12.000 Menschen feierten miteinander junge Kultur im Rheingau

23.05.2024

VOLUME 12 darf kein Schlussakkord sein: „Besser als nix!“-Festival setzt seine Erfolgsgeschichte fort und hofft zuversichtlich auf ein gutes Endergebnis.

Spaß für vier Generationen

Geisenheim. (sf) Dicke, weiße Nebelschwaden wogten im Rhythmus der Beats über die Rheinwiesen und im Nebel bewegten sich dazu viele Schatten passend zur Musik von DJ Dillmanski, die aus den großen Boxen zu hören war. Als der Nebel sich Minuten später lichtete, konnte man sehen, dass hier eine Mama mit ihrer kleinen Tochter tanzte, eine ganze Horde jugendlicher Raverfans und sogar ein älterer Mann mit Anzughose und Hut, der sichtlichen Spaß an dem Tanz und der ungewöhnlichen Weinprobe am Electro-Stage beim „Besser als Nix!“-Festival hatte. Nur ein Stückchen weiter saßen zwei junge Mädchen auf der großen Schaukel nebeneinander und schaukelten unter den Bäumen hoch hinauf mit Blick auf den abendlichen Rhein. Zuvor hatten sie am Stand der des Bundes für Demokratie im Rheingau getestet, ob sie Fake-News erkennen und dafür einen lustigen Rheingauner-Aufkleber erhalten, der jetzt ihre Taschen zierte. Etwas weiter davor ließ sich die kleine Mira in einem quietschbunten Zelt die Haare flechten, während ihre Mama sich genau gegenüber von den allerliebst gefilzten Feen verführen ließ und eine kaufte. Miras großer Bruder kam mit einer Portion Falafel zu seiner Familie und ließ alle mal probieren: „Mhm, lecker, es muss wirklich nicht immer Fleisch sein!“. Im „BAN-Topia“-Zelt übte sich die Familie aus Rüdesheim dann zusammen im Karaoke singen. Vor dem französischen Oldtimer-Bistro traf man auf eine Riege älterer Damen aus Winkel, die hier einen richtigen Kaffeklatsch veranstaltete und dabei großen Spaß hatte, die „Kids“ zu beobachten, die sich gut gesichert im Baumklettern übten. „Dort drüben beim Stand der Rheingauer Pfarrgemeinden gibt es einen Foto-Automaten, da lassen wir ein Bild von uns machen!“, meinte eine der Seniorinnen und schon war man wieder unterwegs auf dem weitläufigen Gelände am Geisenheimer Rheinufer. Ihre Begleiterinnen ließen sich ganz von der Musik an der Hauptbühne gefangennehmen: hier sorgten gerade die wohl jüngsten Künstler des Festivals, die Kinder der örtlichen Emely-Salzig-Schule mit der Aufführung ihres wunderschönen Musicals „Der Zauberer von OZ“ für Furore.

12.000 Feiernde

„Ich war noch nie bei einem Festival, aber das hier ist wirklich wundervoll“, resümierten die Seniorin und ihre Freundinnen beim weiteren Bummel über das riesige Festgelände und hatten damit auch das Motto für das ganze Festival in Worte gefasst: einfach wundervoll war auch die 12. Auflage des BAN-Festivals am vergangenen Wochenende: generationsübergreifend wurde Toleranz gestärkt, Blickwinkel geweitet, andere in ihrem Anderssein akzeptiert und sich für sie zu interessiert, das alles eingehüllt in ein wunderbares Festprogramm mit tollen Aktionen und Musik satt für jeden Geschmack. Und das Fazit: 12.000 Menschen aus vier Generationen und mindestens zwei Dutzend verschiedener Nationen, vom Kleinkind bis hin zum Senior, ließen sich auf den Spaß ein und feierten ein wunderbares friedliches Fest. Das gefiel dann auch Petrus so gut, dass er ganz genau zur Eröffnung des Festivals durch Bürgermeister Christian Aßmann die gefürchteten Regenschleusen schloss und auch mal Sonnenschein für das BAN-Festival auf die Erde schickte.

Riesenprogramm

„Am Donnerstag kam der Regen. Zum Glück blieb Geisenheim, im Gegensatz zu anderen stark betroffenen Regionen in Hessen, relativ verschont vom großen Chaos. Gegen Freitagmittag klarte es auf. So konnte die Festivalwiese bis zum Start um 17.00 Uhr abtrocknen und die Gummistiefel zu Hause bleiben!“, resümierte dann auch Dirk Klinner, der Vorsitzende des Vereines „Besser als Nix!“, der in diesem Jahr zum zwölften Mal das Festival veranstaltete. Wie sehr das Festival im Rheingau und auch darüber hinaus geschätzt wird, zeigte nicht nur die Besucherzahl: Mehr als 12.000 Besucher freuten sich bei meist trockenem Wetter über das großartige Bühnenprogramm, die vielen schönen Mitmachaktionen, tolle Stände und ein multikulturelles Essensangebot auf den Rheinwiesen. Sehr viele Besucher folgten auch dem Aufruf zum Spenden für die Fortsetzung des Festivals und zeigten sich solidarisch mit der Idee von Besser als nix!. So hatten schon am Eingang viele sich ein „Solidaritäts-Bändchen“ gekauft und gerne auch mal mehr als 5 Euro dafür bezahlt. „Dieses friedliche, generationenübergreifende Festival muss man unterstützen und vor allem auch, dass es kostenlos und damit für alle erreichbar bleibt!“, fasste ein Besucher aus Winkel die Meinung vieler hundert Unterstützer zusammen. Dass alles auch wieder so reibungslos verlief, verdanken wir auch und vor allem unseren vielen ehrenamtlichen Helfern“, betonte Klinner. Sie alle ziehen an einem Strang und das für ein ganz besonderes Ziel, dem sich zuvor eigentlich niemand im Rheingau so richtig angenommen hatte: der Förderung der jungen Kultur. Entsprechend war auch wieder das Programm: Pünktlich um 18 Uhr eröffnete Bürgermeister Christian Aßmann das „Ban! VOLUME 12“ und gab die Bühne frei für „Zelle 14“, eine Rockformation aus Mainz, die als Gewinner des Rock `n Pop Youngsters Contests und der Kooperation mit dem Rheinhessischen Wettbewerb den Opener gab und gleich für eine ordentliche Portion Vollgas sorgte. Wissenschaftlich eröffnete das Aktionszelt „Ban!topia“ mit dem Geisenheimer Science Tent und Vorträgen über Nachhaltigkeit im Gemüsebau von Prof. Dr. Jana Zinkernagel und Stadtgestaltung von morgen mit Prof. Dr. Rieke Hansen. Die Elektro-Bühne wurde durch „Annihilation“ auf Betriebstemperatur gebracht. Schnell füllte sich das Gelände mit feierlaunigen und kulturhungrigen Menschen, die weitere mitreißende Auftritte beispielsweise von „Birds View“ und „Capacopter“ auf der Main-Stage oder „Parox“ und „Cytek“ auf der E-Stage erlebten. Und jene, die es selbst ans Mikro zog, warfen sich ins Karaoke-Getümmel im „Ban!topia“.

Hula-Hopp-Workshop

Auch der Samstag stand im Zeichen gut aufgelegter DJs und einer DJane sowie Bands, wie „Die Weiteren Aussichten“, „Les Hyper Gaëlle“ oder „Friends Don´t Lie“, die es 2023 sogar auf eine der Bühnen des legendären Rock am Ring geschafft hatten. Auf dem Platz zog zum Beispiel „Gawân“ seine Kreise: Mal auf Stelzen, mal als Zauberer, zog er Kinder wie Erwachsene in seinen Bann. Zudem konnten Sportliche die Hüften beim Hula-Hoop Workshop kreisen lassen, Interessierte sich bei verschiedenen Initiativen informieren, modebegeisterte Besucher Kleidung eintauschen, Spielfreudige sich bei Biberbau und Playground e.V. herumtreiben und Höhenfeste sich im Klettergarten in die Baumkronen am Rhein hangeln - Das „Ban!“ hatte wahrlich keinen Platz für Langeweile. Wie immer versammelten sich bei den Auftritten von „Schatillo Cumari“ bis zum Finale mit „Franzi Dries“ mehr und mehr tanzfreudige Menschen vor der E-Stage. „Revolte Tanzbein“, die erst eine Woche vor dem „Ban!“ als Ersatz für eine andere Band eingesprungen waren, beendeten mit gut gelauntem Ska den Festivaltag auf der Main-Stage.

Bunter Abschluss

Der Sonntag machte beim Festival wieder mal seinem Namen alle Ehre. Die Emely-Salzig-Schule eröffnete mit dem Musical „Zauberer von Oz“ die Bühne und repräsentierte mit der folgenden Big Band des Gymnasiums Eltville die Rheingauer Schulen mit schauspielerischen und musikalischen Talenten. Viele Familien und Menschen aus vier Generationen erlebten einen bunten Tag und tolle Auftritte des Gitarristen Christian Lehr, der Indie-Rock Band „Yara§ und zum Abschluss, mit großem Gruppenbild der Helfer, die Punk-Rock Formation „Mazed“.

Mitmachaktionen

Knapp zwei Dutzend Bands und Solisten vieler Stilrichtungen von Hip-Hop über Funk, Rap, Reggae und Pop, bis hin zu Indie, Deutsch-Rock und Singer-Songwriter, zur Blasmusik, etliche DJs und Kleinkunst zum Schmunzeln wurden hier geboten. Und damit noch lange nicht genug, ebenso bunt wie das Bühnenprogramm war auch wieder das Rahmenangebot mit fast 60 Verkaufs- und kulinarischen Ständen. Es gab tolle Mitmachaktionen und der Trumpf war das multikulturelle Miteinander: drei Dutzend Organisationen und Initiativen aus mindestens zehn Nationen waren beim „Ban!“ dabei und das kunterbunte, fröhliche und friedliche multikulturelle Festival wurde zu einer wunderbaren Erlebnisreise auf den Geisenheimer Rheinwiesen für Jung und Alt. Geisenheim habe drei bunte Tage in entspannter Festivalstimmung erlebt. „Drei Tage purer Harmonie, gute Laune und Feierstimmung liegen hinter uns. Kein Stress, entspannte Leute“, fasst Dirk Klinner den Verlauf des 12. Festivals zusammen.

Solidarität

Ganz klar ist auch, dass alle wollen, dass dies so bleibt und viele bereit sind, dies auch zu unterstützen: Im Hinblick auf die nicht ganz einfache finanzielle Situation des veranstaltenden „Besser als nix!“ e.V. war der Aufruf zum Spenden stetiger Begleiter des Festivals. Die Besucher des „Ban!“ zeigten ihre Solidarität und den Wunsch auf eine Fortführung im kommenden Jahr mit großer Bereitschaft beim Kauf von Soli-Bändchen, die für 5 Euro am Eingang und verschiedenen Stellen auf dem Gelände angeboten wurden. „Wir sind dankbar für jede Spende sowie für die vielen begleitenden und motivierenden Bekundungen der „Ban!“ - Fans“, freute sich Dirk Klinner mit dem ganzen Team über jede Menge Liebe und Zuneigung. „Zusätzlich zu den Soli-Bändchen, für die häufig deutlich höhere Beträge gegeben wurden, gab es spontan auch größere Spenden von Privatpersonen und auch Bekundungen von Sponsoren, notfalls in die Bresche zu springen“, ergänzt Klinner. Ein endgültiges finanzielles Ergebnis liege so kurz nach dem Ban! natürlich noch nicht vor, vielmehr hatte man am Montag mit dem Abbau im strömenden Regen zu tun. Doch schon jetzt bleibe das Gefühl, dass der Verein und die „Ban!Gang“ aus 130 ehrenamtlichen Helfern nicht allein im Regen stehen und man zuversichtlich auf die 13. Ausgabe des „Ban!“ hinarbeiten könne.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 23.05.2024.

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