Der Glöckner von Notre Dame

04.11.2015

Der Glöckner von Notre Dame

Rheingauschule-Theater AG Perpetia präsentiert ab Freitag neues Stück zusammen mit der Musik-AG

Geisenheim. (sf) Fassenacht in Paris: Ausgelassen und bunt verkleidet tanzten die Menschen durch die Straßen, unter ihnen auch und auch Quasimodo, der Glöckner der berühmten Kirche Notre Dame, der die Kirche noch nie verlassen hat.

Er kann dem Trubel des Volkes aber nicht widerstehen und hat trotz seiner Handicaps eines verkrüppelten Rückens und seiner Taubheit an diesem Narrentag seinen Spaß. Er tanzt ausgelassen mit den Feiernden und wird schließlich sogar zum Narrenkönig gekrönt und singend durch die Straßen geführt.
Das bekannte Stück "Der Glöckner von Notre Dame" von Victor Hugo ist das neue Projekt der Theatergruppe Perpetia der Rheingauschule. Zusammen mit der Musik-AG ist in den letzten Wochen ein sehenswertes Musiktheater entstanden, das man Freitag, den 6. November in der altehrwürdigen Aula des ältesten Gymnasiums des Rheingau Premiere hat. Hochmotiviert proben die Schüler und Musiker unter der mittlerweile sehr bewährten Regie von Marvin Kilian, der hier selbst einst als Schüler Theater spielte, seit Monaten für den großen Tag.

"Nachdem demokratisch das Stück ausgewählt wurde, begannen die Arbeiten daran: Zuerst musste der Text für die Gruppe geschrieben werden, anschließend wurden die Rollen verteilt, die Charaktere erschaffen, sie wurden mit Kostümen ausgerüstet, die deren Eigenschaften unterstreichen sollen. Für sie wurde ein Bühnenbild erschaffen, in dem sie zum Leben erwachen können, es wurde Musik ausgewählt, die in das Stück passt, und es vergingen unzählige anstrengende, nervenzehrende, aber gleichzeitig lustige und tolle Proben, um dieses Stück auf die Beine zu stellen Insgesamt haben wir ein Jahr daran gearbeitet, es überarbeitet und verändert, doch am Ende steht dieses, unserer Meinung nach großartige Stück", so die jungen Schauspieler. Unter ihnen sind viele "Wiederholungstäter", die schon bei den letzten Aufführungen mit viel Engagement und Spaß dabei waren. Aber auch neue Schauspieler haben in die Gruppe gefunden, betreut von Studienrat Timo Schweigert, dem für die Theater-AG zuständigen Lehrer.

Außerordentlich gut habe auch die Zusammenarbeit mit den Musikern unter der Leitung von Michael Bibo geklappt: Maria Moussong, Lotte Linsenmeier und Anna Popp singen zur Musik von Katharina Moos am Piano, Tabea Steiner am Bass, Jana Luidl an der Querflöte, Max Mohr am Keyboard und Lennart Rau am Schlagzeug sieben zum Stück passend ausgesuchte Lieder wie "Like a prayer" von Madonna, aber auch "Someday" oder "Gloria".

Zu dieser Musik trifft Narrenkönig Quasimondo (Gespielt von Mathias Fuchs) auf seinem Weg auf interessante Charaktere, wie den erfolglosen Theaterregisseur Mette Gringoire (Gabriel Herrmann) oder einer Gruppe Zigeuner, zu denen auch die Esmeralda (Saskia Scherf) gehört, die mit ihrer Ziege Djali für das Volk tanzt. Quasimodo verliebt sich in sie, doch auch sein Ziehvater, Bischof Claude Frollo (Luise Demuth) hat ein Auge auf das Mädchen geworfen, wodurch er mit sich selbst und seinem Amt in Konflikt gerät.

Gemeinsam lauern sie ihr eines Tages auf, doch die Wache von Hauptmann Phöbus (Nadja Lippert) greift rettend ein. Esmeralda verliebt sich sofort in ihren Retter, der auch ihr nicht abgeneigt ist, vorher aber seine Beziehung zur Adligen Fleur (Miriam Korn) klären muss. Andernorts haben auch Gloria (Nora Schwedler) und Madeleine (Medea Brand) ein Auge auf den Hauptmann geworfen und buhlen um seine Aufmerksamkeit, worauf ihre Freundschaft leidet. Auch Veronique (Hana Fetahovic), Madeleines Schwester, bringt die beiden nicht zur Vernunft.
Dabei hat der Hauptmann nur wenig Zeit, muss er doch für König Ludwig (Nora Schwedler) ständig das Volk vor den Zigeunern rund um deren Hauptmann Clopin (Daphne Gerhmann) beschützen und hin und wieder jemanden hängen, was dem verbitterten Trillerblümchen (Lisa Kusiak) gefällt, da sie damals ihr Kind an die Zigeuner verloren hat. Währenddessen schlägt sich Jean (Alyssa Seidel), der Bruder des Bischofs, irgendwie durchs Leben und stellt dabei jede Menge Blödsinn an.
"Der Glöckner von Notre Dame erzählt davon, wie sich diese Charaktere treffen, beeinflussen und manipulieren. Unser Musiktheater beleuchte ihre Aufstiege und Untergänge", erläuterten die Schüler.

Eingehend haben sie sich auch mit dem Leben und Werk des Verfasser von "Glöckner von Notre Dame" beschäftigt: "1802 wurde Victor Hugo als Sohn eines napoleonischen Generals geboren. Als Kind begleitet er seinen Vater auf militärischen Unternehmungen. Er missbilligte den Krieg, war aber von der Person Napoleon, den er persönlich im Alter von sieben Jahren traf, angetan. Mit dessen Sturz musste Hugo ins Berufsleben eintreten, um die Familie finanziell unterstützen zu können. Nach einem abgeschlossenen Literaturstudium gründete er deshalb verschiedene Zeitungen. 1831 erschien mit "Notre Dame de Paris", wie "der Glöckner von Notre Dame" im Original heißt, sein bis heute berühmtestes Werk, in welchem er soziale Anliegen mit spannender Geschichte verwebt. Nach seiner Aufnahme in die Academie francaise 1841 und einer überstandenen, fast zehnjährigen Schreibblockade nach dem Tod seiner Tochter, erschien sein .zweiter legendärer Roman, "Les Misdrables", zu Deutsch "Die Elenden", welcher mehr durch Theater-, Musical- und Filmadaptionen als durch die Literaturvorlage bekannt ist. In diesem und folgenden Geschichten zeigt sich Hugos Verbundenheit zu den unteren Schichten. Einige dieser Werke erschienen während seines Exils, welches ihm von Napoleon II. nach Meinungsverschiedenheiten auferlegt wurde. Erst 1870, nach Ausruf der Republik, konnte Hugo nach Paris zurückkehren, wo er 1885 verstarb. Seine Beerdigungszeremonie fand auf dem Place de lEtoile, im Schatten des Arc de Triomphe statt, beerdigt wurde er im Pantheon. Victor Hugo gilt als einer der größten Schriftsteller Frankreichs und seine Werke haben bis heute nichts an Bedeutung verloren. Genau das wollen auch wir in unseren Aufführungen am 6., 9. und 10. November beweisen", so die Rheingauschüler.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 04.11.2015.

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