Die Basilika in Mittelheim

Älteste Kirche im Rheingau

Die Basilika in Mittelheim

Neben der Abteikirche Eberbach ist die Basilika St. Ägidien in Mittelheim die älteste Kirche im Rheingau. Der romanische Bau stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Fundamente der Südseite stehen auf Resten eines Vorgängerbaus aus dem 10. Jahrhundert. Die Mittelheimer können damit für sich in Anspruch nehmen, die älteste Kirche im Rheingau zu besitzen.

Ursprünglich war die Basilika eine Klosterkirche, erbaut von den Augustiner-Chorherren, nachdem 1131 vom Mainzer Erzbischof Adalbert wegen Zuchtlosigkeit von ihrem Besitz in Eberbach vertrieben worden und dort die Zisterzienser eingezogen waren. Die Chorherren gründeten in Mittelheim ein Doppelkloster zu Ehren des heiligen Ägidius, in dem sowohl Mönche als auch Nonnen lebten. Das Mönchskloster bestand aber nur wenige Jahrzehnte. Als die Nonnen 1213 ihr Kloster ins Gottesthal bei Oestrich verlegten, existierte kein Konvent der Mönche mehr.

Zwar haben die Augustinerinnen noch einige Zeit die Ägidienkirche als ihre Klosterkirche benutzt, mußten aber nach 1251 in Gottesthal eine eigene errichten. Denn ein Jahr zuvor hatte eine Spaltung des Ordens stattgefunden. Die meisten der Augustinerinnen hatten sich für den Übertritt zu den Zisterzienserinnen entschieden, nur eine kleine-Gruppe blieb dem alten Orden treu. Sie kehrten nach Mittelheim zurück, nachdem ihnen Erzbischof Christian Il. erlaubt hatte, die alten Klosteranlagen wieder zu benutzen. Dessen Nachfolger Gerhard 1. untersagte den Augustinerinnen aber, Novizinnen aufzunehmen. So starb das Ägidienkloster allmählich aus.

Die Basilika in Mittelheim

Spätestens seit 1263 diente die Basilika der Mittelheimer Pfarrgemeinde als Gotteshaus, aber erst Mitte des 14. Jahrhunderts bekam sie auch einen eigenen Pfarrer. Mit nur geringen Veränderungen hat der romanische Bau die Jahrhunderte überdauert. Dagegen ist vom Kloster Gottesthal nur noch wenig erhalten: ein alter Torbogen und das einstige Pfortenhaus. Nach der Säkularisierung waren die Klostergebäude nämlich abgebrochen, die Steine der Gebäude und der Klosterkirche für den Straßen- und Häuserbau verwendet worden.

Verschwunden sind damit die Zeugen des bedeutendsten Zisterzienserinnenklosters im Rheingau. In seiner Blütezeit übertraf es in wirtschaftlicher Hinsicht die beiden anderen Frauenklöster dieses Ordens im Rheingau: Marienhausen in Aulhausen, und Tiefenthal bei Martinsthal. Zahlreiche Weinberge in Oestrich und Mittelheim, eine Rheinaue und beachtlicher Besitz auch jenseits des Rheins schufen dem Orden Ansehen und Wohlstand.

Eine schwere Krise erlebte das Kloster während des Bauernaufstands von 1525, als Rebellen ins Kloster einfielen und mit Spießen die Türen durchbohrten. 1619 gab es einen Skandal um die Äbtissin Elisabeth Brech. Sie ließ ihr Kind umbringen, das sie von einem aus Winkel stammenden Ehemann empfangen hatte. Der war Klosterschaffner in Gottesthal gewesen. 1644 mußten die Nonnen vor den Schweden fliehen. Doch der Umsicht der späteren Äbtissinnen und dem Fleiß der Klosterfrauen ist es zu verdanken, daß im 18. Jahrhundert noch einmal ein beachtlicher Aufschwung folgte. Die Säkularisierung 1810 bedeutete das Ende des Klosters Gottesthal: Die Ländereien wurden verkauft, die Gebäude abgerissen.

Die Basilika in Mittelheim

Karte und Anfahrt

Kommentare

  • Mike Schili
    am 27.08.2020 um 01:12 Uhr schrieb

    Mike Schili

    I like it extreme.

  • Arnold Schmitt
    am 16.10.2017 um 22:12 Uhr schrieb

    Arnold Schmitt

    Habe am heutigen Montag unangemeldet die Basilika besucht - sie war offen! Bin begeistert über den guten baulichen und unverfälschten Zustand der Basilika.

  • Udo Lüttge
    am 10.08.2017 um 17:30 Uhr schrieb

    Udo Lüttge

    Würde ich mir gerne ansehen, aber wann? Keine Öffnungszeiten, nirgendwo. Wie übrigens bei zahlreichen anderen, als sehenswert angepriesenen romanischen Bauwerken zwischen Speyer und Eifel auch. Enttäuschend. Wir kennen die Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt. Dort gibt es keine verschlossenen Objekte, und wenn, dann hängt ein Zettel an der Pforte, wo der Schlüssel zu finden ist. Und das ist immer ganz nahe bei.
    Sollen wir nun aus Thüringen in den Rheingau fahren? Wegen der Romanik! Oder doch lieber nicht. Schwierige Entscheidung.
    Die Redaktion:
    Wir waren selbst an der Basilika und haben nach den Öffnungszeiten gesucht. Es gibt tatsächlich keine konkreten Öffnungzeiten. Die Basilika ist ab und zu offen.

  • Erhard Kelz
    am 27.01.2016 um 16:38 Uhr schrieb

    Erhard Kelz

    Das Gotteshaus steht für eine klösterliche Askese wie der Mensch sich eine Kirche im Sinne des Glaubens vorstellt. In ihrer Schlichtheit zeigt sie sich von großer Erhabenheit. 900 Jahre hat sie überdauert, ein Bruchteil einer Sekunde der Ewigkeit

  • Alexander Wißmann
    am 26.06.2010 um 10:35 Uhr schrieb

    Alexander Wißmann

    Die älteren Kirchenbauten im Rheingau sind ausnahmslos katholisch, so auch die Basilika in Mittelheim
    grüße

  • MIchael Mohr
    am 18.12.2008 um 13:10 Uhr schrieb

    MIchael Mohr

    Ist die Basilika (heute) eine evangelische oder katholische Kirche? Wie heißt die Kirchengemeinde?
    Vielleicht könnte man einen entsprechenden Link aufnehmen!?
    Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!

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