Sonnwendfeuer, Hüpfburg, Fußball und Akrobatik-Künstler
06.07.2018
Verkehrs- und Verschönerungsverein Stephanshausen lud in seinem 50. Jubiläumsjahr zum besonders programmreichen Johannisfest
Stephanshausen. (sf) "Jenny, du musst jetzt gehen, das wird jetzt gefährlich!", hatte der Feuerkünstler Micha Messerschmidt zu seiner jungen Assistentin aus dem Publikum gesagt und sie weggeschickt, nachdem sie ihm, dem Akrobatikkünstler mit dem Bierkrug auf dem Kopf, die Jonglierstangen gereicht hatte. Danach zählte das Publikum einen Countdown und - eine der Stangen fiel zu Boden. Jenny musste nochmal kommen und ihm die Stange reichen, doch dann klappte alles und es gab den verdienten Applaus des Publikums, der den Künstler so freute, dass er mit Jenny mal eine Runde über den Platz "flog". Der fast mitternächtliche Auftritt des Feuerkünstlers, Jongleurs, Akrobaten und Comedian Micha Messerschmidt war einer der besonderen Höhepunkte beim diesjährigen Sonnwendfeuer, zu dem der Verkehrs- und Verschönerungsverein in diesem Jahr wieder eingeladen hatte. "Wir feiern ja in diesem Jahr unser 50jähriges Bestehen und bieten deshalb bei allen unseren Veranstaltungen das ganze Jahr über eine besondere Überraschung, diesmal eben Akrobat Micha", erläuterte die Vorsitzende Rita Boos das Highlight.
Seit über 30 Jahren lädt der Stephanshäuser Verkehrs- und Verschönerungsverein anlässlich des Sommeranfangs und der Johannisnacht mit dem längsten Tag und offiziellen Beginn des Sommers zu einem Sonnwendfest ein. Das Johannisfeuer steht in engem Zusammenhang mit der Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni, die Nacht vom 23. zum 24. Juni wird als die Johannisnacht bezeichnet. Jedoch ist es der 21. Juni, an dem wir "soviel Zeit wie nie sonst im Jahr haben". Er ist der längste Tag des Jahres, danach nimmt die Kraft der Sonne langsam wieder ab. Wie so oft, hat man christliche Legenden, wie das Leben des heiligen Johannes, mit heidnischen Ritualen verwoben. Mittsommernachtsbräuche gibt es in ganz Europa, berühmt sind die lebenslustigen und mystischen Feiern in Schweden. Dort tanzt man in alten Volkstrachten um einen blumengeschmückten Baum. In Stephanshausen wird der Brauch des Sonnwend- oder Johannisfeuers seit mindestens 30 Jahren gepflegt. "Es ist in der ganzen Region das einzige Feuer zur Sonnenwende, das in frühster Zeit ja schon Tradition in vielen Gemeinden hatte", weiß die Vorsitzende Rita Boos. Die archaische Symbolik des Feuers und der kreisenden Sonne ist Zentrum des Mittsommernachtszaubers, aber auch Jesus steht für diese beiden Urkräfte. Johannes der Täufer prophezeite einst, dass Jesus die Menschen "mit Feuer und Geist" taufen werde.
Doch die Gastgeber in Stephanshausen bieten noch viel mehr, als "nur" ein großes Feuer bei Einbruch der Dunkelheit. Und das erklärt auch, warum jedes Jahr so viele Gäste aus dem ganzen Rheingau zu der Sonnwendfeier kommen. Denn neben dem Sonnwendfeuer als Höhepunkt, für dessen "Futter" die rund ein Dutzend fleißigen Helfer des Vorstandes schon Tage zuvor mit der Erlaubnis des Försters Holz gesammelt hatten, gab es noch ein buntes Unterhaltungsprogramm. Dazu gehören leckere Bratwurst und Steak vom Grill mit den passenden Getränken zum familienfreundlichen Preis. Gemütlich saß man im eigens angeschafften und aufgebauten Festzelt, wo pünktlich um 20 Uhr auf einer großen Leinwand auch das spannende WM-Fußballspiel der Deutschen gegen Schweden zu sehen war. Und wer nicht Fußball gucken wollte, genoss einfach den wundervoll weiten Blick von der Wiese oberhalb des ehemaligen Funkhäuschens auf die Natur und den Ort und die frohe, entspannte Atmosphäre, das zwanglose Zusammensein von Jung und Alt. Für die Kinder bot das Sonnwendfeuer des Verkehrs- und Verschönerungsvereins wieder ein besonders schönes Programm: sie waren von Christian Kremers eingeladen, bei Fahrten im Anhänger an dem historischen Kramer-Traktor KL360 von 1964 über die Feldwege zu hoppeln und durften in der großen Hüpfburg toben.
Mit Einbruch der Dunkelheit ging es dann gemeinsam an das Feuer, wo der riesige Holzstoß problemlos mithilfe von Papier, Spänen und Feuerzeug entzündet wurde. "Der brennt jetzt die ganze Nacht bis in die Morgenstunden", erklärte der 2. Vorsitzende. Die Jugendfeuerwehr hatte den verantwortungsvollen Job übernommen, an dem Feuer Nachtwache zu halten und dabei sichtlichen Spaß.
Als das Feuer brannte, bauten Helfer wegen des Funkenflugs zur Sicherheit die Hüpfburg ab, die "Traktorfahrer" Christian Kremer zusätzlich zu den Fahrten gestiftet hatte. "Bis vor einigen Jahren haben wir das Feuer am Reiterhof veranstaltet, aber hier ist es wesentlich einfacher", erklärt die Vorsitzende Rita Boos. Nicht nur die ganzen Gerätschaften lassen sich einfacher zu diesem Platz bringen, die Leute können die Wiese gut auch zu Fuß erreichen und seit zwei Jahren können das Zelt und Zubehör auch im alten Funkhaus lagern. Bänke und Tische leiht der Verein dagegen wie immer von der Aktion Bärenherz im Ort aus. Der Erlös des Sonnwendfeuers fließe in Restarbeiten für den gerade erst eingeweihten Platz am alten Dorfweiher, berichtete Rita Boos. "Wir wollen das Wasser noch als Element einbringen und haben dafür schon einen Basaltstein als Sprudelstein ausgesucht."
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 06.07.2018.
427