Neues Wanderwegkonzept

21.10.2015

Wer weiß heute noch, dass im Wingert Feldsalat wächst?

Wanderwege vom Rhein zum Wein

Landschaftsarchitekt Bodewig stellte Bachelor-Arbeit mit neuem Wanderweg-Konzept beim Verein "Erbacher für Erbach" vor.

Erbach. (sf) "Vom Rhein zum Wein" war das Thema der gelungen umgesetzten Dorferneuerung in Erbach. In den Jahren 2002 bis 2013 wurde die Entwicklung Erbachs in diesem Sinn konstruktiv voran getrieben und maßgeblichen Anteil daran hatten auch die Bürger selbst. Aus diesem Engagement hat sich direkt nach der Dorferneuerung der Verein "Erbacher für Erbach" gebildet, der den Gemeinschaftssinn für die Ortsverschönerung stärken und Erbach durch einzelne Projekte Stück für Stück weiter verschönern und beleben will. Ein neues Projekt des Vereines ist die Erstellung eines neuen Wanderwegkonzeptes, das vor allem auch die direkte Umgebung von Erbach und seiner Gemarkung aktiv erlebbar macht und das für Gäste und Einheimische, für Erwachsene, Jugendliche und Kinder gleichermaßen.

An die Seite geholt hat sich der Verein dafür mit Prof. Grit Hottenträger eine Dozentin der Hochschule Geisenheim, die auch schon bei anderen Projekten der Dorferneuerung mit Rat und Tat zur Seite stand. Einer ihrer Studenten, Fabian Bodewig, hat im Rahmen seiner Bachelorthesis verschiedene Rundwege als neue Wanderwege in Erbach konzipiert. "Aufgabe war es, sowohl die Bewohner von Erbach wie auch Touristen mit der Attraktivität der Wanderwege anzusprechen", erklärte der Student der Landschaftsarchitektur. Der 25jährige Fabian Bodewig ist in Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen geboren und aufgewachsen. 2011 zog er dann nach Geisenheim und begann sein Studium in der Fachrichtung Landschaftsarchitektur, das er jetzt mit seiner Bachelorthesis über die Entwicklung eines Wanderroutenkonzeptes für Erbach abgeschlossen hat.
Diese Thesis stellte er am in Erbach den Vereinsmitgliedern vor und erläuterte die verschiedenen Möglichkeiten für attraktive Ideen zur Ausweisung von Panoramawegen in und um Erbach. "Die hier vorgestellten Wege sollen nach Möglichkeit barrierefrei sein, Aufenthaltsplätze und schöne Blickbeziehungen in die Umgebung bieten", erläuterte der junge Referent. Viele seine innovativen Ideen wie QR-Code für verschiedene Pflanzen, Sehenswürdigkeiten und Ausblicke auf den Wegen zu installieren, fanden bei dem Verein Erbacher für Erbach sofort Gefallen und werden wegen der einfachen Umsetzung sicherlich auch realisiert werden können.
Drei Wanderouten hat Fabian Bodewig in seiner Thesis ausgewiesen und dabei nach Aspekten wie Qualität der Wege, also Belag und Barrierefreiheit, kleinklimatische Aspekte wie Beschattung, die Aussicht, das Landschaftsbild, angebotene Funktionen und Naturnähe bewertet. Zu jedem der Wege hat der angehende Landschaftsarchitekt einen eigenen Plan gemacht. Außerdem hat er sich intensiv mit verschiedenen markanten Punkten der Wanderwege beschäftig wie Rastplätze, die als besonderer Blickfang Beete mit einheimischen Pflanzen, Sträuchern und Gehölzen bekommen könnten. Neben einem großen Rundwanderweg von 3,65 km Länge beinhaltet das Konzept Bodewigs einen kleinen Wanderweg von 1,75 Kilometer Länge und die An- und Einbindung des neuen Eltviller Klosterweges : "Von Erbach aus gibt es eine alte Wegverbindung zum Kloster Eberbach und dem Eltviller Klosterweg. Dieser Weg wurde früher von einer Allee aus Walnussbäumen gesäumt, welche wieder aufgepflanzt werden sollen", erläuterte Fabian Bodewig und wies auf den schon vorhandenen Plan "Projekt Klosterweg" hin. Die Möglichkeit, den Klosterweg mit in das neue Wanderkonzept von Erbach aufzunehmen, fand ebenfalls beim Vortrag großen Anklang. Eine Besonderheit könnte der Aussichtsplatz Pfingsthäuschen werden: das bereits in die Jahre gekommene Weinbergshäuschen könnte eine Wiederbelebung und Wertsteigerung durch die Flurbereinigungsmaßnahme bekommen. Bodewig schlägt vor, das Pfingsthäuschen zu sanieren und mit einem modernen, ansprechendem Design eine neue Landmarke zu setzen. "Schön wäre, durch eine besondere Ausstattung das Pfingsthäuschen zu einem Alleinstellungsmerkmal mit Wiederkennungswert zu machen", betonte Bodewig. Auch die Freiflächen rund um das Häuschen solle man sinnvoll nutzen und mit einem einfachen Pflegekonzept zum Beispiel einen einheimischen Kräutergarten anlegen, der Möglichkeiten bietet, die Weinbergsflora wie Weinbergsgelbstern, Weinbergslauch, Ackerkerbel, Wildtulpe, Traubenhyazinthe oder Küchenkräuter kennen zu lernen. Auch von dieser Idee waren die Vereinsmitglieder begeistert: "Wer weiß heute noch, dass im Wingert Feldsalat wächst?". Aus den Reihen war jetzt schon die Bereitschaft zur Übernahme von Pflegepatenschaften zu vernehmen. Der zentrale Ratsplatz könnte nach seiner Umgestaltung auch als Festplatz mit Ausblick genutzt werden, so wäre ein Fest "Pfingsten am Pfingsthäuschen" eine Möglichkeit.
"Wir wollen alle diese Vorschläge auf jeden Fall eingehend prüfen und mit den heimischen Winzern, der Flurbereinigung und anderen Gremien wie dem Ortsbeirat besprechen. Für die Umsetzung der Maßnahmen würden wir auch gerne wieder die Möglichkeit der Unterstützung aus dem Leaderprogramm in Augenschein nehmen. Entsprechende Anträge müssten dann gemeinsam mit allen gestellt werden", so Bärbel Kremer-Kohl vom Verein "Erbacher für Erbach".

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 21.10.2015.

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