Quo vadis Riesling?

28.12.2005

Ulrich Allendorf und Josef Schönleber
Ulrich Allendorf und Josef Schönleber

Verdrängen die Rotwein-Klassiker König Riesling aus dem Rheingau?

Die Weinwirtschaft Europas und damit auch die des Rheingaus wird in den nächsten Jahrzehnten aufgrund der klimatischen Veränderungen einem grundlegenden Wandel unterworfen sein. Die Anbaugebiete klassischer Rotweinsorten wie Cabernet Sauvignon oder Merlot haben sich innerhalb der letzten 25 Jahre um rund 500 Kilometer nach Norden verlagert. Im gleichen Zeitraum hat sich der Anteil der roten Rebsorten in Deutschland von 11,4 Prozent auf 36 Prozent mehr als verdreifacht.

Diese Tendenz verfolgt Ulrich Allendorf schon seit Jahren mit großem Interesse. Bereits seit 1981 wird auf seinem Weingut, dem Georgshof in Oestrich-Winkel, Rotwein produziert. Der Weinbau-Ingenieur betreibt gemeinsam mit seiner Schwester Christel Schönleber und deren Mann Josef den mit über 60 ha größten privat geführten Weinbau-Betrieb im Rheingau. Große Weitsicht und die Berücksichtigung unterschiedlichster Einflussfaktoren bei der Planung und Anlage neuer Weinberge hat im Weingut Allendorf eine lange Tradition und hat mit zum Erfolg des Familienbetriebes beigetragen. Seit einigen Jahren beeinflusst die Klimaveränderung aber immer mehr die strategischen Entscheidungen. Der Klimawandel macht sich schon heute nicht nur durch erhöhte Jahresduchschnitts-Temperaturen bemerkbar. Auch ein früherer Austrieb der Reben und ein nach vorne verschobener Erntebeginn sind deutliche Anzeichen für klimatische Veränderungen.

Bereits heute stellt sich daher für Allendorf die Frage, wie der klassische Rheingauer Riesling mit seiner filigranen Säure- und Fruchtsüße-Struktur weiterhin produziert werden kann. Denn die typischen Charakteristika entwickelt der Riesling nur in relativ kühler Umgebung. Bewahrheiten sich die Hochrechnungen der Klimaforscher, so wird sich der Riesling im Laufe des 21. Jahrhunderts bis nach Norddeutschland ausdehnen. Vor gar nicht allzu langer Zeit galt der 50ste Breitengrad, der durch Mainz verläuft, als die nördlichste Grenze für den Weinanbau.

"Nur vorausschauende und experimentierfreudige Winzer werden zukünftig exzellente Weine im Rheingau erzeugen. König Riesling wird aber auch auf absehbare Zeit die identitätsstiftende Rebsorte unserer Gegend bleiben. Sicher wird die Burgunder Rebe sich weiter im Rheingau ausdehnen. Cabernet Sauvignon, Merlot oder vielleicht sogar der Syrah werden wohl eher die Ausnahme bleiben", so Allendorf.

Ein Bericht von Lydia Malethon & Joachim Piszczan, PR Profitable vom 28.12.2005.

https://www.allendorf.de

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