Eine Schatzkiste voller wunderbarer Märchen

20.12.2023

Märchenerzählerin Ketlin Wünschestein und Pianistin Barbara Unseld verzauberten Kinder und Erwachsene in der Eltviller Burg und im Johannisberger Familienzentrum

Eltville. (sf) „Und als das Mädchen auch sein letztes Hemd hergegeben hatte und gar nichts mehr hatte, da fielen die Sterne vom Himmel und verwandelten sich in blanke Taler!“ – eine Schatzkiste voller golden verpackter Schokoladentaler bekamen auch die Kinder von Märchenerzählerin Ketlin Wünschestein im Gelben Saal der Kurfürstlichen Burg und im Familienzentrum Johannisberg. Und vier wundervolle Märchen, eingebettet von der Pianistin Barabara Unseld in bekannte Kinderliedermelodien wie das zum Sterntaler passende Lied „Weißt Du, wie viel Sternlein stehen?“. Das zauberte nicht nur der vierjährigen Heidi, ihrer Mama und Oma ein Lächeln ins Gesicht, manch ein Erwachsener hatte angesichts der anrührend dargebrachten Märchen sogar mal ein Tränchen im Auge.

Überhaupt fühlte man sich wie verzaubert bei dieser Veranstaltung der Touristinfo der Stadt Eltville und auch in Johannisberg während draußen der kalte, graue Winterwind den Regen gegen die Fenster peitschte und es immer dunkler wurde, lauschten die rund 30 kleinen und zwei Dutzend große Märchenfans in den gemütlichen Räumen des Gelben Saals der altehrwürdigen Burg den Geschichten vom Sterntalerkind, den fleißigen kleinen Wichtelmännern, die einem armen Schuster zu Reichtum verhalfen, und dem störrischen Esel, der Maria nach Bethlehem tragen sollte. Gebannt verfolgten auch die Allerkleinsten die Geschichte von Goldmarie und Pechmarie bei Frau Holle und klatschen sogar Applaus, als es im Märchen tüchtig schneite. Die Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren hatten sichtlichen Spaß an der Märchenstunde mit der Geisenheimer Stadtjugendpflegerin Kathrin Sonza-Reorda, die sich selbst den größten Wunsch erfüllt, wenn sie in die Rolle der Märchenerzählerin Wünschestein und das passende Mittelalterkostüm schlüpft. Aufmerksam und still saßen die Kinder vor der mit Strohballen, Spinnrad, goldener Kugel und Sternenstoff geschmückten Bühne und lauschten gespannt den altbekannten Märchen. Und auch die Erwachsenen ließen sich nur zu gerne in dieser schönen Atmosphäre vom Märchenfieber anstecken: die Kinder und Erwachsenen waren zusammen ins Märchenland eingetreten, man hatte fast das Gefühl, mitten in den Geschichten aus längst vergangenen Zeiten zu sein, die bis heute nichts von ihrem Zauber verloren haben. Die selig lauschende Kinderschar fühlte sich unter prächtigen Kronleuchtern wie im Märchenschloss.

Für Kathrin Sonza-Reorda und Barbara Unseld eine sehr gelungen Premiere: zum ersten Mal präsentierten die Wahl-Rheingauerin und ihre langjährige Freundin aus Heidelberg gemeinsam das Märchen-Musik-Theater zum Mitmachen und zur Einstimmung auf Weihnachten für Kinder und Familien.

„Schneeflöckchen Weißröckchen – und tripptrapptrapp ein Eselchen“ nennen die Beiden ihr Programm, das 45 Minuten lang ohne Pause Zuhörer von 5 bis 95 Jahren fesselt. „Es war einmal mitten im Winter, als die Schneeflocken wie Federn vom Himmel schwebten…“, eröffnete Erzählerin Wünschestein den Nachmittag und die Kinder setzten sich lauschend zu ihr ins Märchenland, bestaunten die goldenen Sterne und bewunderten die verschlossene Schatzkiste. Ketlin Wünschestein entführte ihre kleinen Gäste in die Zauberwelt der Märchen und schaffte zauberhafte Momente. Richtig sehen konnte man Frau Holle, die ihre Kissen schüttelte, die fleißigen Wichtelmänner bei der Arbeit und auch das Eselchen, das mit Maria und Josef nach Bethlehem zieht. Dank der wunderbar passenden Musik hörte man das Eselchen förmlich trappeln und die Sterne vom Himmel fallen. Barbara Unseld vertonte am Klavier nicht nur die Erzählung, sondern lud alle auch ein, gemeinsam den Schnee mit „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ herbei zu singen. „Das ist wirklich eine wunderbare Einstimmung auf den bevorstehenden Advent!“, meinte die Oma der kleinen Heidi.

Die Kinder fieberten dann auch alle mit, wann sich wohl die geheimnisvolle Schatzkiste öffnet, die ihren Deckel nur hebt, wenn die leise Magie der Märchen wirkt.

Schon als kleines Mädchen habe sie davon geträumt, eine berühmte Schauspielerin zu werden, berichtet Kathrin Sonza-Reorda. Aber obwohl sie es liebte, auf der Bühne zu stehen, sei sie doch sehr schüchtern gewesen und habe sich entschieden, ihren Traum aufzugeben. Stattdessen studierte sie Sozialpädagogik und arbeitet heute in Geisenheim als Stadtjugendpflegerin mit Kindern und Jugendlichen, was ihr ebenfalls sehr am Herzen lag. „Aber dann stellte ich fest, dass ich mehr Abenteuer in meinem Leben brauchte. Ich wollte wieder auf der Bühne stehen und begann, meinen Kindheitstraum auf andere Weise zu verfolgen“, berichtet sie. Das sei der Moment gewesen, als sie zur professionellen Märchenerzählerin wurde: „Überall, wo Menschen einer Geschichte lauschen, mit ihrer Phantasie in ferne Länder und andere Zeiten reisen wollen, eine Auszeit vom Alltag suchen, einfach gut unterhalten werden möchten, erzähle ich Märchen. Egal, ob eine märchenhafte Sommernacht, ein besonderer Ort, Märchen zum Menü, ein Märchenfest im Kindergarten, ein Jubiläum, eine Märchenwanderung, eine Firmenfeier, ein Burgenfest, eine Märchen-Matinee mit Chansons, magische Momente entstehen überall!“. Kathrin Sonza-Reorda kleidet sich passend zu den Geschichten, die sie erzählt und tritt vor unterschiedlichem Publikum auf. „Das kann in Schulen, auf Geburtstagen, in Unternehmen oder auf Festivals sein. Am meisten zu tun habe ich um Weihnachten herum. Zu dieser Zeit des Jahres lieben es die Leute noch viel mehr, Märchen zu hören“, erläutert sie. Die Geschichten sind altbekannt, aber jedes Mal stellt Kathrin Sonza-Reorda ein neues Programm aus unterschiedlichen Märchen zusammen, die ihr besonders gut gefallen. Und damit eine Geschichte lebendig wird, müsse man nicht nur erzählen, sondern auch schauspielern und manchmal auch singen. „Egal, wie viele Menschen im Publikum sitzen und wie alt diese sind, es ist ungeheuer wichtig, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Es erfüllt mich mit so viel Energie und Freude, wenn ich sehe, wie sehr sie die Geschichten lieben, die ich erzähle, und dass ich sie damit wirklich berühre“, meint die Erzählerin. Beim ganz jungen Publikum wie in Eltville baut sie immer Bewegungsspiele und Lieder mit ein, damit die Kinder eingebunden sind: „Danach können sie sich wieder besser konzentrieren. Gerade aufgrund der vielen schnelllebigen Angebote durch iPads und Computer ist es für Kinder wichtig zu lernen, zur Ruhe zu kommen und zuzuhören!“. Viel Humor, aber auch Emotionen gehören zu den Geschichten: „Es ist immer ein tieferer Sinn verborgen. Die Geschichten, die ich erzähle, zeigen, dass das Leben nicht immer einfach ist und dass sich am Ende immer alles zum Guten wendet. Ich möchte das Publikum ermuntern, seinen Träumen nachzugehen. Und ich möchte zeigen, dass es in Ordnung ist, ab und an schwach zu sein.“ Das neue Weihnachtsprogramm wird auch am 19. Dezember im Johannisberger Familienzentrum zu erleben sein und die Rosenmärchen für Erwachsene, die auch schon im Eltviller Rosengarten zu hören waren, stehen am 12. Dezember in Walluf auf dem Programm

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 20.12.2023.

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