Lauter kostbare Schätzchen in der Brömserburg

27.06.2024

Familien Arz, Guillén, Leimbrock, Jung, Backes und Heim luden zum dritten Mal Oldtimerfreunde zum Treffen in Rüdesheim

Kofferraum voll mit Wein

Rüdesheim. (sf) „Das ist ein Mercedes 280 SLC von 1978 und den habe ich mir vor zwei Jahren gekauft“, erzählt der 25jährige Emmanuel Emmerl aus Augsburg. Er gehörte zusammen mit seiner im Rheingau nicht unbekannten Beifahrerin, der 22jährigen Amelie Diehl, nicht nur zu den jüngsten Teilnehmern beim Oldtimer-Treffen in der Rüdesheimer Brömserburg, sondern hatte auch sicherlich den weitesten Anfahrtsweg: „Sechs Stunden waren wir von Augsburg hierher unterwegs“. Doch das hatte sich gelohnt: die beiden Weinkenner, von denen Amelie auch Wurzeln im Rheingau hat, dürfen sich als Sieger der Orientierungsfahrt von Biebrich nach Rüdesheim auch über einen ganzen Kofferraum voll edelsten Rheingauer Wein freuen. Das ist nämlich der versprochene Hauptpreis bei dem seit drei Jahren zunehmend beliebten Oldtimer-Treffen des Vereins Rheingau Motor Classics. Wie praktisch, dass der Mercedes 280 dann auch über einen recht großen Kofferraum verfügt: „Da passt was rein!“. Für die beiden anderen Gewinner der Oldtimer-Ausfahrt wurden der Fußraum und das Handschuhfach mit dem Wein gefüllt, der bis zur Siegerehrung stilecht in einem historischen, schön restaurierten R4 der Gastgeberfamilie Heim direkt vor der Rüdesheimer Brömserburg lagerte.

Carrera Bahn

Carolin Arz und Marcelo Ramallo Guillén, Andreas Arz, Bernhard Leimbrock, Vera und Bernhard Jung, Noel Backes, Tobias Heim, Iris und Ralf Heim hatten das dritte Oldtimer-Treffen des Vereins Rheingau Motor Classics in der Rüdesheimer Brömserburg organisiert und freuten sich über die Rekordbeteiligung von 150 „Schätzchen“ und ihren stolzen Besitzern. „Die Idee zur Veranstaltung entstand 2022, wir sind Freunde, die ein gemeinsames Hobby teilen - jeder von uns ist begeisterter Oldtimerfan. Unsere Veranstaltung soll Oldtimerfreunde in einmaligen Locations im Rheingau wie der Brömserburg zusammen bringen!“, erläutert Iris Heim. Sie und ihr Mann hatten auch die große Carrera-Rennbahn mit den ebenfalls im Oldtimerlook gehaltenen kleinen Autos mitgebracht, die während des Treffens im Wehrgang der altehrwürdigen Burg nicht nur kleine Jungs faszinierte.

Tolle Autos

Im Mittelpunkt aber standen natürlich die originellen Originale wie der spektakuläre DeLorean DMC-12 mit Flügeltüren, weltbekannt aus dem Film „Zurück in die Zukunft“, der Buick Riviera mit seinem üppigem Hubraum, Ferraris und ein Ford GT, mehrere Rolls-Royce, ein englischer MG M-Type Midget, ein sportiver Zweisitzer von 1930, der damals 185 Pfund gekostet haben soll und an diesem Tag wohl einer der ältesten Wagen gewesen sein dürfte. Dicht an dicht parkten im romantischen Burghof und der extra gesperrten Straße davor historische Porsche in verschiedenster Ausführung neben britischen Austins und Jaguars oder altehrwürdigen Mercedes, gern auch mal als Cabrio. In der strahlenden Sonne glänzten die Karosserien der schicken Alfa Romeo aus Italien und dazwischen viele kleine Modelle von Fiat oder ein lustiges Käfer-Cabrio. Neben den über 150 stolzen Oldtimerbesitzern und ihren Beifahrern waren auch mindestens noch mal so viele Besucher gekommen, die die kostbaren Schätzchen in der Brömserburg gebührend bewunderten und auch immer wieder fotografierten. Die schicken Autos waren begehrte Fotomodelle und ihre stolzen Besitzer stellten sich auch bereitwillig dazu und erzählten gerne die kuriosesten Geschichten, die jedes einzelne Fahrzeug hier hatte. Die Schätzchen bekamen viele bewundernde Blicke. Auch viele Rheingauer hatten die Gelegenheit ergriffen, hier einmal ihr kostbares Auto der Öffentlichkeit vorzustellen. „Wir hatten über einen Freund erfahren, dass hier dieses Treffen stattfindet und uns war sofort klar, dass wir mit unserem Spitfire dabei sind. In diesem schönen Ambiente ist das einfach ein Traum“, so ein Paar aus Eltville. Die Oldtimer-Besitzer und die vielen staunenden Gäste waren eingeladen, im Burghof unter schattigen Bäumen in geselliger Runde „Benzingespräche“ zu führen, dazu edlen Riesling zu probieren. Passend dazu gab es Musik von Funky Frank und Klaus Göddert, die bis in den Abend hinein die Besucher unterhielten.

Anzahl von Korken und Zündkerzen

Der Feier vorangegangen war aber die Orientierungsfahrt von Biebrich nach Rüdesheim, die mit vielen Aufgaben und Fachwissen rund um die historischen Autos und den Rheingau und seine Sehenswürdigkeiten die Teilnehmer in Atem hielt. Die Strecke führte vom Start am Schloss Biebrich über Schierstein, Kiedrich, Oestrich-Winkel und Johannisberg nach Stephanshausen und dann zum Ziel nach Rüdesheim. Unterwegs mussten die Teilnehmer zum Beispiel anhand von Kotflügel-Fotos erkennen, um welches Fahrzeugmodell es sich handelt oder wissen, dass die Firma Opel ihre Wurzeln in der Herstellung von hat, bevor sie auf Autos umstieg. Eine weitere Herausforderung war es, bestimmte Marken-Logos zu erraten. Außerdem sollte die Anzahl von Korken und Zündkerzen in einem Gefäß geschätzt werden oder Sehenswürdigkeiten in den durchfahrenen Orten anhand von Fotos erkennen: das Rathaus in Schierstein, einen Bildstock in Kiedrich, die Alte Schule in Stephanshausen und den Spätlesereiter in Johannisberg.

Wein im Handschuhfach

Auf jeden Fall lernten auch Ortsfremde so den Rheingau richtig kennen wie das Siegerpaar Emmerich Emmerl und Amelie Diehl. Er war noch nie im Rheingau, doch seine Beifahrerin hat zum Glück Verwandtschaft im Rheingau und punktete mit ihren Kenntnissen zur Region. Neben dem Paar aus Augsburg lagen auch der 2. Sieger, Markus Neunzerling aus Jossgrund bei Gelnhausen mit einem Volvo 164 und der Drittplatzierte Axel Mertens aus Weilrod bei Bad Homburg mit einem Porsche 911SC ganz weit vorne und durften sich über den Fußraum voll Wein und den Wein im Handschuhfach freuen.

Rekordbeteiligung

Nicht nur, dass mit 150 Teilnehmer im dritten Jahr des Oldtimer-Treffens eine Rekordbeteiligung erreicht wurde, freute die Gastgeber riesig. Vor allem auch, dass diesmal „erstaunlich viele junge Leute dabei waren“, hoben die Veranstalter hervor. Einige hätten wegen der Ausfahrt sogar im Rheingau übernachtet. Andere wiederum wollten gar nicht an der Suchfahrt teilnehmen und wären mit ihren Schätzchen einfach nur so zum Treffen in die Brömserburg gekommen. Die automobile Technik, die es hier zu bewundern gab, fasziniert alle, ob groß oder klein, alt oder jung. Unzählige Stunden Arbeit stecken in den liebevoll bis ins Detail restaurierten Autos und die Liebe zu den Oldtimern verband über Generationen hinweg.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 27.06.2024.

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