Sicher, es gibt immer Orte, die spannender scheinen, als die vor unserer Haustüre. Aber das Argument, man wolle in die Wärme, zählt zwischen März und Oktober nicht. Hierbleiben, in einer touristisch attraktiven, weil vielseitigen Region, heißt die Alternative. Die auch dafür sorgt, dass das Geld bei uns ausgegeben wird. Guido Jahn über die "Daheimbleiber" in Rheingau, Aartal und Idsteiner Land.
Lebens-, Wein- und Wanderfreude pur findet man vor der eigenen Tür im Rheingau, im Aartal und im Idsteiner Land. Manche nennen die Rheingau-Taunus-Region das "Burgund am Rhein" - und zwar zu Recht. Die hohen Taunushügel schützen die Region vor den kalten Nordwinden und nach Süden hin fallen die Hügel hinab zum Rhein. Die Weinberge entlang des majestätisch daliegenden Stroms schaffen ein außergewöhnlich mildes Mikroklima.
Dieser klimatische Vorzug war schon früh bekannt und wurde auch genutzt: Bereits 817 wurde auf dem Johannisberg Wein angebaut, also lange bevor 1775 dort die Spätlese "entdeckt" wurde. Vor allem die Klöster und Kirchengemeinden waren es, die den Weinbau weiterentwickelten. Der florierende Handel zog aber auch Nobelmänner an. Und so entstanden etliche Bauwerke, die auch heute noch zu den Sehenswürdigkeiten der Region zählen, wie die Klöster Eberbach, Marienthal und Eibingen, die Schlösser Johannisberg und Vollrads sowie die Kurfürstliche Burg in Eltville am Rhein. Oder Kirchen, wie St. Valentinus in Kiedrich mit der ältesten noch spielbaren Orgel Deutschlands, der Geisenheimer Dom oder St. Martin in Lorch am Rhein mit dem größten gotischen Schnitzaltar Deutschlands. Und über allem thront seit 1883 das trutzige Niederwalddenkmal, einst zur "Wacht am Rhein" gegen den damaligen Erbfeind Frankreich errichtet. Unmittelbar unterhalb liegen Rüdesheim am Rhein und Lorch am Rhein, nicht nur traditionsreiche Weinorte, sondern seit 2002 auch noch Eingangstor zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.
Zwischen all diesen Sehenswürdigkeiten ist der Rheingau eine vorzügliche Region zum Einkehren in eine der vielen Straußwirtschaften oder für einen Aktiv-Urlaub mit Radfahren, Golfspielen oder Weinlesen, ja sogar mit Lama-Trekking am Kloster Eberbach, bekannt auch als Kulisse für Filme wie "Der Name der Rose" oder "Hildegard von Bingen". Man weiß das alles, aber man sollte es auch mal wieder erleben.
Schließlich kommt man hier auch als Wanderer auf seine Kosten. Große Schleifen sind die 120 Kilometer langen Rheingauer Riesling Routen oder Teile des 320 Kilometer langen Rheinsteigs, der von Wiesbaden über den Rheingau bis nach Bonn führt; alternativ gibt es den verhältnismäßig "kleinen" Flötenweg zwischen den Schlössern Vollrads und Johannisberg oder Wege im UNESCO-Welterbe, wo man beim beschwerlichen Zickzack durch steile Reblagen immer wieder mit grandiosen Einblicken ins Rheintal entschädigt wird. Und auf vielen Wegen ist dem Wanderer immer wieder einer voraus: der Dichter und Naturwissenschaftler Johann Wolfgang von Goethe! Etliche Male war er zwischen Wiesbaden und Lorch am Rhein unterwegs, trank, spazierte und sinnierte.
Aber die Aktivurlauber kommen auch oberhalb des Rheins auf ihre Kosten: Das Aartal und das Idsteiner Land sind bekannt für ihre einzigartige Naturlandschaft mit unberührten Wäldern und Flusstälern. Der Aar-Höhenweg, der Aartal- Radweg, das Radwegenetz im Idsteiner Land oder die Nordic-Walking-Strecken im Kurpark Bad Schwalbach sindinteressante Ausflugsziele. Die eleganten Staatsbäder Bad Schwalbach (mit Moorbadehaus und Kneipp-Barfuß-Pfad) und Schlangenbad (Thermalbad, Thermalfreibad und Saunalandschaften) laden zu Wellness- und Beautyaufenthalten ein. Und in Idstein findet der Besucher sowohl Fachwerkkunst am historischen Marktplatz mit dem Killingerhaus- Museum als auch mittelalterliches Ambiente rund um den Hexenturm, das Wahrzeichen der Stadt aus dem 12. Jahrhundert. Sehenswert in Taunusstein sind das Wehener Schloss sowie der wieder errichtete Limes-Wehrturm in Orlen.
Ein paar Kilometer weiter westwärts in Kemel ist ein weiteres Teilstück des Obergermanisch-Raetischen Limes zu bestaunen, der seit 2005 ebenfalls UNESCO-Welterbe ist. Bereits zur Römerzeit war der Aar-Höhenweg eine Verbindung zwischen den Kastellen entlang des römischen Grenzwalls Limes in der Rheingau-Taunus-Region. Heute ist er eine beliebte Wanderstrecke, sie führt von der Quelle der Aar im Stadtwald von Taunusstein-Orlen durch herrliche Wälder und Felder bis zur Mündung in die Lahn bei Diez.