Dienstag 16.9.2014, 19:30 Uhr. Vorabend Hildegardistag. Wallfahrtskirche Eibingen.
Hildegard von Bingen gehört zu den herausragenden Gestalten des europäischen Mittelalters. Die Äbtissin und benediktinische Ordensfrau, Zeitgenossin Friedrich Barbarossas, Abaelards und Bernhards von Clairvaux, überwand tradierte Wissens- und Rollengrenzen, um ein zeitloses Lebenswerk zu schaffen.
2012 kanonisiert und zur Kirchenlehrerin erhoben, besitzen ihr Leben und Werk seit neun Jahrhunderten Strahlkraft über Konfessionen, Kulturen und Kontinente hinweg.
Ordo Virtutum - Ein Kreis der Kraft
Bingensis' Singspiel von 1152 erzählt von der menschlichen Seele zwischen Kraft und Versuchung. Virtus, Tugend, Taugen, für das Mittelalter zentral, verbindet sich darin mit dem Begriff vis, Lebenskraft. Als viriditas, Grünkraft, ist sie in Bingensis Werk von zentraler Bedeutung. Der rahmengebende Begriff ordo beschreibt, dem griechischen 'Kosmos' vergleichbar, die Ordnung der Welt, ihrer Elemente und Menschengemeinschaft. Im zeitlichen Kontext beschreibt er Orden und Ordnungen der Mönche, Ritter und königlichen Gefolgschaften, situativ sowohl Tanz- als auch Schlachtordnungen.
Trägerschaft: Collegium Ludi - Spielgemeinschaft
Seit 2002 sind wir Spielgemeinschaft zu Leben und Werk der Hildegard von Bingen.
Unsere Wurzeln liegen im historischen Mysterienspiel. Stets von städtischen Gilden und bäuerlichen Gemeinschaften produziert und getragen, häufig basierend auf Gelübden oder Versprechen, sind sie Ausdruck geschwisterlichen, stände- und professionenübergreifenden Miteinanders.
Im Geiste der 'Humilitas' - Ein Ordo mit 'Bodenhaftung'
In neuen Kooperationen übertragen wir den spezifischen Ansatz unserer Spieltradition in die Hildegardmusik, basierend auf den zwölfjährigen Erfahrungen der Spielgemeinschaft und begleitenden Forschungen zur Musikgeschichte und vergleichenden Kulturwissenschaft. Gemeinsam mit Isabella Mischok-Schenk und Schülerinnen, Presberg, und der Akademie für Indischen Tanz, Frankfurt, setzen wir Hildegard von Bingens Singspiel szenisch um. Tanzsequenzen aus Ballett und Bharatanatyam erläutern Hildegards Sicht der Tugenden als Kräfte der menschlichen Seele. Im Sinne der von Hildegard beschriebenen 'Symphonia' und 'Humilitas' verstehen wir unser Spiel als tiefgreifende, doch bodenständige geistige Übung und Gemeinschaftsaufgabe im Zusammenspiel von Gesang und Tanz, Szene und Publikum. Am liturgischen Ort von Schrein und Wallfahrtskirche interpretiert die Spielgemeinschaft auf Lehrerinnen, Schülerinnen und erfahrenen Darstellenden den Ordo Virtutum als gemeinsamen Weg. Entsprechend Hildegards spiritueller Intention für den eigenen Konvent als Gemeinschaft in der benediktinischen Liturgie geübter Ordensfrauen, interpretieren Laiensängerinnen aus den Rheingauer Gemeinden die einzigartige Komposition.
Als Werkprobe und Wegbeginn öffnet unsere Werkstattaufführung 2014 den Projektbogen zum Jubiläum '1165 bis 2015 - 850 Jahre Hildegard von Bingen am Klosterort Eibingen'.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und danken herzlich für die redaktionelle Bearbeitung und Beachtung!
Der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten.
Spielleitung (Textarbeit - Dramaturgie - Regie - Produktion) - Bettina Gies
Musikalische Leitung - Isabella Mischok-Schenk
Choreographie - Bharathi Avireddy
