Sozialdemokraten luden zum Ortstermin in den winterlichen Hallgartener Wald
Oestrich-Winkel. (sf) "Ein Vorteil ist es auch, dass es nur wenige hundert Meter sind von der Bushaltestelle am Hallgartener Rebhang bis zu dem Waldstück, das Bestattungswald werden könnte", erklärte der SPD-Vorsitzende Carsten Sinß.
Zahlreiche Gäste waren der Einladung derSozialdemokraten zu einem Ortstermin gefolgt. Nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung aus dem vergangenen Jahr werde das Waldstück in Hallgarten auf seine Eignung als Bestattungswald geprüft. Rechts an der Straße zur Hallgarter Zange liegt dieses Stück: "Weit genug vom Rand der Bebauung entfernt, aber nah genug, um erreichbar zu bleiben". Auf der anderen Seite der Straße wäre der Randstreifen nach Ansicht der Sozialdemokraten sogar geeignet, einige Parkmöglichkeiten zu markieren, um auch Menschen, die schlecht zu Fuß sind, die Erreichbarkeit zu ermöglichen.
Nachdem das Thema in den politischen Lagern unterschiedlich diskutiert wurde, setzte sich die rot-grüne Mehrheit im Parlament durch und fasste einen konkreten Beschluss zur Umsetzung eines Antrags, der schon seit einigen Jahren im Raum steht. Diese Pläne stoßen nach Aussage von Carsten Sinß, dem Vorsitzenden der SPD in Oestrich-Winkel, in der Bürgerschaft auf großes Interesse. Schon kurz nach der Terminankündigung habe es eine Reihe von Anfragen gegeben und trotz des Winterwetters waren am vergangenen Samstagvormittag rund 30 Leute an den Rebhang gekommen, um sich die Gegebenheiten vor Ort anzuschauen.
Der 1. Stadtrat Werner Fladung legte dar, welche Schritte zu gehen sind, bevor aus einem Stück Wald ein Bestattungswald werden kann: "Vor der Aufstellung eines Bebauungsplans ist zwingend ein Bodengutachten zu erstellen, daneben muß mit den Jagdpächtern eine Einigung erzielt werden, die für das Gebiet auf ihr Jagdrecht verzichten müssten". Und selbstverständlich müsse auch das Gelände hergerichtet werden, das Unterholz sei zu entfernen, einfache Wege müssten angelegt und Ruhebänke müssten aufgestellt werden. Auf Strom, Toiletten und einen Wasseranschluss könne man aber verzichten, genauso wie es keine Gräber im herkömmlichen Sinn gebe. Es sei nur gestattet, durch Namenstäfelchen an die Verstorbenen zu erinnern, die unter Bäumen bestattet seien. "Daneben ist es üblich, einen Andachtsplatz anzulegen, an dem auch Trauerfeiern stattfinden könnten", sagte der 1. Stadtrat und räumte ein, dass ein weiterer Friedhof, und so müsse man einen Bestattungswald betrachten, auf den ersten Blick Mehrkosten verursache. Angesichts des Interesses allein in Oestrich-Winkel sei aber damit zu rechnen, dass auch Verstorbene aus den Nachbarstädten sich für eine Bestattung im Wald interessieren und damit der Bestattungswald kostenneutral betrieben werden könne, zumal in den Nachbarkommunen kein Interesse an der Errichtung oder dem gemeinsamen Betrieb eines Waldfriedhofs bestünde. "Immer öfter ist aber festzustellen, dass Verstorbene als letzten Ruheort den Wald bevorzugten und sich in Wiesbaden, Taunusstein oder gar Dachsenhausen beisetzen lassen", so Fladung. "Dem Bedürfnis nach einer ortsnahen Bestattungsmöglichkeit im Wald wollen wir nachkommen, den nötigen Aufwand halten wir für überschau- und vertretbar", stellte auch Carsten Sinß fest. Alternativ zu einem Betrieb durch die Stadt Oestrich-Winkel sei auch die Verpachtung an einen privaten Betreiber ein zu prüfendes Modell, das der Stadt die Kosten für die Herrichtung ersparen könne, erklärte er weiter.
Um mehr Menschen die Gelegenheit zur Information zu geben, erwägt die SPD, den Ortstermin bei besserem Wetter zu wiederholen. Ein möglicher Termin werde rechtzeitig bekanntgemacht.