Adam von Itzstein
Ein Kämpfer für persönliche Freiheiten
"Die persönliche Freiheit ist das kostbarste Gut des Bürgers", erklärte einst Adam von Itzstein. Ein Weingut mit rund 40 Morgen besaß der Liberalist und Freiheitskämpfer Johann Adam von Itzstein in Hallgarten. Die Geschichte der politischen Idee des Liberalismus wurde einst von diesem Mann und seinen Freunden mitentscheidend geprägt: Der "Hallgartener Kreis“, der sich von 1839 bis 1847 im bis heute noch bestehenden Gartenhäuschen des Weingutes in der heutigen Niederwaldstraße traf, wurde zum Ausgangspunkt einer großen Sammlungsbewegung im deutschen Vormärz. Dieser Kreis wird auch heute noch als eine Keimzelle der Deutschen Nationalversammlung, die 1848 in der Paulskirche in Frankfurt am Main zusammentrat, bezeichnet.
Über Generationen hinweg hat die Familie von Itzstein im mittleren Rheingau gelebt. Das Weingut in Hallgarten war im 18. Jahrhundert durch die Heirat seines Großvaters mit der Hallgartener Kaufmannstochter Maria Klara Hardy der Familie zugefallen.
Johann Adam von Itzstein, der das Weingut später erbte, wurde am 29. September 1775 in Mainz geboren. Nach Abschluss seiner juristischen Studien an der Mainzer Universität führte ihn seine praktische juristische Tätigkeit nach Amorbach, Miltenberg und Schwetzingen. 1819 wurde er als Hofgerichtsrat nach Mannheim versetzt. Seit seiner Wahl zum badischen Landtag des Jahres 1822 war er mit der Bewegung des badischen Liberalismus aufs engste verbunden. Seine parteipolitische Tätigkeit war auf geschlossenes Handeln aller liberalen Kräfte gerichtet und sein politisches Denken und Handeln war durch die Französische Revolution und deren Freiheitsideen geprägt.
In von Itzsteins begründeten "Hallgartener Kreis" trafen sich liberale Persönlichkeiten wie der Publizist Robert Blum, der Arzt Dr. Johann Jacoby, die Juristen Friedrich Hecker und Heinrich von Gagern, der Verleger Friedrich Daniel Bassermann, der Dichter des Deutschlandliedes, Hoffmann von Fallersleben, sowie die Schriftsteller Ferdinand Freiligrath und Rudolf von Gottschall und August Hergenhahn, der führende Kopf der nassauischen Liberalen, der 1848 ,,März-Minister'' wurde.
Itzstein zog 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung ein und folgte ein Jahr später dem Rumpfparlament nach Stuttgart bis zu dessen gewaltsamer Auflösung.
Adam von Itzstein war ein tief überzeugter Kämpfer für die natürlichen und persönlichen Freiheiten und setzte sich vehement gegen den Absolutismus und für Demokratie und Menschenrechte ein. So kämpfte von Itzstein auch für die Trennung von Justiz und Verwaltung, gegen geheime Strafverfahren und forderte öffentliche Verhandlungen mit Geschworenen und ein mündliches Verfahren, an dem Richter aus der Bevölkerung beteiligt sind. Itzstein war nicht zuletzt auch ein Vorkämpfer der Presse- und damit der Meinungsfreiheit. Seine eigene Meinung frei zu sagen, stellte zur Lebenszeit des berühmten Hallgarteners noch ein großes Wagnis dar. Die Obrigkeit verfolgte jene, die sich politisch betätigten, ihre Meinung frei äußerten, mit unbarmherziger Härte. Viele der Freiheitskämpfer von damals mussten Deutschland verlassen oder verloren wie Robert Blum sogar ihr Leben. Auch Itzstein musste ein solches Schicksal befürchten und floh in die Schweiz, später dann bis 1850 nach Straßburg und ins Elsaß. Ausgeschlossen aus dem badischen Landtag und seiner Bürgerrechte enthoben, kehrte von Itzstein als körperlich und seelisch gebrochener Mann 75jährig in den Rheingau zurück und starb im Alter von 79 Jahren am 14. September 1855 in Hallgarten, wo er auch begraben wurde. Auf der Rückseite seines Grabmales, das man auf dem Hallgartener Friedhof besichtigen kann, steht ein zeitgenössisches Urteil: "Müde von den Jugendkämpfen deutscher Freiheit ruhet hier ein mutig Herz".