Ein Hund mit Krone und nachhaltiger Königinnenwein

10.10.2021

Annika Walther ist neue Rheingauer Weinkönigin/ Mara Schneider als Prinzessin an ihrer Seite/ Valerie Gorgus mit standing ovations verabschiedet

Rheingau. (sf) „Rheingau Royal war schon immer ein ganz besonderer Tag für mich. Seit sechs Jahren hab‘ ich mit den Mädels, die sich auf der Bühne präsentiert haben, mitgefiebert. Vor zwei Jahren saß ich im Publikum zwischen meiner Queenie-Familie und dachte „nächstes Jahr wirst du dort oben stehen” und dann kam alles anders.
Corona hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht - rückblickend war es das Beste, was mir hätte passieren können! Denn so konnte ich an der Seite einer wundervollen Frau, die so viel Leidenschaft für den Rheingau und dessen Weine in sich trägt wie kaum eine andere, den Rheingau repräsentieren und gleichzeitig eine ganz besondere Freundschaft schließen“, so die neue Rheingauer Weinkönigin Annika Walther bei ihrer Krönung und dem Abschied ihrer Vorgängerin Valerie Louise Gorgus im Laiendormitorium von Kloster Eberbach. Herzlichkeit und freundschaftliche Wärme standen an diesem Abend im Mittelpunkt des königlichen Krönungsaktes mit zahlreichen Gästen und Ehrengästen. Zum ersten Mal fand die Feier im Kloster Eberbach statt – ein sehr würdiger Rahmen, allerdings auch eine Herausforderung für die Bühnentechnik, die jedoch von Joachim Jakob wieder perfekt gemeistert wurde. Und sehr zur Freude von Martin Blach von der Stiftung Kloster Eberbach und seiner „Chefin“ Priska Hinz, der Hessischen Staatsministerin für Umwelt und Verbrauchschutz. Beide betonten in ihren Grußworten, welche Bedeutung die Krönung der Rheingauer Weinkönigin in diesen Räumlichkeiten habe und dass auch die Zisterziensermönche daran ihren Spaß gehabt hätten. Ministerin Hinz hatte auch ihren Mann Manfred mitgebracht, der an diesem Abend eine „etwas größere Geburtstagparty“ bei Rheingau Royal feierte und nicht nur eine Flasche Wein vom Rheingauer Weinbaupräsidenten Peter Seyffardt persönlich, sondern auch ein Geburtstagsständchen von allen gekrönten und ungekrönten Gästen erhielt. Dazu gehörten auch die Rheingauer Bürgermeister aus Walluf, Eltville, Kiedrich, Rüdesheim und Lorch, zahlreiche Winzer und Weinbauvereine und viele mehr.

Ganz am Anfang des Abends stand die Verabschiedung der scheidenden Rheingauer Weinkönigin Valerie Gorgus, die noch ganz im Zeichen des enttäuschenden Ausgangs der Wahl zur Deutschen Weinkönigin am Vorabend stand. Enttäuschend nicht etwa, weil Valerie den Rheingau hier nicht gut genug vertreten hatte, sondern vielmehr, weil die Jury in Neustadt wieder einmal nicht bereit war für eine brillante, moderne, schlagfertige und weinfachlich versierte junge Frau aus dem Rheingau. „Das ist keine Niederlage, ich habe es sehr genossen“, betont jedoch die Finalistin aus dem Rheingau.

Auch Weinbaupräsident Seyffardt zieht Konsequenzen aus dem seit Jahren andauernden, vergeblichen Kampf um die Deutsche Weinkrone: Seit Ulrike Neradts Amtszeit vor fast 50 Jahren gab es keine deutsche Weinkönigin mehr aus dem Rheingau. Vier Gebietsweinköniginnen schafften es immerhin, die Prinzessinnenkrone in den Rheingau zu holen und nicht nur sie waren eigentlich königlich unterwegs gewesen. Der Weinbaupräsident erklärte, dass der Verband es den Rheingauer Weinköniginnen künftig freistellen wolle, ob sie bei der Entscheidung auf Bundesebene anträten, denn das Format dieser Sendung müsse überdacht werden.

Die Rheingauer selbst honorierten die überzeugende Leistung der Hattenheimer Weinfachfrau mit minutenlangem Beifall und Standing Ovations. Das rührte die taffe Valerie dann doch noch zu Tränen. Da musste erst Hund Klaus her, der wieder alle zum Lachen brachte: der süße Stoffhund diente bei den vielen Dreharbeiten für kleine Filmbotschaften und Online-Weinproben, die die Corona-Pandemie geprägte zweijährige Amtszeit von Valerie Gorgus begleitet hatten, als Kronenhalter. Klaus gehörte zu dem Koffer voller Erinnerungsstücke, die Valerie gesammelt hatte, seit sie 2019 auf Schloss Johannisberg zur Rheingauer Weinkönigin gekrönt worden war. Den Koffer packte sie vor dem Publikum aus und hielt so, untermalt mit Fotos und Videos, Rückblick auf die wohl ungewöhnlichste Amtszeit einer Rheingauer Weinkönigin. Durch die Corona-Pandemie kam es nämlich in der zweiten Hälfte ihres Amtsjahres dazu, dass es keinerlei Feste, Events, Weinmessen oder ähnliche Termine gab. Valerie machte zwar aus der Not eine Tugend und füllte die Zeit mit Online-Weintalks, Filmen und Botschaften, um ihr aber mehr Chancen auf ein echtes „Weinköniginnen-Jahr“ zu geben, verlängerte der Weinbauverband ihre Amtszeit um ein Jahr. Und mit Annika Walther bekam Valerie auch eine Prinzessin an die Seite. Beim Rückblick auf dieses zweite, gemeinsame Jahr wurde ganz deutlich, welche tiefe Freundschaft die beiden Rheingauer Weinmajestäten verbindet. Gegenseitig zogen sie sich dann auch die Kronen vom Kopf und legten sie auf Samtkissen ab, bis es zum festlichen Krönungsakt kam.

Bis dahin gab es aber noch ein unterhaltsames Showprogramm mit Aufgaben, die die Anwärterinnen auf die Krone Annika Walther aus Hallgarten und Mara Schneider aus Lorch mit ihren Vorstellungsvideos, fachlichen Aufgaben und witzigen Rätseln füllten. Von Anfang an war klar, dass Annika die Goldene und Mara die silberne Krone tragen würden, was dem Abend eine besondere Leichtigkeit und Harmonie verlieh. Denn auch das neue Duo der Rheingauer Winzer ist eng befreundet und ein „Dreamteam“. „Meine Amtszeit als Rheingauer Weinprinzessin ging trotz Corona schneller rum als gedacht und im Frühjahr stand ich dann vor der Entscheidung, ob ich noch ein weiteres Jahr als Rheingauer Weinkönigin anhängen möchte. Die Entscheidung war schnell gefallen - es fehlte mir nur eine Weinprinzessin. Es hatte keine Minute gedauert, da hatte ich Mara Schneider am Telefon, um sie zu fragen, ob sie meine Weinprinzessin werden möchte“, erläuterte Annika. Sie und Mara kennen sich seit 10 Jahren, haben zusammen die Schulbank gedrückt und Abitur gemacht und studieren jetzt beide im 4. Semester Internationale Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim. Und gemeinsam meisterten sie am Samstag auch alle Aufgaben auf der Bühne. Fachlich wurden die beiden Quereinsteigerinnen bereits im Vorfeld geprüft. Bei Rheingau Royal konnten die Besucher noch einiges mehr erfahren über die neue Königin aus Hallgarten und über die neue Prinzessin Mara Schneider aus Lorch. Sogar die Tattoos von Annika Walther wurden erörtert: Wein-Motive trägt sie auf der Haut und die Koordinaten Hallgartens. In der Freizeit ist sie gerne auf der familieneignen Eselsfarm unterwegs, arbeitet in der Vinothek auf Schloss Vollrads. Mara Schneider ist ebenfalls neben dem Studium im Weingut Robert Weil in Kiedrich beruflich tätig. Vereint lösten sie die Aufgabe, einem Riesling zuzuordnen, ob er auf Löss oder Schiefer gewachsen ist und stellen sich den Publikumsfragen: „Der Rheingau hat 3200 Hektar Rebfläche“, „In ein Stückfass passen 1200 Liter“ und wissen auch was Bütt und Butt ist. Schließlich gab es noch eine Rheinrundreise mit Valerie Gorgus, die einige zu erkennende Fehler darin eingebaut hatte und dann mussten die beiden noch Weinempfehlungen zum Tatar, Karpfen, Steak und zur Apfeltarte abgeben, bevor die Kronen endlich auf den Kopf durften.

Valerie Gorgus ließ es sich nicht nehmen, ihrer Freundin Annika die goldene Krone auf’s Haupt zu setzen, zeitgleich krönte Weinbaupräsident Seyffardt die neue Prinzessin Mara. Ein Jahr lang werden die beiden Weinmajestäten den Rheingau nun hoffentlich ohne weitere Corona-Einschränkungen regional und national bei etwa 50 Terminen vertreten.

Annika Walther machte in ihrer Antrittsrede klar, dass „der Rheingau für sie Heimat und Kulturgut ist, lebendig und erfrischend, aber vor allem in seiner Einzigartigkeit und an Charme nicht zu übertreffen“. Als Rheingauer Weinkönigin möchte sie genau das verkörpern und die Menschen mit Lebensfreude anstecken. „Als Rheingauer Weinkönigin möchte ich sein wie unser Riesling – erfrischend, spritzig und den Menschen unvergessliche Momente schaffend.“ sagte die frischgekrönte Königin. Und Prinzessin Mara bekennt ihre „Liebe zum Riesling und den Facetten des Rheingaus“. Als Rheingauer Weinprinzessin möchte sie die Menschen auf der ganzen Welt von ihrer Heimat und den Weinen begeistern.

„Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit. Mit unseren beiden vinophilen Botschafterinnen wird der Rheingau deutschlandweit charmant vertreten werden.“, freute sich die Geschäftsführerin der Rheingauer Weinwerbung, Andrea Engelmann. Auf jeden Fall hatten die beiden Studentinnen der Internationalen Weinwirtschaft an diesem unterhaltsamen Abend im Kloster Eberbach überzeugt und bewiesen, dass sie als Fachfrauen in Zukunft den Rheingauer Wein charmant und fachkundig regional wie national vertreten werden. Dazu gehört das Eröffnen von Weinfesten, die Krönung der Ortsweinmajestäten, aber auch das Begleiten von Podiumsdiskussionen und Pressereisen genauso wie Interviews.

Maßgeblichen Anteil an dem hohen Unterhaltungswert des Krönungsabends hatte auch eine weitere „Diva“ in Kloster Eberbach. Die Winkler Sängerin und Entertainerin Dunja Koppenhöfer sah es als besondere Ehre an, bei Rheingau Royal für Stimmung zu sorgen, und tat dies dann auch mit Bravour. Nicht nur Trude Herr wurde wieder lebendig, auch Aretha Franklin ließ sie mit ihrer überragenden Stimme im Kloster lebendig werden und begeisterte alle so sehr, dass auch das erlauchte Publikum aus der Reserve gelockt wurde und gerne mal mitagierte. So in allerbeste Stimmung gebracht, kam man nach dem offiziellen Teil gerne noch bei einem Glas Wein zusammen: 22 Winzer hatten erstklassige Rebensäfte für das anschließende „Come together“ gestiftet.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 10.10.2021.

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