Seniorpartner
21.08.2015
Mit beruflichem Fachwissen weltweit Menschen helfen
Der Rheingauer Destillateurmeister und Getränkeingenieur Heinz Laber gibt sein Fachwissen als Senior Experte auf der ganzen Welt weiter
Rheingau. (sf) Auf der ganzen Welt kennt man ihn: in Russland, Indien, China, Griechenland und Mexico hat Heinz Laber vielen Menschen mit seinem beruflichen Fachwissen zu einer neuen Existenz verholfen.
Der Rheingauer Destillateurmeister und Getränkeingenieur Heinz Laber, der viele Jahre bei Asbach arbeitete, stellt sein fundiertes Wissen auch nach der Pensionierung noch weltweit im Rahmen von Einsätzen für den "Senior Experten Service Bonn" (SES) zur Verfügung. SES ist eine Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit und eine gemeinnützige Gesellschaft. 2014 war das bislang erfolgreichste Jahr seiner Geschichte, rund 4200 Einsätze können in Deutschland und im Ausland verzeichnet werden, trotz zum Teil sehr schwieriger Bedingungen in einigen Ländern. Die Nachfrage nach Unterstützung durch Senior Expertinnen und Experten ist anhaltend groß, und auch das Expertenregister mit inzwischen fast 12.000 Personen bildet eine gute Basis um die Arbeit erfolgreich fortzusetzen.Weit in die Welt hinaus führen ihn seine Reisen und überall kann der Rheingauer mit seinem fundiertem Wissen helfen, das der ehemalige Leiter der Forschung und Entwicklung und der Qualitätssicherung bei Asbach vor allem auch in verarmten Regionen weitergibt und damit hilft, neue Lebensperspektiven zu finden. Das Wissen um die Destillation, die Herstellung von alkoholischen Getränken aus natürlichen Rohstoffen, um den Wein und den Landbau, machen ihn zu einem gefragten Spezialisten in der Welt. Heinz Laber war in Griechenland, Weißrussland, Chile, Brasilien, Mexiko, Westbengalen, Mizoram und China und das nicht nur einmal. Oftmals sind es ideale Vorstellungen vom Markt, die mit den Ideen der Auftraggeber nicht realisiert werden können.
So kam er zum Beispiel nach Weißrussland nach Kobrin, wo man Wodka produzieren wollte und seine Hilfe suchte: "Ich kam in Minsk mit dem Flugzeug an, wo man mich mit einem alten VW abholte und in einem Schlafsaal an der Landwirtschaftsschule mit zwölf Betten unterbrachte. Zu diesem Zeitpunkt waren Ferien, so war nur ich mit einer Frau am Eingang in dem ganzen großen Gebäude. In dem Gebäude der ehemaligen Synagoge von Kobrin war zur kommunistischen Zeit eine Brauerei tätig. Dort produzierte eine ältere korpulente Frau aus Brotresten Quass, dieses Getränk wurde in einem Tank zum Marktplatz gefahren und an die Kunden zum sofortigen Verzehr aus mitgebrachten Krügen verkauft. In dem Gebäude sollte jetzt Wodka gemacht werden. Dabei sah es hier aus wie Sodom und Gomorrha. Nur ein großer Kochkessel, ein paar Schläuche und sonst nichts", erzählt der Johannisberger.
In Griechenland war er bei Dr. Tzantali in Agios Pavlos/Chalkidiki und half dort den in kleinen Dorfbrennereien erzeugten Traubenbrand "Tsipouro" in größeren Destilliergeräten herzustellen und entwickelte dort neue Anlagen. Und auch in Chile konnte der Rheingauer mit seinem beruflichen Wissen im Rentenalter helfen: Die in Chillan, rund 400 Kilometer von der Hauptstadt Santiago de Chile am gleichnamigen Vulkan gelegene Brennerei und Obstverarbeitung gehörte dem ehemaligen Deutschen Paulmann. "Das Arbeitsgebiet war sehr interessant, zuerst wurde das Büro mit moderner Technik ausgestattet und ich hatte mich in die dortigen Produkte eingearbeitet. Wir haben täglich bis zu sechs Lastzüge Williams Birnen eingemaischt und zu Brand verarbeitet. In den Indianerschutzgebieten hatten wir diese Lizenz, die dortigen wild wachsenden Kirschen aufzukaufen und bei uns weiter zu verarbeiten, das heißt in Kirschwasser einzulegen für die Süßwarenindustrie. Eine bekannte Schwarzwälder Edelobstbrennerei ließ von uns Flaschen mit eingewachsenen Birnen konfektionieren, was mit einem sehr hohen Arbeitsaufwand verbunden war. In den Obstplantagen hingen überall Flaschen an Obstbäumen mit den Birnen zum einwachsen, was zu 60 Prozent auch gelang. Ich fuhr auch mit den Mitarbeitern in das Land, sammelte Kräuter zum destillieren und aus dem Destillat dann Liköre und Branntweine zu erzeugen", erzählt der umtriebige Rentner.
Auch in China war der Rheingauer Destillateurmeister schon mehrfach tätig: Hier gab es eine Einladung der Forst- und Landwirtschaftsschule von Ganzu, die verschiedene Projekte zur Herstellung von Rosenöl durchführt und Heinz Laber zum Besuch von Brennereien einlud, die unter anderem Moutai ("Ein fürchterlicher Leberkiller") brennen. "Entlang der Wüste Gobi ging es wieder nach Lanzhou, der Hauptstadt von der Provinz Ganzu. Von da ging es über Buckelpisten ins Land, dort musste ich vor über 100 Rosenbauern einen Lehrvortrag über Rosen, Blütenernte und Bearbeitung zur Öl-Destillation halten". In Suichuan in Ji 'an besuchte der Rheingauer Senior-Experte eine Reisweinkellerei mit angeschlossener Destillation. "Dieses Gebiet ist bekannt für seine Mini-Orangen, Kumquat genannt, hieraus sollte ich Wein, Brand und Likör entwickeln. Die Ernte der Früchte ist zeitraubend und mit Klettern in den Hügeln verbunden, auch das Verarbeiten der Früchte erfordert viel Handarbeit. Nichtsdestotrotz habe ich damals ein Produkt geschaffen, das viel Anklang gefunden hat und auch fleißig konsumiert wurde. Die Aromagewinnung aus den Schalen war erfolgreich, aber das entsprechende Destillationsgefäß entsprach nicht den Gegebenheiten dafür", erzählt Heinz Laber. Der Experte fertigte kurzerhand eine Skizze an, wie so ein Gerät aussehen und arbeiten müsste. "Bei einem zweiten Besuch in der Firma war bereits aus der Skizze ein Gerät gefertigt worden, das allen unseren Ansprüchen gerecht wurde, auch der Dampfverbrauch war um die Hälfte reduziert", erinnert er sich. Ebenfalls in China unternahm der Rheingauer auf der Halbinsel Shandong eine Vortragsreise zum Thema "Vom Wein zum Brandy" und referierte auch an Instituten der Universität QiLu, das ist der Name der Universität von Shandong, wo 30.000 Studenten ausgebildet werden. "Das Interesse der Professoren und Studenten war enorm, man hatte ein Programm zum Besuch von verschiedenen Weinkellereien in diesem drittgrößten Weinbaugebiet von China vorbereitet. Man kann sich kaum vorstellen, mit welcher Liebe der Wein gepflegt wird und wie sich die Weingüter präsentieren. Neben den alten fand man vor allem junge, engagierte, gut ausgebildete Fachleute", so Heinz Laber. Schon jetzt liegt ihm eine neue Anfrage über den SES für eine Vortragsreise in der Provinz Liaoning vor.
Um Zuckerrohrschnaps drehte sich ein Problem, das Heinz Laber nach Brasilien nach Anhanvadavo, eine kleine Stadt, die erst seit 80 Jahren besteht, führte: " Mein Auftraggeber hatte ein größeres Areal für seinen Schwiegersohn als Weide für seine Pferde gekauft, darauf befand sich aber eine kleine Rumbrennerei. Um dort weiter Cacacha herzustellen, brauchte er meinen Rat. Vom Vorgänger fand ich noch ein paar alte Holzfässer mit Rum, wer weiß welchen Alters, aber von ausgezeichneter Qualität. Wir besuchten einige Zuckerfabriken, um Melasse für die Rumherstellung kaufen zu können. Es war gerade die Erntezeit und es war sehr beeindruckend zu sehen, wie so eine Zuckerfabrik läuft und über 140 Lastzüge mit Zuckerrohr beladen anstehen, um verarbeitet zu werden. Diese Fabriken sind autark, denn sie verbrauchen das ausgequetschte Zuckerrohr zur Dampf- und Stromerzeugung. Auch dieser Auftraggeber musste die Erfahrung machen, dass ausgelieferte Ware ohne gesicherte Bezahlung weg ist. Nachdem sein Schwiegersohn, der Zahnarzt war, Richtung Urwald versetzt wurde, hatte er die Brennerei samt Grundstück wieder verkauft".
Ein besonders hilfreiches Projekt konnte Heinz Laber in Westbengalen, einem Teil Indiens, realisieren. Das Social Institut for international Development (ESOC) in Kalkutta, eine Unterorganisation der UNO, kümmert sich hier um die Probleme der armen Leute. Im asiatischen Raum gibt es ein großes Problem mit Mund- und Rachenkrebs, hervorgerufen durch das Kauen von Betelblättern zusammen mit Betelnüssen. Die Betelgärten sind ein Tempel der Göttin Kira, man darf diese Gärten nur ohne Schuhe betreten. Da für Betelbauern ihr Anbau die einzige Einnahme ist, sollte Heinz Laber eine alternative Verwendung der Betelblätter finden. "Weil die Betelblätter für sich alleine auch als medizinisch wertvoll angesehen werden, habe ich ein Konzept für die Verwertung und Verwendung entworfen. Dazu war es notwendig, die Betelbauern zu besuchen und Aufzeichnungen zu machen. Leider schläft jetzt das Projekt aufgrund eines politischen Wechsels.".
In Mizoram hatte der Johannisberger auf Einladung des ehemaligen Landwirtschaftsministers in den Bergen zwei Weinbau-Genossenschaften besucht, unter anderem in Champai, und den Weinbauern hier praktisch gezeigt, wie man Reben richtig behandelt. In Mexiko war Heinz Laber zu Gast in Tequila und besuchte auch Tequilarias. "Meine eigentliche Aufgabe war es aber, die Entwicklung von Cream-Likören zu begleiten. Die an einem Institut gemachten Versuche zur Herstellung solcher Produkte waren nicht besonders erfolgreich, da grundlegende Fehler gemacht wurden. Ich wohnte in Sahuayo, einer 100.000 Einwohner-Stadt, direkt an der Plaza und der großen Kirche", so Heinz Laber. Ein erneuter Aufenthalt in Mexiko führte den Senior Experten in den Canyon Agua Blanca, Jungapeo. Diesmal sollte Heinz Laber helfen, aus Guava-Früchten Wein und Branntwein herzustellen: "Man hatte auf diesem Gebiet null Ahnung, Gerätschaften waren nicht vorhanden, so mussten wir alles erst besorgen. In Cobre de Santa Clara, dem Kupferschmiededorf, fanden wir eine kleine kupferne Destillierblase mit einem Rauminhalt von 15 Litern, die wir sofort mitnahmen. Glasgeräte konnten wir in Mexico City erhalten, das übrigens in einer Höhe von 2200 m liegt, die spürt man, wenn man in der U-Bahn die Treppen nach oben steigt. Der Manager des Ressorts war ein sehr guter Schüler und wir produzierten Wein, der auch gut schmeckte, und stellten daraus mithilfe unserer kleinen Blase im zweiten Destillationsvorgang einen Guavenbrand her. Unvergesslich war das Ressort, auf 1200 Metern Höhe gelegen, eine einmalige Landschaft mit vier Wasserfällen", weiß Heinz Laber auch die landschaftlichen Reize seiner aufregenden Reisen zu schätzen. Schon bald soll es für den Johannisberger wieder nach Mexiko gehen, um bei der Herstellung von Rum und anderen Spirituosen Hilfestellung zu geben.
"Es würde ein Buch füllen, würde ich ausführlicher über meine Erlebnisse berichten", sagt der Rheingauer. Bei seinen Reisen habe er auch immer wieder beeindruckende Kulturen ganz nah kennen gelernt. Und unzählige Fotos hat Heinz Laber von seinen Reisen mitgebracht, die er auch schon im Rheingau bei Vorträgen zeigte. " Am Anfang hab ich noch analog fotografiert, als dann das Digitale kam, habe ich eine neue Kamera gekauft und noch weiter modernisiert mit einem Supercamcorder. Am Ende war die Ausbeute rund 2000 Fotos und über 100 Filmsequenzen pro Einsatz", erzählt er.
Und damit noch nicht genug, auch hier in seiner Heimat engagiert sich der Pensionär ehrenamtlich und ist rege tätig als Gästebegleiter im Rheingau-Taunus und als Wein - und Kulturbotschafter im Forum Wein und Gesundheit. Über Langeweile kann der 77jährige also nicht klagen und hat immer hochinteressante Geschichten zu erzählen. "Das alles hält mich geistig und körperlich fit, ich möchte die Tätigkeiten nicht missen", so Heinz Laber.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 21.08.2015.
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