Kaum noch Wasser im Rhein

11.11.2015

Niedrigwasser bereitet Fährverkehr Sorgen

In Oestrich-Winkel ist jetzt die Flachwassserfähre aus Lorch im Einsatz

Oestrich-Winkel. (sf) Das Niedrigwasser des Rheins beeinträchtigt bereits seit Tagen die Schifffahrt. Binnenschiffer können nicht mehr die volle Ladung aufnehmen. Grund dafür ist unter anderem der zu trockene Oktober.

Nur noch 74 Zentimeter Wassertiefe wird derzeit aktuell an der offiziellen Pegelstelle in Oestrich-Winkel an der Fähre gemessen. Das Niedrigwasser in diesem November macht Schlagzeilen und bereitet vor allem auch dem Fährbertrieb im Rheingau Sorgen. In Lorch wurde der Fährverkehr bereits eingestellt und das, obwohl dort wegen eines großen Felsen im Bereich der Fährzufahrt ein extra für diese Strecke gebaute Flachwasserfähre eingesetzt ist. Diese Fähre hat nur einen Tiefgang von 40 Zentimeter und kann trotz des niedrigen Wasserstandes in Lorch nach wochenlangem Ausbleiben von Regen nicht mehr eingesetzt werden. Am vergangenen Samstag fuhr die Fähre zwischen Lorch und Niederheimbach zum letzten Mal und die Nachricht, das wegen des anhaltenden Niedrigwassers des Rheins eine Autofähre zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz den Betrieb einstellen muss, schaffte es deutschlandweit in alle Nachrichten. Auch die Wasserschutzpolizei Rüdesheim hatte offiziell mitgeteilt, dass der Betreiber den Übersetzverkehr bis auf weiteres einstellt, die Autofahrer mit den Fähren Bacharach/Kaub, Rüdesheim/Bingen und Oestrich-Winkel/Ingelheim aber weiterhin übersetzen könnten.

In Oestrich-Winkel ist das auf längere Sicht allerdings nur möglich, weil hier jetzt die Lorcher Flachwasserfähre eingesetzt wird. "Unsere eigene Fähre hat rund einen Meter Tiefgang. Durch das Niedrigwasser ist es mittlerweile für uns sehr schwierig an den beiden großen Sandbänken in der Winkeler Bucht zu fahren. Wir müssen hier seit Tagen schon besonders langsam und vorsichtig fahren und strapazieren das Material unserer Fähre, denn immer wieder kommen wir mit dem Grund in Berührung. Das hat zwar keinen Nachteil für unsere Kunden und ist auch nicht gefährlich, schadet auf Dauer aber der Fähre", erklärt der Fährbertreiber Michael Maul. Er hat in diesem Tagen alle Hände voll zu tun, er ist nicht nur ein gefragter Interviewpartner für Fernseh-, Funk- und Zeitung-Journalisten. Er muss auch seit Sonntag den Einsatz der zweiten Niedrigwasserfähre organisieren. Nachdem der Fährbetrieb Schnaas in Lorch eingestellt wurde, hat Familie Schnaas ihre Fähre nach Oestrich-Winkel gebracht, wo Familie Maul sie angemietet hat. "Am Sonntag haben wir es zum ersten Mal ausprobiert, seit Montag ist die Flachwasserfähre nun in Betrieb", erzählt Michael Maul. Für die Kunden sei das zunächst sogar von Vorteil, weil ja jetzt gerade aktuell sogar zwei Fähren fahren, doch Michael Maul rechnet täglich damit, dass die große, eigene Fähre nicht mehr fahren kann und dann wird es kritisch: "Auf unserer eigenen Fähre können wir 32 Autos laden, die Flachwasserfähre hat nur Platz für 21 Fahrzeuge". Zwar könne die "kleine" Lorche Fähre schneller fahren wegen des niedrigen Tiefgangs und man versuche den Takt schneller aufzunehmen, wenn es zur Einstellung des Betriebes der großen Fähre kommt. Aber seit den Bauarbeiten an der Schiersteiner Brücke sei das Verkehrsaufkommen an der Fähre ungebrochen hoch, berichtet Michael Maul.

Und noch ein weiteres Problem hat die Familie Maul zu schultern: Zur Zeit muss man nicht nur das Personal für die noch fahrende eigene Fähre stellen, sondern auch das Personal für die Flachwasserfähre anmieten. "Hinzu kommt, das die Flachwasserfähre nur von einem Lorcher Kapitän gefahren werden darf, der sich damit auskennt. Gleichzeitig aber muss einer unserer Fährführer mit an Bord sein, weil der Lorcher Kollege keine Genehmigung für die Oestrich-Winkeler Route hat". Das sei mit zusätzlichen Kosten verbunden, die nicht unerheblich seien.
Michael Maul erinnert sich auch daran, dass es schon noch ein extremeres Niedrigwasser gab: "2003 hatte der Wasserstand an unserem Pegel nach einem sehr heißen Sommer nur noch 56 Zentimeter. Trotzdem haben wir den Fährverkehr nicht eingestellt und das werden wir auch trotz der höheren Kosten unseren treuen Kunden jetzt nicht antun. Wir fahren weiter", so Michael Maul.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 11.11.2015.

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