Babbelbank in der Chicken Street
28.09.2021
Corona-Pandemie hat auch gute Seiten wie das neue Nachbarschaftstreffen im Hähnchen
Geisenheim. (sf) Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen in den letzten eineinhalb Jahren Leid, Not, Krankheit, Trauer und Einsamkeit gebracht – doch es gibt auch gute Nachrichten aus dem Wohngebiet „Im Hähnchen“ in Marienthal. Hier hat die Pandemie mit all ihren Einschränkungen ein neues Nachbarschaftstreffen auf der „Babbelbank in der Chicken Street“ mit sich gebracht. „Wir Nachbarn hier sind schon immer freundlich miteinander umgegangen und waren auch vor Covid immer höflich miteinander: Man grüßt sich, man nimmt Pakete gegenseitig an, man kennt sich“, erzählt Marion Binder, die „Im Hähnchen“ wohnt. Mittlerweile wohne teilweise eine junge, zweite Generation in den Häusern und auch hier sei üblich, dass jung und alt sich kenne und grüße. „Doch nie haben wir zusammen gegrillt oder mal ein Gläschen Wein zusammen getrunken. Mit dem ersten Lockdown im März 2020 hat sich das geändert“, erzählt Marion Binder. Ihre Familie und die Familien Radau, Popperl und Lutz hätten damals angefangen, sich mitten in der Ausgangssperre auf Stühlen und Bänken vor ihren jeweiligen Häusern auf die Straße zu setzen. „Wir hatten einfach Bedarf nach Kommunikation und „Babbeln“. Das soziale Miteinander fehlte jedem und so wurde die Idee der „Babbelbank in der Chicken Street“ geboren“.
Seit dem ersten Lockdown treffen sich die Nachbarn jetzt an den Wochenenden auf der Straße: „Jeder auf seiner Seite, jeder mit seinem eigenen Wein und alles auf Abstand!“. Der Spaß dabei sei garantiert und auch der Aufmerksamkeit der vorbei fahrenden Leute und anderen Bewohnern des Wohngebietes „Im Hähnchen“ nicht entgangen: „Die Reaktionen waren zu schön: von Lächeln, über Daumen hoch, Scheiben runter und „Drive in“-Rufen bis hin zum Parken und sich dazu gesellen, es war enorm und wunderschön“.
Das ging soweit, dass es „Chicken Streets Events“ – stets mit dem geforderten Abstand – gab wie den „Tanz in den Mai“, bei dem jede Familie vor ihrem Haus tanzte, ein Sommergrillen, bei dem man erstmals nach Lockerungen zusammen auf einer Seite gesessen wurde und auch ein Adventsgrillen, wieder mit Abstand. „Höhepunkt war der Fastnachtsonntag: wir saßen alle verkleidet auf der Straße und statt Bonbons von den Wagen haben wir Bonbons in die Autos geworfen, die vorbeikamen“, erzählen die Familien Binder, Lutz und Radau. Am Tag der Nachbarschaft am 28. Mai feierte man schließlich das 20. Treffen auf der „Babbelbank“ und hatte hier wieder einen Geistesblitz: „Wir brauchen einen Tisch und eine Bank zum Babbeln. Wir wollen diese innig gewonnene Nachbarschaft fortführen und gemeinsam auf der Bank alt werden.“ Eine Anfrage bei der Stadt Geisenheim, ob unter dem nahen Zierkirschbaum in der Straße eine Tischgruppe aufgestellt werden könne, traf bei Bürgermeister Christian Aßmann auf offene Ohren. Den Kontakt stellte Dietmar Schleifer her, der die Nachbarn schon oft auf der Straße hatte sitzen sehen und die Idee dieser Nachbarschaftstreffen toll fand.
Jetzt wurde die neue „Babbelbank in der Chicken Street“ installiert, die Nachbarn haben zugesagt, selbst die kleine Rasenfläche des Standortes zu pflegen und die offizielle Übergabe der Bank durch Bürgermeister Aßmann wurde natürlich auch gefeiert. Die „Maidahler Chickenstreet- Gang“ dankte dem Rathauschef in diesem Rahmen und hat schon den nächsten Plan im Kopf: das gesellige Treffen zur Einweihung könne der Grundstein für ein jährliches „Babbelbank-Hähnchenfest“ sein.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 28.09.2021.
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