„Plop Up“ in der Zwickmühle
10.12.2023
„Plop Up“ in der Zwickmühle
Junge Rheingauer Genuss-Riege belebte Winkeler Traditions-Gasthaus für ein Wochenende wieder
Winkel. (sf) „Es ist so wundervoll, hier in diesen Räumen wieder Gäste zu sehen!“, freute sich nicht nur Helga Kremer über die Wiederbelebung des traditionsreichen Winkeler Gasthauses „Zwickmühle“. Familie Kremer hatte die Gaststätte über Jahrzehnte hinweg betrieben, legendäre Veranstaltungen wie „Jazz zwischen den Jahren“ des Jazzclub Rheingau, viele Jahreshauptversammlungen von Vereinen und andere Events hatten hier in den 80er und 90er Jahren regelmäßig stattgefunden. Und jetzt kehrte für ein Wochenende wieder buntes Leben in die „Zwickmühle“ ein: eine Riege junge Rheingauer zwischen 25 und 30 Jahren hatten von Donnerstag bis Sonntag eine „Plop up“- Winebar in den noch komplett im Originalzustand erhaltenen Gasträumen eröffnet.
Die Idee hatten die Veranstalter schon über ein Jahr nach einer gelungenen, privaten Geburtstagsfeier in den Räumlichkeiten der alten Zwickmühle. Das Gasthaus mit allen Gebäuden und dem gesamten Grundstück gehört mittlerweile dem Winkeler Jungwinzer Max Schönleber, der von der Idee eines „Plop Up“ begeistert war. „Er gab uns sofort sein Okay, als wir ihm unser Konzept vorgeschlagen haben!“, erzählte die ehemalige deutsche Weinprinzessin Katharina Höfling, die gemeinsam mit ihrem Mann Tim und dem befreundeten Ehepaar Miriam und Max Brunk an der Spitze der jungen Riege die Wochenend-Straußwirtschaft initiierte. In langer Vorbereitung habe man sich dann alle Genehmigungen für ein offenes Wochenende in der Zwickmühle eingeholt und eine exklusive Wein- und Speisenkarte erstellt. Im Vordergrund standen natürlich Rheingauer Spitzenweine, die ausgeschenkt wurden, aber auch über den „Tellerrand“ hinaus wollten die Gastgeber schauen und so gab es auch Weine aus Rheinhessen, Baden, von der Mosel und der Ahr, aus der Pfalz und aus Portugal im Ausschank. Außerdem wurden als „Special“ zwei besondere Tastings angeboten, für die Katharina Höfling die Moderation mit viel Hintergrundwissen übernommen hatte. So hieß es am Samstagnachmittag „Sparkling Saturday“ mit ausgesuchten deutschen Winzersekten, die mutig französischen Champagnern gegenübergestellt wurden und auch überzeugten.
Natürlich hatte die junge Rheingauer Gastgeber-Gruppe auch die Küche der Zwickmühle wieder angeheizt und neben selbstgemachtem Spundekäs‘ servierten „Küchenchef“ Robert Fladung und sein Team auch Kürbissuppe, gegrillte Sandwiches, Bergkäse und frisch aufgeschnittenen Schinken von der Berkel. Das lockte Gäste aus drei Generationen in Scharen an und an allen vier Tagen steppte in der „Zwickmühle“ wieder der Bär.
60 Jahre lang war hier Gastfreundschaft ganz großgeschrieben worden. Am vorletzten Tag des Jahres 2009 hatte der mittlerweile verstorbene Wirt und Winzer Hans Kremer die legendäre „Zwickmühle“ nach dem letzten Jazz zwischen den Jahren mit einer großen Benefizparty zu Gunsten der Rheingauer Hospizinitiative schließen müssen: Kremer hatte die Zwickmühle seit 1974 bewirtschaftet und damit den 1949 als Straußwirtschaft von seinen Eltern gegründeten Gutsausschank weitergeführt. Mit seinem 65. Geburtstag war der Winkeler Winzer und Gastwirt in den wohlverdienten Ruhestand gegangen und da es keine Nachkommen gab und Kremer auch keinen interessierten Nachfolger für die Zwickmühle finden konnte, musste das Lokal schließen, was nicht nur die Jazzfreunde sehr bedauert hatten. Umso mehr freuten sich gerade auch viele treue Gäste von einst, dass sie hier wieder mal gastlich Wein und Speisen genießen und an vergangene Zeiten zurückdenken konnten.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 10.12.2023.
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