Apitz macht zum Welterbe-Jubiläum blau
14.06.2022
Beeindruckendes Kunstwerk an der Brömserburg als Bekenntnis zur Heimat enthüllt
Rüdesheim. (sf) „Heimat, das ist auch ein Gefühl, das ist ein Bekenntnis und wir lieben unsere Heimat!“, da sind sich Vera Jung, die Eventorganisatorin des Balls des Weines, der Magic Bike Rallye und vieler anderer Rheingauer Veranstaltungen und der Rheingauer Michael Apitz, der sich vom Comic-Zeichner zu einem ernstzunehmenden zeitgenössischen Künstlern Deutschlands entwickelt hat, ganz und gar einig. Und diese gemeinsame Liebe hat die beiden Initiatoren auf die Idee gebracht, das 20jährige Jubiläum des Welterbes Mittelrheintal auf eine ganz besondere Art zu feiern: am 5. Juni, dem 20. Jahrestag der Aufnahme in das Welterbe gab es an der Brömserburg in Rüdesheim die spektakuläre Enthüllung von zehn großen Apitz-Gemälden, die in blauen Tusche-Aquarellen den Verlauf des romantischen Rheintals und die das Tal prägenden Burgen zeigen. Ein sehr passender Ort, denn die Rüdesheimer Brömserburg markiert den geographischen Eintritt ins Mittelrheintal und diente als Vorbild für spätere Rheinburgen.
Heute wird die über 1000 Jahre alte Burg im Herzen von Rüdesheim von einem aus den fünf Rheingauer Ehepaaren Vera und Bernhard Jung, Patricia und Jörg Hashagen, Christine und Johannes Meuer, Lydia Malethon und Joachim Piszczan und Natascha und Henry Rölz bestehenden Bürger-Konsortium als zeitgemäßes Museum wiederbelebt und als Kulturschatz bewahrt.
Zwanzig Jahre ist es her, dass die UNESCO dieser einzigartigen Kulturlandschaft das Prädikat „UNESCO Welterebe Oberes Mittelrheintal" verlieh. Ein Grund zum Feiern für die Anrainer auf über 60 Kilometern - von Rüdesheim bis Koblenz. Unter ihnen nimmt Rüdesheim eine Sonderstellung ein, denn es markiert das Tor zum Welterbe-Gebiet – und darauf ist man besonders stolz. Trotzdem hatte man auf ein großes Fest von Seiten der Politik verzichtet, lediglich der Verein Wirtschafts- und Tourismusförderung (WTF) feierte mit verschiedenen kleinen Veranstaltungen den Welterbe-Tag. „Wir haben uns in Anbetracht der noch immer besonderen Situation gegen ein großes Fest entschieden“, erklärte WTF-Vorstand Astrid Climenti. Mit den einzelnen Veranstaltungen habe der Verein der aktuellen Lage Rechnung getragen. Geboten hatte der Tag, so wie ihn die Rüdesheimer und ihre touristischen Mitstreiter in Assmannshausen begingen, für jeden Geschmack etwas: Wanderungen und Spaziergänge von Burg zu Burg, Stadtführungen, eine Kräuter-Rallye, Kräutermenü und Orgelkonzert. „Wir haben das Programm so gestaltet, dass viele Menschen einen richtig schönen Tag in Rüdesheim und Assmannshausen verbringen konnten“, erklärte Climenti. Und auch das Kunstprojekt zu „20 Jahren Welterbe Oberes Mittelrheintal“ in der Brömserburg hatte der WTF finanziell unterstützt und die Druckkosten der großen Bilder gesponsert.
Denn diese Aktion war ganz unbestritten der besondere Höhepunkt zum Jubiläum. Der „Romantische Rhein“ erstreckt sich von Rüdesheim bis Koblenz. Seinen Namen erhielt der Fluss im 19. Jahrhundert, nachdem die Künstler der Romantik ihn für sich als Projektionsfläche entdeckt hatten. Aus der ganzen Welt kamen damals berühmte Persönlichkeiten, vor allem Maler und Schriftsteller, zu Besuch, um sich bei einer Rheinreise von der Mystik des Tals inspirieren zu lassen. Und die Brömserburg in Rüdesheim gilt bis heute als konstitutives Element der Rheinromantik.
Auch Künstler Michael Apitz und Vera Jung beschäftigen sich seit vielen Jahren in unterschiedlicher Form mit diesem berühmten Abschnitt des Rheins. Die Begeisterung für die Geschichte, die Landschaft und die Liebe zum Fluss verbindet beide und so seien sie folgerichtig nun auf die Idee gekommen, das Thema Rhein-Romantik neu zu interpretieren und zu beleben. Herausgekommen ist dabei die neue Reihe „Im Tal der blauen Blume“, die Michael Apitz und Vera Jung ins Leben gerufen haben und die jetzt mit der Vorstellung der neuesten Gemäldeserie von Apitz in der Brömserburg zum 20jährigen Welterbe-Tag gestartet wurde.
Unter dem Titel „APITZ-BLUES" zeigt der Künstler hier wundervoll beeindruckende zeitgenössische, moderne Empfindungen des Rheintals, gemalt als „New Romantic“. „In dieser Region aufgewachsen, fasziniert mich der Rhein von jeher. Es ist eine sensible, kostbare Landschaft, die es zu erhalten gilt, wie eine Art lebendiges Museum“, erläuterte Michael Apitz bei der Enthüllung seiner zehn großformatigen Bilder. Ganz in Blautöne gehalten, hatte er zehn besondere Abschnitte des Mittelrheintals in Tusche gemalt. „Dafür habe ich extra mit am Fuße der Loreley geschöpften Rheinwasser gearbeitet!“. Mehr als zwei Monate hat der Künstler an seinen Bildern gearbeitet. „Zunächst hatte ich in Acryl gemalt, doch schnell die Erfahrung gemacht, dass es diesmal Aquarelle werden!“, so der Künstler. Im Erdgeschoß der Brömserburg gibt es dazu eine extra eingerichtete Künstlerwerkstatt, in der Michael Apitz den interessierten Gästen den genauen Entstehungsprozess des Gesamtkunstwerkes erläuterte. Die vielen Skizzen, kleineren und größeren Bilder, die unterschiedlichen Blau-Tuschen, das Rheinwasser in Kanistern, das alles ist sehr authentisch und ließ die Arbeit erahnen, die hinter dem Kunstwerk steckt. „Die kleinformatigen, skizzenhaften Arbeiten sind alle im Grundton blau gehalten, mit Tusche gezeichnet und dann mit Rheinwasser laviert, also „aquarheiniert!“, erläuterte Michael Apitz mit dem für ihn so typischen Humor. Schließlich seien die zehn finalen Werke entstanden. Diese Tusche-Motive wurden vom Künstler fotografiert, digital nachgearbeitet und dann als Großformate wetterfest gedruckt. Die Platten von je 1,80 mal 3 Meter und 25 Kilogramm Gewicht standen am Sonntag zunächst noch verdeckt an der Mauer der Brömserburg. Regelrecht greifbar war dann die Spannung, als die „beiden Stefans“, die „guten Geister“ der Rüdesheimer Brömserburg, nach den Grußworten des Rüdesheimer Bürgermeisters Zapp und des Stellvertreters des Landrates, Klaus-Peter Willsch, die Bilder unter den Erläuterungen von Michael Apitz enthüllt und entlang der Wand der Brömserburg aufgehängt wurden
„Ich habe spezielle Blicke auf den Fluss ausgewählt und sie dann zu einem rhythmischen Panorama komponiert!“, erklärte der Künstler, der seine Empfindungen zu dieser Landschaft mit viel Poesie gemalt hat. „Es beeindruckt mich immer wieder unglaublich, wie Michael all dies in seinen Bildern auszudrücken vermag!“, hielt auch Vera Jung fest. Zusammen ergeben die Werke eine monumentale Installation und ein künstlerisches Panorama des Rheintals von Rüdesheim bis zur Loreley in Sankt Goarshausen. Doch damit soll nicht Schluss sein: weitere Gemälde sollen in nächster Zeit folgen, kündigte Apitz an. Die Serie „Blues“ soll den kompletten „Romantischen Rhein“ bis Koblenz zeigen, kündigte der Rheingauer Künstler an, der seit vielen Jahren vom Rheintal inspiriert wird. „Ich sehe das Kunstwerk „Blues“ als mein persönliches Jubiläumsgeschenk zu „20 Jahre Welterbe Oberes Mittelrheintal“ an!“, sagte Apitz am Sonntag. Zu sehen sind seine Arbeiten als Ausstellung in der Burg und als monumentale Installationen im Außenbereich in den kommenden Sommerwochen.
Gleichzeitig markiert diese Veranstaltung aber auch den Start der Reihe „Im Tal der blauen Blume", die Michael Apitz gemeinsam mit Vera Jung vom Konsortium der Burg KG ins Leben gerufen hat. Die Begeisterung für die Geschichte, die Landschaft und die Liebe zum Fluss habe sie auf die Idee gebracht, das Thema Rhein-Romantik neu zu interpretieren und zu beleben. Mit dem Titel der Veranstaltungsreihe spielen die beiden auf die „Wunderblume“ des Dichters Novalis an, die zum Sinnbild einer sehnsüchtigen Suche der Romantiker im 19. Jahrhundert wurde. Verschiedene Kunstaktionen mit Malerei, Literatur und Musik sollen in den nächsten Jahren unter diesem Titel veranstaltet werden.
Ein Bericht von Sabine Fladung vom 14.06.2022.
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