten zu verkosten und sich dem zuzuwenden, was die Zukunft bringt: Rheingauer Jungwinzerinnen und -winzer stellen unter dem Motto „wild & anders ... Orange Weine, Unfiltered, Fassweine, Exoten" ihr Können unter Beweis und bieten ihre Erzeugnisse zur Verkostung an!“, erläuterte dann auch Peter Seyffardt, der Präsident des Rheingauer Weinbauverbandes, in seiner Eröffnungsrede.
Mit einem Festakt in der Rotunde des Biebricher Schloss hatte das Fest glanzvoll begonnen. Staatssekretär Oliver Conz, der Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Bundestagsabgeordneter Klaus-Peter Willsch in Vertretung für Landrat Frank Kilian sprachen die Grußworte. „Wir begehen an diesem Abend 75 Jahre Rheingauer Weinbauverband - dazu meine herzlichsten Glückwünsche! Und wir feiern unsere Destination Wiesbaden Rheingau, denn seit dem Jahr 2021 stellt sich der Rheingau gemeinsam mit der Landeshauptstadt Wiesbaden als touristische Destination neu auf mit dem Ziel einer größeren Sichtbarkeit am Markt und betont dabei wesentliche Gemeinsamkeiten: die wunderbar vielseitige, reizvolle Natur- und Kulturlandschaft, den Wein und die entspannte Lebensart der Menschen. Wir leben in einer Genuss-destination mit einer ausgeprägten Festkultur, was wir am heutigen Abend gewiss eindrucksvoll erleben!“, sagte Oberbürgermeister Mende. Und auch Peter Seyffardt, der Präsident des Rheingauer Weinbauverbands, sieht in der neuen Destination Wiesbaden Rheingau auch für den Rheingauer Weinbauverband einen großen Gewinn und eine noch engere Kooperation zwischen den weinbautreibenden Städten und Gemeinden von Hochheim am Main über Wiesbaden bis hin nach Lorchhausen. Der einjährige Geburtstag dieser neuen, fruchtbaren Kooperation müsse gefeiert werden und das Biebricher Schloss sei dafür ein ganz ausgezeichneter Ort, bestätigten alle Gastredner.

Der Weinbaupräsident, der auch seine langjährigen Vorgänger im Amt an diesem Abend begrüßen konnte, erinnerte auch an die Gründung des Verbandes der Rheingauer Winzer, die ursprünglich schon 1909 gewesen sei, dann aber von der Nationalsozialisten 1935 wieder aufgelöst wurde. „Am 27. November 1947, in der Nachkriegszeit, war die Neugründung geprägt durch den Mangel an Betriebsmitteln wie Dieselöl, Rebschutzmittel gegen die Peronospora und den Heu- und Sauerwurm. Hinzu kamen die Zwangsbewirtschaftung und die eingeschränkte Nutzung der Rebflächen durch die mit Vorrang betriebene Sicherstellung der
Ernährung. Unter großen Schwierigkeiten gelang es Richard Graf Matuschka-Greiffenclau von Schloss Vollrads, bereits am 9. November 1945 bei einer Sitzung im Weinbauamt in Eltville, mit 21 kommissarischen Vertreterinnen und Vertretern aus den Weinbaugemeinden, den „Rheingauer Weinbauverein" neu zu gründen. Es vergingen dann nahezu zwei Jahre, bis es zum Eintrag beim Amtsgericht kam. Das verdeutlicht die großen Schwierigkeiten, welchen sich die deutsche Verwaltung in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg gegenübersah. Seitdem hat sich der Weinbau in vielen Dingen verändert und weiterentwickelt. Mit der Mechanisierung und der zunehmenden Bürokratie hat sich auch die Struktur der Betriebe verändert - immer weniger Betriebe bewirtschaften nun größere Rebflächen im Rheingau. Mit dem Klimawandel und den daraus resultierenden Aufgaben stehen die Winzerinnen und Winzer vor großen Herausforderungen und Veränderungen. Gleichzeitig verändert der politische Wunsch nach Nachhaltigkeit und Umweltschutz die Rahmenbedingungen schneller, als es die Praxis vollziehen kann. Als Vertreter unserer Mitglieder stellen wir uns gerne den vielen Aufgaben, denen sich die Winzerschaft heute gegenübersieht. Wir möchten aktiv daran mitwirken, den Weinbau und unsere Kulturregion in eine sichere und nachhaltige Zukunft zu führen!“, sagte Peter Seyffardt.

Anlässlich des 75jährigen Bestehens des Rheingauer Weinbauverbandes wolle man vor allem aber zeigen, dass der Rheingau in Bewegung ist, sich innovativ der Zukunft stellt und junge wie ältere Weinfreunde mitnehmen will. Mit der Fête Terroir am Samstagabend ist das voll gelungen: nicht nur die Rheingauer Winzer bekamen hier ein ganz besondere Plattform, auf der sie ihr ganzes Können und ihre Produkte im wunderschönen Ambiente des Schloss Biebrichs einem breiten Publikum präsentieren konnten, auch der Zusammenhalt in der Region wurde hier sowohl bei den Veranstaltern und Organisatoren wie auch bei den Gästen im Alter von 18 bis 90 Jahren ganz deutlich: ein erlebnisreicher und ein mit allen Sinnen genussvoll erlebbarer Abend wurde bei der Premiere der Fête Terroir im Biebricher Schloss geboten, die in den kommenden Jahren zu einer guten Tradition werden soll.
Nach dem offiziellen Teil, den die Rheingauer Weinmajestäten Katja Föhr, Caroline Ebert und Annika Uebe sehr charmant und souverän moderiert hatten und in dessen Rahmen die Sängerin Denia Gilberg mit einer Live Performance alle im Saal besonders rührte, ging die Party erst richtig los: Rechts und links neben der Rotunde waren zahlreiche Weinstände aufgebaut, an denen die Gäste unter Dutzenden roten, weißen und Rosé-Weinen die Qual der Wahl hatten, dazu gab es zwölf exzellente Sekte an der Bar in der Rotunde im Ausschank. Mit passenden Eintrittskarten waren die Weine alle im Preis inbegriffen, Flanierkarten gab es gerade auch für die jüngere Generation schon ab 55 Euro, die teuerste Karte, in der die Weinproben und Ausschankweine mit dabei waren, kostete 90 Euro. Denn neben den mehr als 100 verschiedenen Weinen der über 50 namhaften Rheingauer Weingüter im Ausschank gab ein innovatives Jungwinzer-Tasting, frisch und keck moderiert von @asktoni.de. Und hier zeigte die kommende Winemaker-Generation ganz deutlich, was sie kann und wohin die Reise geht: unter dem Motto „Wein ist unkompliziert" machte die Verkostung mit @asktoni.de nicht nur dem jungen Publikum in der Rotunde des Biebricher Schloss riesigen Spaß. Rund 70 Teilnehmer ließen sich gerne mit auf die Reise in die Zukunft der Weinbranche nehmen, in der die Jungwinzer in ihrer frischen Art die traditionellen Wurzeln pflegen und doch gekonnt modern inszenieren und ihren Weinen ihre ganz besondere Handschrift verleihen. Von Flörsheim bis Lorchhausen, von Auxerrois über Koshu bis Weißer Riesling reichte die gesamte Bandbreite an Weinen, Qualität und Vielfalt der Region Rheingau. Dazu passend gab es aus der Gastronomie an mehreren Verkaufsständen im Schloss und im Schlossgarten Street- und Fingerfood.

Ein ganz besonderer Höhepunkt der Fête Terroir war die beeindruckende Raritätenweinprobe „8 Jahrzehnte Rheingauer Weine“, die der Weinjournalist, Autor und Verleger Ralf Frenzel sehr unterhaltsam moderierte. Selbst jetzt Rheingauer Winzer, Frenzel ist in das Traditionsweingut Wegeler in Oestrich eingestiegen, plauderte er mit Ehrengästen wie dem Bundesverteidigungsminister a.D. Dr. Franz-Josef Jung, dem 90jährigen ehemaligen Domänenrat Dr. Franz-Werner Michel vom Domdechant Werner’schen Weingut Hochheim oder dem Weinbaupräsidenten über Heimat, Wein und Verbundenheit. Dazu gab es ganz herausragende Weine namhafter Rheingauer Weingüter, darunter einen 1969er Schloss Johannisberg Rotlack Riesling Cabinet, 1985er Rüdesheimer Berg Roseneck Riesling Kabinett aus dem Weingut Georg Breuer, eine 1992er Riesling Auslese aus dem Weingut Leon Gerhard und vom Weingut Domdechant Werner eine 1976er Hochheimer Riesling Spätlese. Der Weinbaupräsident hatte aus seinem Weingut Diefenhardt eine 1971er Riesling Auslese edelsüß mitgebracht, vom Weingut Kurt Bug gab es eine 1976er Hallgartener Beerenauslese und vom Weingut Ress einen 2001er Rüdesheimer Berg Rottland Riesling Spätlese. Ralf Frenzel hatte aus dem Weingut Wegeler den legendären Geheimrat J, eine 2011er Spätlese trocken mitgebracht. Für den tief beeindruckenden 1949er Assmannshäuser Hinterkirch Spätburgunder Cabinet vom Kloster Eberbach standen die 80 Gäste im Festsaal über der Rotunde alle auf und auch der 1959er Steinberger Riesling Edelbeerenauslese aus dem Kloster Eberbach fand bei den Weinkennern ganz großen Anklang. Zum krönenden Abschluss hatte es eine 2003er Riesling Trockenbeerenauslese aus dem Weingut Schönleber Blümlein gegeben. Serviert wurden die besonderen Weinschätze im Glas mit einem Dreigang-Menü, das ebenfalls regional geprägt war: Wisperforelle auf Paprika-Fenchelsalat, Spätzle-Linsensalat mit marinierten Champignons, Fleischbällchen mit Grüne Soße-Senf, Hessische Pizza mit Sauerkraut, Kassler und Handkäs', Pilz-Lauch-Quiche, Rote Bete Crêpe mit Rindfleisch und Meerrettich, Ziegenkäsebällchen mit Paprikamarmelade und ein Pannacotta von Frankfurter Grüne Soße-Kräutern mit Himbeeren aus der Küche der Hofköche mundeten ausgezeichnet zu den edlen Raritäten.

Ein Stock tiefer steppte in der Zwischenzeit beim Jungwinzer Tasting und der Verkostung „Wein ist unkompliziert“ mit @asktoni.de der Bär und als dann am späteren Abend die Tanzparty mit dem Hit Radio FFH DJ Tobi Radloff begann, gab es kaum noch einen freien Platz in der zur Disco umfunktionierten Rotunde. Vor allem auch die LED Drum - Performance mit @mission4mars machte die Fête Terroir noch mal zu einem Event der Superlative, deren Premiere als mehr als gelungen bezeichnet werden darf.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 03.05.2023.

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