Die Turbobix nur für Männer

02.11.2018

„Gude Gerd“ präsentierte in der Brentanoscheune Nachhaltigkeit und regionales Leben

Winkel. (sf) „Hallo, ihre lieben Leute und guten Tag. Es begrüßt sie ein regionaler Komiker aus dem Rheingau, mit kurzem Transport und Anfahrtswegen. Ich serviere heute regionale Dummheiten aus garantiert eigenem Anbau. Ohne Spritzmittel, Pestizide und Genmanipulation. Alle Kalauer wurden hergestellt auf natürlicher Basis mit Rieslingschoppe und Spundekäs-Dünger“, stellte sich Gerd Brömser in Winkel als moderner Comedian mit Nachhaltigkeit und garantiert regional vor. Den großen Trend des bewussten Lebens stellte Brömser bei seinem neuen Abendprogramm in den Mittelpunkt: „Man soll ja nur noch regionale Sache esse. Da frag ich mich: wie soll das gehen? Wie zum Beispiel bekomme ich im November regionale Erdbeeren. Was mach ich, wenn ich eine Ölheizung habe, wo gibt es regionales Heizöl? Kreppel darf man essen, aber keine Berliner“, wusste Gude Gerd.
In seiner Paraderolle als „Gude Gerd“ gastierte er wieder einmal in seiner „Rheingauer Wohnstube“, wie er die Winkeler Brentanoscheune gerne nennt. Schließlich hat hier seine Karriere als Stand up-Comedian begonnen: seinen ersten öffentlichen „Comedyauftritt“ hatte Gerd Brömser dank der Starthilfe seines Freundes Dr. Dieter Henschel, mit dem er zusammen im „Kabinettchen“ in Martinsthal auftrat. Einmal „Blut geleckt“, ließ ihn dann die Idee nicht mehr los, auch Solo auf die Bühne zu gehen. So stellte er sich vor sechs Jahren in der Winkeler Brentanoscheune mit seinem Premierenprogramm „Gude Gerd“ einem breiten Publikum vor und die Besucher lachten sich schlichtweg schlapp. Nur kurze Zeit später wurde Gerd Brömser mit seinem Erfolg dann noch ganz besonders bestätigt: Bei „Begge Peders“ erster „Talentscheune“ wurde Gerd Brömser als die Comedy-Entdeckung des Jahres gefeiert. Für die Gastgeber Peter Beck und Wolfgang Junglas von der Rheingauer Weinbühne war klar: das Naturtalent war der Star des Abends. Bereits in den letzten Jahren sorgte Gerd Brömser dann mit mehreren Specials bei der Rheingauer Weinbühne in der Winkeler Brentanoscheune für Furore und so war es für den künstlerischen Leiter der Weinbühne, Wolfgang Junglas, keine Frage gewesen, den Aulhausener wieder nach Winkel zu holen. Der Erfolg gab ihm recht: bis auf den allerletzten Platz war die Brentanoscheune an diesem Abend ausverkauft. Und Gerd Brömser präsentierte sich selbst in allerbester Spiellaune, schließlich hat er ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich, mit mehreren Fernsehauftritten in der Bütt der legendären Mainzer „Bohnebeitel“ und Live-Shows, in denen er viele hundert begeisterte Zuschauer mit seinen „ganz normalen Alltagsgeschichten“ von der Bühne herab zum Lachen brachte.
Der verheiratete Vater von drei Kindern ist Aulhausener mit Leib und Seele und die Gabe, andere Menschen zum Lachen zu bringen, ist Brömser anscheinend in die Wiege gelegt. Selbst beruflich legt er kabarettreife Verkaufsveranstaltungen mit Haushaltsartikeln, ähnlich wie Tupperpartys, bei Vereinen hin. Seit über 30 Jahren ist er mit seiner ganzen Familie im Aulhausener Carneval Club aktiv und leitet dort auch seit 30 Jahren mit untrüglichem Humor die närrischen Sitzungen als Präsident, wofür er im ganzen Rheingau bekannt ist. Schon 2003 und 2004 hatte der Karnevalist sogar Auftritte bei „Hessen lacht zur Fassenacht“ im Hessischen Rundfunk und in der ARD, als „Gude Gerd“ gab es dieses Jahr mehrere Auftritte beim HR und beim SWR.

Denn parallel zur Aulhauser Fassenacht , der Gerd Brömser auch in Zukunft die Treue halten will, hat er sich längst den langgehegten Traum erfüllt, auch als Comedian mit Stand-up-Comedy auf einer großen Bühne Erfolge zu sammeln. „Der Hauptreiz ist die Bühne und das Lachen der Leute. Ich könnte es jeden Tag machen“, so Brömser.

Wie gut er Menschen zum Lachen bringen kann, zeigte er wieder einmal am Freitagabend mit seinem neuen Programm und da nicht nur Rheingauer im Publikum saßen, erläuterte der Comedy-Star zunächst einmal, wo sein Heimatort Aulhausen überhaupt liegt: „Wenn die Germania einen Forz lässt, steht Aulhausen in der Wolke“.
Was Regional und Nachhaltig alles beinhalten kann, machte Brömser an diesem Abend auf allen Ebenen deutlich: „Sexualität wird regional, wenn man Sex mit der Nachbarin hat oder zumindest im Ort bleibt. Nachhaltig hingegen ist der Sex mit der Ehefrau“. Turbulent ging es mit ihm über „Cappuccino von der jungen Karotte“, „Steaks aus Bodenhaltung“, „Freilandkindergarten“ und „nachwachsendem Sexspielzeug wie regionale Dildos aus der Pfalz“ bis hin zum „Schlagwort des Jahrhunderts“: „Glückliche Schweine“. „Aber sin die noch glücklich, wenn der Bauer geschieden ist?“. Und auch einen Funken Wahrheit streute Gerd immer wieder ein: „Ich frag mich, wie soll das gehen mit dem regionalen Fleisch, wenn ein regionaler Metzger nach dem anderen zumache muss, weil im Supermarkt das Fleisch nix kost“.
Den Höhepunkt servierte Gude Gerd im ersten Teil seines Programms vor der Pause und stellte die Turbobix nur für Männer vor: Nachdem viele Frauen der neuen „Sekte“ beigetreten seien und an den Thermomix glauben, jetzt mehr Zeit für „Shopping Queen“, „Promi Dinner“ und „Dschungelcamp“ haben und sogar Blätter mit ihrem Gerät häckseln können, dabei dem Bahn- und Fluglärm Konkurrenz machen, und ganz Deutschland erkannt hat „Zwei Dinge braucht man: Thermomix und Helene Fischer“ hat Gude Gerd jetzt die Turbobix, den Thermomix nur für Männer geschaffen. Und das war dann auch einen Udo Lindenberg und Grönemeyer wert: mit diesen beiden Parodien beendete Brömser seinen ersten Showteil.
Gut erholt aus der Pause gab es dann noch regionalen Rap, regionales Paarshipping und regionale Sprüche, was zum Beispiel alles so einen guten Rüdesheimer Asbach Uralt wert ist: „Wenn man dir die Knie genommen und neue Hüften du bekommen, wenn du nicht mehr der Alte bist und einstweilen dich vergisst. Wenn der Körper besteht aus Einzelteilen, bleib cool und tu nix übereilen. Solang dein Geist dich noch beehrt: das ist schon einen Asbach Uralt wert.“ Der Abend endete dann mit dem traditionellen „Gude Gerd-Song“ „We are the World“ selbstverständlich auch in eigenem, regionalen Text.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 02.11.2018.

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