Mit zwölf Trauben-Madonnen durch das ganze Jahr

08.05.2024

Johannisberger Künstler István Szász zeigt in der Schloss-Basilika bemerkenswerte Ausstellung in der Reihe „Soulfood – Seelennahrung“

12 Gemälde

Geisenheim. (sf) „Das Nichts hat mich inspiriert. Als ich um den 500. Todestag von Leonardo da Vinci in Kunstbüchern blätterte, stieß ich auf das Gemälde „Madonna mit der Blume". Mir fiel auf, dass in der abgebildeten Fensteröffnung nichts zu sehen ist. Das inspirierte mich, dort eine Landschaft einzubringen. Der farbenfrohe Wechsel der Natur wollte dann am Ende nicht mehr in die Fensteröffnung eingesperrt sein, und so entschloss ich mich dazu, die Madonna heraus aus dem Gebäude zu holen und direkt in die reiche Natur zu malen. Nichts lag mir näher, als dass sie in den Reben sitzen müsste, die den lieblichen Rheingau prägen!“, erläutert der Johannisberger Künstler István Szász, wie seine beeindruckende Serie „Trauben Madonna“ in der jährlichen Rebpflanzen-Entwicklung entstand. Ein Jahr hat er daran gearbeitet, zwölf Madonnen sind entstanden, die durch die zwölf Monate eines Jahres führen und bis zum 1. Juni die zwölf Säulen in der Basilika am Schloss Johannisberg als sehr bemerkenswerte Ausstellung in der Reihe „Soulfood – Seelennahrung“ schmücken.

Seherlebniss

Seit 2016 gibt es die Reihe „Soulfood – Seelennahrung“, deren Ausstellungen stets mit einem festlichen Gottesdienst eröffnet werden. Die erste Ausstellung hieß „Miteinander Teilen“ und bestand aus Bildern und Installationen von Eberhard Müntenich aus Wiesbaden. Es folgten die „Lebens.Raum.Psalmen“ des Bistum Limburg, die hochformatigen Bilder „Säulenbilder“ von Renate Menneke aus Gnadenthal, Stephan Gubers Holzskulpturen „Leib und Leben - ecce homo 2.0“ aus Nidda, die Bilderausstellung „Vom Licht erfüllt“ von Johanna Arlt aus Karben, die großformatigen Bilder mit Texten „Herz, Seel und Mut“ von Sylvia Wolff, Berlin-Wandlitz, die 58 Bilder „Fenster zum Göttlichen“ des Wiesbadener Künstlers Zensho W. Kopp, die große Bilderausstellung „Himmelswanderer“ von Daniela Orben aus Frankfurt und jetzt der zwölfteilige Bilderzyklus „Trauben-Madonna“ von István Szász.

„Die Ausstellung zeigt auch, dass wir auf die die Muttergottes Maria nicht nur im „Marienmonat Mai“ vertrauen können. Sie ist immer an unserer Seite, so wie sie auch immer an der Seite ihre Sohnes Jesus war, den sie jungfräulich geboren hat und mit dem sie als liebende Mutter durch alle schweren Zeiten seines Lebens gegangen ist“ sagte Pfarrer Marcus Fischer im Rahmen des Eröffnungsgottesdienstes. Auf die Initiative von Pfarrer Fischer geht überhaupt die Ausstellungsreihe „Soulfood – Seelennahrung“ im Rheingauer Dom zurück, , jetzt erstmals in der Schloss-Basilika, und weitere Kunstausstellungen in anderen Kirchen der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau. Mit der neuen Ausstellung der zwölf Trauben-Madonnen zeigt er sich sehr zufrieden, sie passe genau in die Reihe. Und die Exponate kämen in der Kirche als Kunstraum an sich ganz wunderbar zur Geltung, wie auch die vielen Besucher des Eröffnungsgottesdienstes beim anschließenden Umtrunk mit dem Künstler bestätigten.

Er erläuterte, wie er inspiriert wurde von der „weggelassenen Landschaft“ in der Fensteröffnung auf dem Gemälde „Madonna Benois" von Leonardo da Vinci. Auf zeitgemäßen Darstellungen sind in solchen Fensteröffnungen üblicherweise Landschaften zu sehen. Dies habe ihn angeregt, die fehlende Landschaft in Szene zu setzen. Zu sehen sind die Madonnen vor monatlichem Rebwuchswechsel. „Meine Malerei ist gerichtete Spontanität, primär ist die Farbe, Form und Struktur kommen dazu. Aus diesem Konglomerat entwickelt sich eine sinnliche Farbwelt, in der der Betrachter immer wieder ein neues Seherlebnis entdeckt!“, erklärt István Szász.

Bis 1. Juni sind die Madonnen zu sehen

Geboren 1940 in Marosvásárhely in Transsylvanien und in Ungarn aufgewachsen, kam er nach seiner Flucht 1956 nach Johannisberg und besuchte das Internat für ungarische Schüler als Vorbereitung für den späteren Besuch der Rheingauschule Geisenheim. Seine Liebe zur Kunst verfestigte ein Studium der Malerei in der Werkkunstschule Wiesbaden bei Vincent Weber und Grafik bei Prof. Friedrich Poppl, mit Grafik-Designer Abschluss. Danach folgten drei Semester Kunsterziehung und Biologie. Seit 1967 ist István Szász als freiberuflich schaffender Künstler in Johannisberg tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der Malerei und Illustration, unter anderem hat er schon Kunstwerke für Aral, Blendax und Daimler geschaffen. Ausgezeichnet wurde er auch für seine Arbeiten für die dtv – Atlanten „Biologie 1967“ und „Baukunst 1981“, ebenso wie für die Dunlop Kampagne 1974. Seit 1984 widme er sich vor allem der Malerei. Seine Bilder sind in zahlreichen Einzel- und Gruppen-ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Außerdem war István Szász 1987 Mitbegründer des Künstlerkreises Johannisberg.

Hocherfreut war auch er, dass seine Madonnen-Ausstellung bei der Eröffnung auf so ein großes Echo traf. Die Gäste waren von den jahreszeitlichen Abbildungen sehr angetan. Von dem eventuellen Erlös sollen 50 Prozent für die Orgel- Instandsetzung gespendet werden. ZU sehen sind die zwölf Trauben-Madonnen täglich bis 1. Juni während der Öffnungszeiten der Schloss Basilika von 9 bis 18 Uhr.

Und die nächste Ausstellung der Reihe wird dann direkt anschließen, dann geht es um die künstlerische Auseinandersetzung mit Missbrauch, wie Pfarrer Fischer ankündigte. Diese Ausstellung wird dann wieder im Rheingauer Dom zu sehen sein.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 08.05.2024.

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