Gude Gerd ist international und vegan

10.11.2019

Gerd Brömser präsentierte den legendären Rheingauer Gruß „Gude“ in elf verschiedenen Sprachen

Winkel. (sf) „Gude“ ist das erste Wort, das ein Rheingauer sprechen kann und das ein Wahlrheingauer können sollte, denn mit „Gude“ liegt man in dieser Region zu jeder Tageszeit und zu jeden Anlass genau richtig. Dass „Gude Gerd“ das weiß, liegt nicht nur an seinem Namen: er kann das auch international und begrüßte seine Gäste am vergangenen Samstagabend gleich mit „Gude“ in elf verschiedenen Sprachen. Und nicht nur das: er hatte dazu für jede Nation auch ein passendes kurzes Lied. So kam es, das Herbert Grönemeyer jetzt japanisch spricht, man arabisch besonders gut sprechen kann, wenn man ricjhtig durstig oder Halsweh hat und der legendäre Johannes Heesters sein charmantes Gude mit Wiener Charme flötete. „Am Anfang war es Gude Gerd, jetzt sagt die ganze Welt „Gude“, hielt Gerd Brömser unter dem Motto „Wer hat’s erfunden?“ fest und berichtete, dass selbst in der Drosselgasse die Koreaner neuerdings vom serbischen Kellner mit „Gude“ begrüßt werden. „Der serviert dann auch argentinische Rindersteaks aus Bodenhaltung. Dazu Kartoffeln aus der Ukraine und Erbsen aus Bolivien. Die tschechische Band mit dem russischen Sänger spielt dazu fröhlich das Lied vom „Griechischen Wein“. Aber wenigstens ist der Wein im Glas aus dem Rheingau – allerdings geerntet von fleißigen Polen mit ihren rumänischen Subunternehnern“, Natürlich ist auch die Klofrau in der Drosselgasse eine „multikulturelle Figur“: „Sie kommt aus dem Saarland“. Und schließlich fährt der indische Taxifahrer die Gäste zurück in ihre Hotels, die neuerdings türkischen Familien gehören. „Und was sagt man dazu? Ein fröhliches Gude für Alle“, so Gerd Brömser.

Mit diesen internationalen Geschichten ließ der Aulhausener wieder mal in seiner Paraderolle als „Gude Gerd“ beim Gastspiel in seiner „Rheingauer Wohnstube“, wie er die Winkeler Brentanoscheune gerne nennt, Lachtränen fließen. Schließlich hat hier seine Karriere als Komiker begonnen: seinen ersten öffentlichen „Comedyauftritt“ hatte Gerd Brömser dank der Starthilfe seines Freundes Dr. Dieter Henschel, mit dem er zusammen im „Kabinettchen“ in Martinsthal auftrat. Einmal „Blut geleckt“, ließ ihn dann die Idee nicht mehr los, auch Solo auf die Bühne zu gehen. So stellte er sich 2012 in der Winkeler Brentanoscheune mit seinem Premierenprogramm „Gude Gerd“ einem breiten Publikum vor und die Besucher lachten sich schlichtweg schlapp. Nur kurze Zeit später wurde Gerd Brömser mit seinem Erfolg dann noch ganz besonders bestätigt: Bei „Begge Peders“ erster „Talentscheune“ wurde Gerd Brömser als die Komiker-Entdeckung des Jahres gefeiert. Für die Gastgeber Peter Beck und Wolfgang Junglas von der Rheingauer Weinbühne war klar: das Naturtalent war der Star des Abends. In den letzten Jahren sorgte Gerd Brömser dann mit seinem Nikolaus-Special bei der Rheingauer Weinbühne in der Winkeler Brentanoscheune für Furore und so war es für den künstlerischen Leiter der Weinbühne, Wolfgang Junglas, keine Frage gewesen, den Aulhausener wieder mal nach Winkel zu holen. Der Erfolg gab ihm recht: bis auf den allerletzten Platz war die Brentanoscheune an diesem Abend ausverkauft, mit im Publikum auch der Mombacher Fastnachter Heinz Meller. Und Gerd Brömser präsentierte sich selbst in allerbester Spiellaune, schließlich hat er tolle Erfolge hinter sich, mit mehreren Fernsehauftritten und Live-Shows, in denen er viele hundert begeisterte Zuschauer mit seinen „ganz normalen Alltagsgeschichten“ von der Bühne herab zum Lachen brachte.

Wie mit dem Einwurf, dass Papa Gerd trotz aller Internationalität seine eigenen, erwachsenen Kinder dagegen überhaupt nicht mehr versteht. „Was ist Netflix, doodeln und Hashtag?“, Gerd weiß es nicht. Im Gegenzug wissen seine Kinder aber auch nicht, was gemeint ist, wenn sie „Die Gass kehre" sollen, das Überbrückungskabel holen sollen oder „de Nagel in die Wand haue“ sollen.
Und der verheiratete Vater von drei Kindern ist auch bekennender Aulhausener mit Leib und Seele. Seit über 30 Jahren ist er mit seiner ganzen Familie im Aulhausener Carneval Club aktiv und leitet dort auch seit mehr als drei Jahrzehnten mit untrüglichem Humor die närrischen Sitzungen als Präsident, wofür er im ganzen Rheingau bekannt ist. Die Gabe, andere Menschen zum Lachen zu bringen, ist Brömser anscheinend in die Wiege gelegt. Selbst beruflich legt er kabarettreife Verkaufsveranstaltungen mit Haushaltsartikeln, ähnlich wie Tupperpartys, bei Vereinen hin. Schon 2003 und 2004 hatte der Karnevalist Auftritte bei „Hessen lacht zur Fassenacht“ im Hessischen Rundfunk und in der ARD, als „Gude Gerd“ gab es auch dieses Jahr mehrere Auftritte beim HR und beim SWR. Und hat deshalb auch für sogenannte Nichtfassenachter gar kein Verständnis: „Wir feiern keine Fastnacht“, wird das Neudeutsch im überheblichen Ton zelebriert - die gleiche Leut finst de dann abber uff em Oktoberfest mit Pappbechern und Dirndl für 29.99 Euro aus Bahia Desi. Die authentische Musik ist dann „Atemloser Wahnsinn“ von Wolfgang Petry“. Un die Kinner von dene Leut dürfen an Fassenacht kein Indianerkostüm anziehen, aber im November, an Halloween, in Gespensterkostüm meine 87jährige Mutter erschrecken“.
Er selbst will trotz seines Erfolges als Komiker und dem Wunsch mit seiner Rheingauer Stand-up-Comedy auch auf einer großen Bühne Erfolge zu sammeln, der Aulhauser Fassenacht auch in Zukunft die Treue halten will, denn : „Der Hauptreiz ist die Bühne und das Lachen der Leute. Ich könnte es jeden Tag machen“, so Brömser.
Wie gut er Menschen zum Lachen bringen kann, zeigte er wieder einmal am Samstagabend in der Brentanoscheune, wenn er über „Süsses oder Saures – laktosefrei – vegan - ohne Gluten“ spricht: „Vegan ist nach kohlehydratfreiem Leben und 40 Jahren Dauerabnehmen der große neue Lebenssinn. Und da stellen sich viele Fragen: Darf ein Veganer Fleischeslust empfinden? Oder darf das Kind eines Veganers eine Metzgerlehre annehmen?“. Und schließlich bleibt die Frage, wie ein vegan lebendes Ehepaar sich im Streit beschimpft, denn „Blöde Kuh“ oder „Dummer Ochs“ geht in diesem Fall ja nicht. Aber nicht verzagt - Gude Gerd gefragt, der hat sinnvolle Vorschläge für diesen Fall: „Erbsenzähler oder Schleimpilz oder du Silberdistel, du alte Primel, ahle Zwetschke“.
Kein Wunder, das dem Publikum an diesem Abend schwant, dass es zu Lachmuskelkater kommen wird. Zur „Erholung“ gibt es zwischendurch immer wieder mal „besinnliche“ Arien, Lieder oder auch Parodien von allen erdenklichen Prominenten. Und schließlich ist auch der „Rapper" in Gude Gerd wieder mit von der Partie. Mit all diesen Facetten hat sich Gerd Brömser im Rheingau längst etabliert, wie auch die neunte ausverkaufte Vorstellung in der Brentanoscheune wieder zeigte. Und auch der Rest der Welt beginne sich zu interessieren – kein Wunder, wo „Gude Gerd“ jetzt auch international kann.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 10.11.2019.

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