Einen Reim für Geisenheim

25.09.2007

Weinfreunde treffen sich seit 18 Jahren in der Weinbruderschaft der Geisenheimer Wein-Reimer. Sabine Fladung lauschte.

"Das Dichten tut den Menschen gut, wenn er es nämlich selber tut und dazu, um eines guten Reimes willen, muß man ein Weinglas mehrmals füllen. So stellen wir abschließend fest: In Vino bono mens sana est", dieser Spruch stammt aus der Feder des Ehrenmitgliedes und Mitbegründers der Geisenheimer Wein-Reimer Reiner Klein. Damit ist auch schon erläutert, was ein Geisenheimer Wein-Reimer können sollte: Wer zu der 1989 gegründeten Weinbruderschaft gehören will, muss einen Vers für den Wein reimen.

Es war im Oktober 1988, als vier Geisenheimer Bürger - darunter der ehemalige Bürgermeister Reiner Klein und der langjährige Geschäftsführer des Rheingauer Weinbauverbandes, Wilfried Herold - bei einer Verschwisterungsfeier mit Chau vigny in Westfrankreich in die Weinbruderschaft der "Confrérie des Tire-Douzi" (zu deutsch: "Die Spundenzieher") als Ehrenmitglieder aufgenommen wurden. Nach ihrer Rückkehr nach Geisenheim erwogen die beiden Rheingauer Weinfreunde die Gründung einer eigenen Weinbruderschaft. Schließlich trug Geisenheim damals schon seit zwei Jahren den Titel "Internationale Stadt des Weines und der Reben". Im Mai 1989 wurde die Idee durch 14 Geisenheimer Bürger und Weinfreunde manifestiert. Bei der offiziellen Gründung knapp ein halbes Jahr später auf dem Weingut Heinrich Jung traten 31 Mitglieder der Weinbruderschaft bei. Wilfried Herold erdachte den Namen und die "Geisenheimer Wein-Reimer" waren geboren. Herold, der heute wie Klein Ehrenmitglied ist, wurde als "Oberreimer" zum Vorsitzenden ernannt, Reiner Klein wählte man zum "Zeremonienmeister".

Die Satzung schreibt fest, dass jeder Bewerber einen vier- bis achtzeiligen Reim vorlegt, in dem die Worte Geisenheim und Wein vorkommen. "Über die Anerkennung der Verse entscheidet kritisch der Vorstand", erläutert der heutige Oberreimer Herbert Heise. Dieser "Aufnahmevers" wird jeweils auf der Rückseite eines handtellergroßen Ordens abgedruckt, dessen Vorderseite das Vereinsemblem der Weinreimer ziert. Das Emblem, äußeres Zeichen der Mitgliedschaft, besteht aus einem silberfarbenen, stilisierten Fassboden mit der Aufschrift "Geisenheimer Wein-Reimer", dem alten Geisenheimer Wappen sowie dem neuen Logo der Stadt Geisenheim. Es wird an einem grün-goldenen Band getragen.

"Der Zweck unserer Vereinigung ist die Vertiefung des Wissens um den Wein im Allgemeinen und um den Geisenheimer Wein im Besonderen", erläutert Heise. "Aber vor allem auch die Freundschaft und Geselligkeit beim Wein." Außerdem geben die Weinbrüder eine Sammlung von alten Weinliedern, Versen und Gedichten sowie die gesammelten Reime heraus und kümmern sich um Veranstaltungen in Geisenheim, die einen Bezug zum Wein haben. Zum Jahresprogramm gehören die Vorstellung einzelner Weingüter, Lichtbildvorträge über Weinkultur und Geschichte, Besuche im Weinbauamt, in Museen, Genossenschaften, die Verkostung von Weinen anderer Regionen sowie Weinbergsbegehungen unter sachkundiger Führung. Feste Termine sind das alljährliche Sommerfest und eine öffentliche Weinmesse im November. Auch Exkursionen in andere europäische Weinbaugebiete werden unternommen. In Würzburg wurden die Geisenheimer Wein-Reimer 1994 in die Gemeinschaft deutschsprachiger Weinbruderschaften aufgenommen.

"Wir sind stolz darauf, nicht nur eine eigene Fahne zu haben, sondern auch einen eigenen Weinkeller in Geisenheim, der von uns ausgebaut wurde", so Oberreimer Herbert Heise. In diesem alten Gewölbe in der Nachbarschaft des Geisenheimer Rathauses finden die wichtigsten Veranstaltungen der Wein-Reimer, vor allem die alljährlichen feierliche Aufnahmezeremonie und Weinproben statt. Rund 120 Mitglieder aus ganz Deutschland gehören der Geisenheimer Weinbruderschaft mittlerweile an - darunter auch viele weibliche Mitglieder.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 25.09.2007.

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